„Melkroboter kann mehr als nur melken – das muss man nutzen“
Wie hat sich die tägliche Arbeitsroutine verändert?
Grundsätzlich haben wir die
gewohnten Stallzeiten beibehalten,
um routinemäßige Arbeiten
zu erledigen. Der erste
Weg führt zum Computer, um
zu sehen welche Arbeiten anstehen:
Kontrolle der Melkzeiten,
Brunst, Gesundheitswerte,
Behandlungen oder Milchfilterwechsel.
Es nimmt aber
Druck aus dem Arbeitstag,
wenn man die Arbeiten flexibler
erledigen kann. Außerlandwirtschaftliche
Termine können
wir jetzt ohne Zeitdruck
wahrnehmen.
Welche Überlegungen waren für Sie bei der Umstellung auf ein automatisches Melksystem entscheidend?
STEFAN GAUGL: Es war uns
wichtig, dass die Stallarbeit
von einer Person erledigt werden
kann und die täglichen
Arbeitszeiten flexibler werden.
Zudem war unser Melkstand
sehr einfach ausgestattet. Ein
Melkroboter liefert eine Fülle
an Daten, von denen wir uns
einen Nutzen für das Herdenmanagement
erwarteten.
Was waren die großen Herausforderungen?
Die Positionierung des Roboters
im bestehenden Stall
war die größte Herausforderung.
Die baulichen Maßnahmen
waren überschaubar. Die
ersten zwei Wochen sind bestimmt
die herausforderndste
Zeit. Mensch und Tier müssen
sich an den Roboter gewöhnen,
dabei fällt auch viel Arbeit
außerhalb der üblichen Stallzeiten
an.
Ihr Roboter wurde in den bestehenden Stall eingebaut. Worauf haben Sie bei der baulichen Ausführung geachtet?
Besonders wichtig war uns
eine automatische Selektionsmöglichkeit.
Weiters musste
unbedingt ein fixer und gut zugänglicher
Klauenpflegestand
Platz finden. Die Abkalbebox
sollte in der gewohnten Größe
bestehen bleiben. Alle Tierumtriebe
müssen von einer Person
bewerkstelligt werden können.
Ein temporärer Vorwartebereich
erleichtert die Arbeit
enorm. Der Roboter soll auch
„ohne Gummistiefel“ erreichbar
und die Wege kurz sein.
Was empfehlen Sie Berufskollegen, die auf einen Melkroboter umstellen wollen?
Ein Melkroboter hat seinen
Preis, kann aber mehr als nur
melken. Die zusätzlichen Möglichkeiten
sollten auch genutzt
werden. Ein nachträglicher
Einbau bedarf einiger Kompromisse.
Bei Tierselektion,
Vorwartebereich und Klauenstand
würden wir keine Abstriche
machen und einen höheren
baulichen Aufwand in
Kauf nehmen. Wichtig ist es,
sich Zeit zu nehmen, viel anzusehen,
unterschiedliche Varianten
zu planen und externe
Meinungen einzubeziehen.
Hilfreich sind dabei Tipps von
anderen Roboterbetrieben und
die Erfahrung von Firmenplanern.
Tipps für die Umstellung auf Melkroboter
- Eutergesundheit. Eine gute Eutergesundheit der
- Herde ist entscheidend. Die Sanierung mangelnder Eutergesundheit (Zellzahl unter 100.000) oder die Selektion von chronischen Fällen ist unausweichlich.
- Klauengesundheit. Nur Kühe mit guter Klauengesundheit gehen ausreichend oft zum Melken. Bei allen Kühe einige Wochen vor Umstellung eine Klauenpflege durchführen.
- Fütterung anpassen. Die Ration am Futtertrog hat einen entscheidenden Einfluss auf das Laufverhalten und somit auf die Melkfrequenz der Kühe.
- Stallhygiene optimieren. Tiere und Euter müssen sehr sauber sein. Die Pflege der Lauf- und Liegeflächen ist wichtig.
- Kühe an Melkbox gewöhnen. Zur Gewöhnung sollen die Kühe schon vor dem Einmelken durch die Box laufen und Lockfutter bekommen.
- Zeit und Arbeitskräfte für Umstieg. Den Umstieg unbedingt in die arbeitsärmere Zeit legen. Genügend Zeit, Ruhe und die Vermeidung von Stress sind für die Umgewöhnung der Tiere entscheidend.
- Broschüre AMS Tipps für den erfolgreichen Einstieg, 5 Euro zuzüglich Versand (2,55 Euro), 0316/8050-1378, arbeitskreis.milch@lk-stmk.at
Planungsfragen
- Kuhverkehr. Welche Möglichkeiten des Kuhverkehrs bietet der Grundriss?
- Selektion. Gibt es eine Möglichkeit, die Kühe automatisch zu selektieren?
- Behandlungen. Gibt es einen geeigneten Platz für Tierbehandlung und Klauenpflege?
- Spezielle Bedürfnisse. Wie und wo werden abkalbende und kranke sowie Transitkühe gehalten?
- Lage. Ist der Roboter für Kühe und Menschen gut einsichtig und erreichbar?
- Zugänglichkeit. Worauf ist für Kühe beim Ein- und Ausgang (Hindernisse) und Vorwartebereich zu achten?
- Umwelteinflüsse. Maßnahmen gegen Frost, Hitzebelastung und Fliegen?