Siegerehrung der Wettbewerbe „Bauernhof des Jahres 2021“ und Vifzack 2021
„Wohin du auch gehst, gehe mit ganzem Herzen“, gab Präsident Franz Titschenbacher den Ausgezeichneten mit auf dem Weg. Zuvor stellten die Vifzack-Geehrten ihre innovativen Produkte vor, die sie mit viel Herzblut, Einsatz, Ausdauer und oft auch gegen Widerstände auf den Markt gebracht und für ihre Betriebe eine Nische gefunden haben. Ebenso ernteten die Erfolgswege der etablierten Betriebe, die sich um den begehrten Titel „Bauernhof des Jahres 2021“ bewarben, viel Applaus. Vizepräsidentin Maria Pein betonte, dass „Innovation weiblich“ sei und dankte für den Mut und die Kraft auf den Höfen neue Wege einzuschlagen. Kammerdirektor Werner Brugner sagte: „Die Ausgezeichneten zeigen es vor: 'ein geht nicht, gibt es nicht'“. Auf die Geehrten treffe ebenso zu: Es geht nicht um die Größe des Betriebes, sondern um die geistigen Hektar.
Kandidaten und Sieger „Bauernhof des Jahres 2021“
Kandidat Katharina und Andreas Affenberger
Familie Affenberger aus Gams bei Frohnleiten hat sich ganz der Mutterkuhhaltung verschrieben. Und das schon seit dem Jahr 1992. Die extreme Berg-Lage macht nur eine extensive Bewirtschaftung möglich, daher wird auf biologischer Basis gearbeitet – der Familie ist auch die Landschaftspflege ein ganz großes Anliegen. Ein Teil der Tiere wird im Sommer auf die Gmoa-Alm aufgetrieben, wo die Eltern auch eine Almhütte betreiben. Und: Andreas Affenberger ist auch Obmann der gleichnamigen Agrargemeinschaft. Vermarktet wird das hochwertige Fleisch unter der Marke Styria-Beef. Auch für die Weiterführung des Betriebes schaut es gut aus – Sohn Fabian (14) zeigt bereits großes Interesse.
Kandidat Birgit und Dietmar Fleischhacker
Birgit und Dietmar Fleischhacker aus Markt Hartmannsdorf sind seit Generationen mit Leib und Seele Waldbewirtschafter – 70 Prozent des 38 Hektar großen Waldbestandes ist Mischwald, der Rest Fichte. Während der Lieblingsbaum von Dietmar Fleischhacker die Fichte ist, setzt Tochter Katharina – sie ist Försterin – auf Tanne und Eiche. Auch Tochter Franziska ist Richtung Forstwirtschaft unterwegs und besucht derzeit die Forstschule in Bruck. Familie Fleischhacker setzt auch auf Ackerbau – angebaut werden Mais, Kürbis und Soja.
Kandidatin Barbara Friedam
Am Bio-Mutterkuh-Betrieb von Barbara Friedam aus Frohnleiten hat das Tierwohl den höchsten Stellenwert. „Meine Kälber sind oft wie eine Kindergartengruppe. Jedes hat seinen eigenen Charakter, seine eigenen Verhaltensweisen und man merkt schnell, wenn einmal etwas nicht in Ordnung geht“, sagt die engagierte Bäuerin, die vor vier Jahren den Betrieb von ihrem Schwiegervater übernommen hat. Unterstützt Barbara Friedam natürlich von ihrem Mann und ihren drei Kindern sowie vom Schwiegervater. Schließlich gilt es 45 Rinder, davon 23 Mutterkühe, zu versorgen und das Fleisch der Marke Styria-Beef an die Kunden zu bringen.
Kandidat Andrea und Michael Gschaidbauer
Andrea und Michael Gschaidbauer aus Fladnitz an der Teichalm sind auf eine etablierte Vermarktungsschiene aufgesprungen. Und zwar rechtzeitig, um die Bevölkerung zur Corona-Zeit ideal mit frischer Rohmilch versorgen zu können. Sie befüllen Milchautomaten in Weiz und Passail jeweils vor Spar-Märkten. Da die Automaten auf ein Container-System basieren, können diese zu Hause befüllt und gereinigt werden, sodass sich vor Ort der Aufwand in Grenzen hält. Familie Gschaidbauer betreut 15 Kühe, die im Laufstall mit viel Auslauf ins Freie gehalten werden. Die innovativen Milchbauern betreiben auch einen Blog, ihre Marken-Milch ist als „Kuhlemuh“ bekannt.
