Mit mehr Daten künftig eine optimierte Fütterung realisieren
Zwei forschungsaktive und innovative Unternehmen, der Stallausstatter Hetwin GmbH und das steirische Technologieunternehmen smaXtec animal care GmbH, welches ein Monitoringsystem für Milchkühe entwickelt hat und erfolgreich vertreibt, haben in Kooperation mit der Innovation Farm der HBLFA Raumberg-Gumpenstein das Potenzial einer Zusammenführung von automatisierter Fütterungstechnik mit Vitaldaten einer Milchviehherde untersucht.
Anhand von Tierdaten Rationen anpassen
Das Ziel des Use Case war es zu evaluieren, ob diese Daten genutzt werden können, um die Fütterung zu überwachen und bei Bedarf Rationsanpassungen vorzuschlagen. Diese erste Studie dient dabei als Grundlage für weiterführende Untersuchungen mit dem Ziel, diese Funktion weiter zu entwickeln. Einen klaren Mehrwert, den eine solche Vernetzung mit sich bringt, liegt in der künftigen Usability: Nutzer können sehr einfach auf Basis exakter Tierdaten Rationsänderungen übernehmen und somit eine bedarfsgerechte Fütterung sicherstellen. Dies würde die Effizienz und die Benutzerfreundlichkeit einer automatisierten Fütterung wie die Technik von Hetwin noch weiter erhöhen und einen entsprechenden Mehrwert bringen.
Die Technologie von smaXtec ermöglicht es, tierindividuell Vitalparameter wie Bewegungsaktivität, Wiederkäuaktivität sowie Körpertemperatur zu erfassen. Weltweit einzigartig ist die Messung der Pansenaktivität. Insbesondere diese Daten stehen in einem engen Zusammenhang mit der Energie- und Strukturversorgung, was eine qualitative Bewertung der tierindividuellen Fütterung erlaubt. Mit dem Ziel, die Effekte, welche bei Einzeltieren in der Fütterung beobachtet werden, auf die Herden zu übertragen, wurden die gewonnenen Daten zu Herdenparametern gruppiert und geprüft, ob auf Grundlage dieser Zusammenführung Rationsanpassungen vorgeschlagen werden können.
Versuchsherde
Dazu wurde ein Versuch im Entwicklungsstall der Firma Hetwin durchgeführt. Die aus 53 Holstein-Kühen bestehende Herde wurde mit dem Sensorsystem der Firma smaXtec ausgestattet. Die Studie lief von März bis Juni 2023 und umfasste drei Durchgänge von jeweils 14 Tagen. Im ersten Durchgang wurde die Kraftfuttermenge erhöht, wodurch die Tiere mit Energie überversorgt wurden. Diese Ration war durch einen niedrigen Strukturanteil gekennzeichnet. Im zweiten Durchgang wurde die Kraftfuttermenge dem Bedarf der Tiere angepasst. Im dritten Durchgang wurde die Kraftfuttermenge deutlich reduziert, was zu einer Energieunterversorgung führte. Diese Ration war durch einen deutlich höheren Strukturanteil gekennzeichnet.
Auch wenn es im Rahmen der Feldstudie nicht möglich war, die fütterungsspezifischen Informationen eines einzelnen Tieres vollständig auf die Parameter der gesamten Herde zu übertragen, wird seitens der Innovation Farm als auch der Projektpartner, fütterungssensitiven Herdenparametern großes Potenzial beigemessen. Im Zuge der Datenanalyse stellte sich heraus, dass sich die Bedingungen einer Feldstudie stärker als erwartet auf die Herdenparameter auswirkte. Beispielsweise beeinflusst der zunehmende Laktationstag die Herdenparameter stärker als Änderungen in der Rationszusammensetzung. Auch die Stichprobenanzahl von 53 Kühen ist für die Entwicklung einer zuverlässigen Methode zum Ableiten von Herdenparametern zu gering.
Fazit
Diese Feldstudie liefert wertvolle Erkenntnisse und Impulse für die Entwicklung von fütterungssensitiven Herdenparametern. Um tierindividuelle Daten system- und herstellerunabhängig für Automatisierungsprozesse zu nutzen, müssen diese für den jeweiligen Use Case richtig interpretiert und aufbereitet werden. Diese Funktionen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Wie bereits im Ackerbau der Traktor mit dem Anbaugerät kommuniziert, stehen die Technologien zukünftig dann nicht mehr ausschließlich als Insellösung zur Verfügung, sondern stellen Assistenzsysteme dar, die aus dem Zusammenspiel mehrerer Technologien funktionieren.