Menschen essen wieder mehr Fleisch
Herr Obmann Josef Kaiser, die Erzeugerpreise sind gefallen. Warum?
JOSEF KAISER: Seit Herbst sind die Schweinepreise rückläufig. Hauptgrund dafür sind die Strafzölle Chinas auf europäisches Schweinefleisch – eine Gegenreaktion auf die von der EU verhängten Strafzölle auf chinesische E-Autos. Wir Schweinehalter zahlen damit völlig unverschuldet die Zeche für diese Zollpolitik. Zudem ist das Angebot gestiegen, nicht zuletzt aufgrund der zufriedenstellenden Preise in den vergangenen zwei Jahren.
Die Zölle gelten aber nicht dezidiert für Österreich?
China ist sehr unberechenbar. Ursprünglich sollten sie für Spanien, Dänemark und die Niederlande gelten. Bezollt wurden aber auch schon deutsche und österreichische Schlachtbetriebe.
Betroffen sind Teilstücke wie Haxerln und Ohren, die in Asien hohe Erlöse erzielen und normalerweise unserem Schweinepreis zugute kommen – das fällt weg. Außerdem drückt das gewachsene spanische Angebot, das auf dem EU-Markt unterzubringen ist, unseren Preis.
Betroffen sind Teilstücke wie Haxerln und Ohren, die in Asien hohe Erlöse erzielen und normalerweise unserem Schweinepreis zugute kommen – das fällt weg. Außerdem drückt das gewachsene spanische Angebot, das auf dem EU-Markt unterzubringen ist, unseren Preis.
Wie läuft der Absatz?
Wir in Österreich haben das Glück, dass der Schweinefleischabsatz verhältnismäßig gut läuft – wir haben immer auf den Heimmarkt geschaut. Wir haben wieder leicht steigende Konsumzahlen. Und wir hatten auch den höchsten europäischen Schweinepreis. Wenn aber der Abstand zu groß wird, müssen auch wir Preisrücknahmen wie jetzt hinnehmen.
Was bedeutet der Rückgang nun für die heimischen Produzenten?
Wir haben einen Investitionsrückstau – auch durch den Wandel hin zu mehr Tierwohl. Dazu braucht es vernünftige Deckungsbeiträge. Noch sind die Rückgänge nicht desaströs, aber wir brauchen höhere Erzeugerpreise, um diese Veränderung finanzieren zu können.
Wie schätzen Sie den Markt mittelfristig ein?
Wir hoffen, dass die aktuellen Erzeugerpreise so bleiben. Die Zeit der ganz hohen Preise ist vermutlich vorbei. Das hängt auch mit den gestiegenen Mengen – dem Schweinezyklus – zusammen.
Stichwort Tierwohl: Woran arbeiten die Betriebe?
Die Schweinebauern sind dem Wunsch der Bevölkerung nachgekommen: Der Absatz der Tierwohlschweine wurde verdoppelt, die Styriabrid vermarktet auch Bioschweine. Allerdings ist der Plafond bei Tierwohlschweinen erreicht – wir sehen kein großes Wachstum mehr. Deshalb ist unser Fokus die „AMA-Gütesiegel-Basis“, um in diesem Bereich den Absatz zu erhöhen. Auch die normalen SUS-Schweine haben eine Nachfrage und einen Markt.
Die Jahre 2029, 2033 und 2036 sind wegweisend.
Es geht um den höheren Platzbedarf in der Mast im Jahr 2029, die Bewegungsbuchten bei der Abferkelung 2033 und das Verbot der unstrukturierten Vollspaltenböden 2036. Wir brauchen vernünftige Schweinepreise, um diese Veränderungen zu finanzieren. Für die Betriebe sind die Umbauten sehr herausfordernd – wir fordern vereinfachte Bauverfahren, wenn die Tierzahl nicht aufgestockt wird.
Entscheidend ist auch, dass die Konsumenten zu heimischem Schweinefleisch greifen. Erfreulicherweise ist dank der Kammer bei der Investitionsförderung sehr viel gelungen.
Entscheidend ist auch, dass die Konsumenten zu heimischem Schweinefleisch greifen. Erfreulicherweise ist dank der Kammer bei der Investitionsförderung sehr viel gelungen.
Wie nachhaltig schätzen Sie den steigenden Fleischkonsum ein?
Bei gesundheits- und ernährungsbewussten Menschen, bei der Jugend und bei Sportlern geht der Trend in Richtung tierische Lebensmittel. Schweinefleisch ist die vielfältigste Fleischsorte – von mageren über etwas fettere Teilstücke, welche auch das für uns so wichtige Kollagen, Kreatin, Carnosion und Anserin enthält. Fleisch ist eben noch viel mehr als nur Protein.
Wohin steuern Sie die steirische Schweinewirtschaft?
Drei Punkte sind mir wichtig. Erstens: täglich die besten Schweinepreise für die Mitglieder ausverhandeln. Zweitens: Lösungen zu Herausforderungen der Betriebe finden – auch im Bereich der Interessenvertretung. Drittens: ist mir der Dialog mit der Gesellschaft wichtig – und wir müssen unsere Arbeit auch selbst wieder viel mehr schätzen.
Ihre Botschaft an die Schweinebauern?
Erstens: Wir Schweinebauern sind ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Zweitens: In Österreich geborene, gemästete und geschlachtete Schweine sind immer gefragt. Daher: bleibt in der Produktion!
Tierisches Eiweiß ist gefragt – es wird wieder mehr Fleisch gegessen
Josef Kaiser, Styriabrid-Obmann
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