Kandidat Vera und Nikolaus Lerch
Tochter Xenja Lerch hat den Vorführ-Champion-Titel der Jungzüchter drei Mal gewonnen und wurde 2019 Typsieger. Ihre Schwester Loreen erreichte bereits einen Reserve-Sieg. Die Eltern Vera und Nikolaus sind vom Engagement ihrer Kinder sehr begeistert und fördern ihre Talente. Der Familienbetrieb züchtet Braunvieh, 40 Milchkühe und etwa 45 Stück Jungvieh stehen auf dem Top-Betrieb in Kammern im Liesingtal. Besonders stolz sind Vera und Nikolaus Lerch auf ihre Milchleistungen, sind sie doch bei Braunvieh die Nummer drei in der Steiermark und österreichweit unter den Top 10.
Kandidat Sonja und Hubert Wippel
Im Hofladen von Familie Wippel aus Bierbaum bei Premstätten sind die Mehlspeisen die großen Renner. Für Striezel, Osterbrote, Krapfen und Co. gab es schon mehrfach Auszeichnungen und Landessiege. Auch die Kardinalschnitten sind weithin bekannt. Das zweite große Standbein ist der Gemüseanbau. Außer im eigenen Hofladen werden die Produkte über sieben Lagerhaus-Genussläden vertrieben. Die Kunden des Hofladen Wippels können sogar aus 400 verschiedenen Produkten wählen.
3. Platz "Bauernhof des Jahres 2021": Elisabeth und Bernhard Klein
Durch die pädagogischen Aktivitäten von Seminarbäuerin und Pädagogin Elisabeth Klein hat sich der Flambergerhof einen besonderen Namen gemacht: Neben der Aufzucht von Kalbinnen haben Elisabeth und Bernhard Klein ihren Hof auf Wissensvermittlung spezialisiert. Ihre Angebote wie Kindergeburtstage, Bauernhof-Erlebnistage oder Rechtschreibwochen können auf ihrem Hof gebucht werden. Beim „Kindergeburtstag“ wird mit den Kindern gefeiert und gespielt, sie lernen aber auch die Tiere kennen oder im Shaker aus Milch Butter zu machen, um damit eine Jause zu streichen. Die Rechtschreibwochen werden rechtzeitig vor Schulbeginn angeboten, dabei wird auch auf Legastheniker besondere Rücksicht genommen.
2. Platz "Bauernhof des Jahres": Sonja Trummer und Günter Schöllauf
Die Karriere von Sonja Trummer und Günter Schöllauf als Ziegenhalter begann einfach märchenhaft. Sie bekam einen Ziegenbock geschenkt, dazu gesellten sich sieben Ziegen und sie begannen sich selbst mit Milch, Fleisch und Käse zu versorgen. Sonja Trummer hängte sogar ihren Beruf als Bandagistin an den Nagel, wurde Bäuerin, ließ sich zur landwirtschaftlichen Facharbeiterin ausbilden, krönte ihren Beruf noch mit der Meisterprüfung und ist voll in die Ziegenkäse-Produktion eingestiegen. In ihrer Käse-Manufaktur stellt sie Joghurt, Topfen und verschiedene Frischkäse-Variationen her, die sie ab Hof sowie an viele gastronomische Spitzenbetriebe in der Region verkauft. Auch Kitzfleisch wird angeboten. Insgesamt halten Sonja Trummer und Günter Schöllauf 45 Muttertiere und 90 Kitze, die auch von einem Hüttenhund bewacht werden.
1. Platz "Bauernhof des Jahres": Maria und Markus Straßer
Die Nebenerwerbsbauern aus Mitterlobming im Murtal betreuen derzeit 130 Mutterschafe und 70 Jungtiere sowie Lämmer. Seit der Übernahme des Hofes vor fünf Jahren haben sie kontinuierlich erweitert. Ihr vor zwei Jahren mit dem Tierschutzpreis des Landes ausgezeichneter Tierwohlstall – mit Strohbett, Tageslicht durch flexible Verglasung einer Seitenfront, ständige Frischluft – ist für 150 Muttertiere samt Nachzucht ausgerichtet. Das große Vorbild in der Schafzucht ist für Markus Straßer sein Vater Josef, der vor 40 Jahren mit der Schwarzkopfzucht begonnen hat und heute noch immer zum Erfolg des Sohnes beiträgt. So hat Familie Straßer mit einem Schafbock einen Europasieg eingefahren und bei den steiermark- und österreichweiten Zuchtschauen erreichen ihre Zuchttiere immer Spitzenplätze.
Der Steirische Agrarpreis für innovative Land- und Forstwirtschaft: Vifzack 2021
Projekt „Kuhlemuh“: Andrea und Michael Gschaidbauer
Weil das Automaten-System von Familie Gschaidbauer so einzigartig und unkompliziert ist, und die Milch während der Corona-Zeit durch dieses System so reißenden Absatz fand, hat sich Familie Gschaidbauer auch um den Innovationspreis „Vifzack“ beworben.
Projekt „Haskap-Beeren“: Christian und Ruth Haselmair-Gosch
Die Beeren-Profis Christian und Ruth Haselmair-Gosch St. Ulrich in Greith erobern mit ihren Exoten den Beerenmarkt. Haskap heißt die robuste Frucht, die Gaumen und Gesundheit erfreut. Ein neues steirisches Superfood mit Potenzial. Die Pflanze ist sehr robust und passt deshalb auch perfekt auf Nordhänge, Steil- und Tallagen.
Frische ist das große Plus dieser Beere, die auch verarbeitet als Fruchtmus, Pulver und Likör vermarktet wird.
Projekt „Brottasche aus Bienenwachs“ : Judit und Karl Klaindl
Judit und Karl Klaindl aus Sinabelkirchen schwärmen für Bienen und bieten neben Honig eine Reihe innovativer Produkte wie Brottaschen oder Tücher aus Bienenwachs an. Sie betreuen 50 Bienenvölker und bieten Gesundheitsbewussten eine Bienenhütte an, in der sie „wellnessen“ können. Zu wahren Verkaufsschlagern haben sich aber mittlerweile ihre Brottaschen und Tücher aus Bienenwachs entwickelt. Diese Bienenwachstaschen sind richtige Frischhalte-Tücher, in denen Brot aber auch Fleisch und Wurst sehr lange haltbar bleiben.
Projekt „Kaninchen-Manufaktur Langohr“: Daniela und Ing. Hannes Lang
Hannes Lang aus Riegersburg ist Visionär und sein Traum war schon lange die Kaninchenzucht. Diesen Traum hat sich der Nebenerwerbsbauer erfüllt und gibt damit einem traditionellen, gesunden Fleisch eine neue Bedeutung. Kaninchenfleisch, in der k.u.k-Zeit eine Delikatesse, erlebt vor allem aufgrund des gesteigerten Gesundheitsbewusstsein eine Renaissance. Daniela Lang macht den Kunden Gusto und gibt Tipps für das Zubereiten von Suppen, Schnitzel oder Braten. Gehalten werden die Tiere in der Langohr-Manufaktur von Daniela und Hannes Lang absolut tiergerecht.
Projekt „Tannenwelt“: Dr. Christina Mandl
Das Projekt „Tannenweld“ wurde von Dr. Christina Mandl initiiert, die mehrere Projektpartner zusammengeführt hat. Von der Lebenshilfe Judenburg werden Tannenkissen, Stoffpuppen, Schlüsselanhänger, Überzüge und Innenkissen genäht. Die Füllung, also die Tannenspäne kommen vom Sägewerk Sallegger in Birkfeld, die Schafwolle von Familie Wernig in Mühlen. Verkauft wird mittels eines Online-Shops.
Das Projekt Tannenwelt wurde in der Sonderkategorie „Über den Tellerrand“ eingereicht.
Projekt „Vulkanland-Chili“: Anton und Eva Reicher
Anton Reicher ist einer von sechs Landwirten, die auf Käferbohnen und Kürbis spezialisiert sind. Sie haben ein internationales Gericht – Chili – regional interpretiert und erobern mit ihrem Vulkanland-Chili erfolgreich den Markt. Sie verwenden statt der internationalen Kidney-Bohne die steirische Käferbohne. Das Käferbohnen-Chili gibt es mild oder scharf mit heimischen Rindfleisch aber auch vegan. Das Rezept wurde im Hotel Kowald in Loipersdorf kreiert und abgeschmeckt, hergestellt wird es als Dienstleistung von der Landgenossenschaft Ennstal in Stainach. Der Vertrieb erfolgt über die großen Handelsketten.
Projekt „Steirer-Quinoa“: Michaela Summer und Erich Holler
Mit Michaela Summer und Erich Holler haben sich zwei innovative Köpfe gefunden. Sie kultivieren in Halbenrain mit Leidenschaft und Erfolg die Trend-Kultur Quinoa – eine gesunde Herausforderung. Quinoa ist als Superfood eine wunderbare Fleisch-Alternative in der vegetarischen, veganen und glutenfreien Küche, die immer mehr Anhänger findet. Während Käferbohnen-Königin Michaela Summer für das Marketing verantwortlich zeichnet, ist Erich Holler für den Anbau zuständig. Er gehört zu den ersten Quinoa-Pionieren in der Steiermark.
3. Patz "Vifzack 2021": Projekt Hofgeschichten-Blog von Martin Kappel
Martin Kappel aus Wuschan ist Biobauer und Geschichtenerzähler. Seine Hofgeschichten erzählt er in Blogs auf seiner Webseite www.hofgeschichten.at sowie auf Facebook und Instagram seinen über 1.600 Fans. Sein Blog handelt von der „Winterruhe am Land“, oder berichtet darüber, wie es ist „Wenn die Henne brütet“. Fotos seiner Frau Sophie, die auch die Idee für die Blogs hat, ergänzen das Erzählwerk. Beim Online-Voting des Agrarinnovationspreises Vifzack erhielt Kappel 4.699 Stimmen und erreichte somit den 3. Platz
2. Platz "Vifzack 2021": Projekt RTK Lenksystem von Andreas Ortner
Andreas Ortner aus Badendorf bei Georgen an der Stiefing ist nicht nur Landwirt, sondern auch begeisterter Programmierer. Auf seiner Webplattform autosteer.cc gibt er Tipps, wie sich solch teure Systeme im Eigenbau basteln lassen. Dazu braucht es einen exakt eingemessenen Punkt am Hof, auf dem eine sogenannte RTK-Basisstation aufgestellt wird. Das Funksignal der Basisstation erhöht die Genauigkeit des GPS-Traktors auf zwei Zentimeter. Für seine Idee, anderen Landwirten zu zeigen, wie sie sich selbst ein solches System bauen können, erhielt Ortner 6.444 Stimmen.
1. Platz "Vifzack 2021": Projekt Hofschneider Dirndln von Christina und Stefanie Niederl
Unter ihrem Vulgonamen „Hofschneider“ bieten die zwei „Dirndln“ – Christina und Stefanie Niederl aus Gnas – in mehreren auffällig und unübersehbaren pinken Automaten etwa 60 bäuerliche Produkte von 25 Direktvermarktern rund um die Uhr an. Dazu kommen auch verschiedene Suppen und Sugos regionaler Gastrobetriebe zum Aufwärmen. Das Projekt der Hofschneider Dirndln verbindet Innovation mit Tradition. Die pinken Rund-um-die-Uhr-Einkaufautomaten stehen für Innovation, der Name Hofschneider Dirndln für Tradition. Bestückt sind die bunten Automaten beispielsweise auch mit Fleischspezialitäten, Eiern, Gemüse, Nudeln, Säften, Aufstrichen uvm. von bäuerlichen Betrieben aus der Region. Das Geschwister-Duo hat sich die Aufgaben klar getrennt: Christina ist für das Management, das Marketing, für die Buchhaltung und das Finden neuer Standorte zuständig. Stefanie sorgt dafür, dass die Automaten befüllt werden und holt die Produkte von den regionalen Bauern ab.
1. Platz in der Sonderkategorie "Über den Tellerrand": Projekt „Das Schöne und die Biene“ von Silvia Götz und Christian Suppinger
Mit der Kategorie „Über den Tellerrand“ werden Ideen und Initiativen gewürdigt, welche die heimische Land- und Forstwirtschaft fördern, jedoch nicht von Mitgliedern der Landwirtschaftskammer Steiermark ausgehen.
Christian Suppinger und Silvia Götz aus Hausmannstätten wollen mit dem Verein „Das Schöne und die Biene“ Wildblumen in Privatgärten, Gemeindeflächen, etc. pflanzen. Die Künstler bemalen die Bienenstöcke als Hingucker.
Christian Suppinger und Silvia Götz aus Hausmannstätten wollen mit dem Verein „Das Schöne und die Biene“ Wildblumen in Privatgärten, Gemeindeflächen, etc. pflanzen. Die Künstler bemalen die Bienenstöcke als Hingucker.