Mähen: Kitze retten und Nutztiere schützen
Wenn die ersten Mahdtermine anstehen, beginnt auch für viele Wildtiere eine gefährliche Zeit. „Oftmals sind Kitze, Feldhasen und Fasan-Kücken so gut getarnt, dass sie leicht übersehen werden können. Deshalb sind die heimischen Bauern in der Mähzeit besonders vorsichtig“, betonte Kammerpräsident Andreas Steinegger bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit dem Grazer Jagdschutzverein. Steinegger berichtete Erfreuliches: „Durch das Anbringen von Kitzretter-Geräten an den landwirtschaftlichen Geräten retten die steirischen Bauern jährlich mehr als 1.000 Rehkitze und weitere Hunderte durch die anderen Ehrenkodex-Vorkehrungen.“
Ehrenkodex
Für den Schutz von Wildtieren hat die Landwirtschaftskammer einen Ehrenkodex herausgegeben. Die fünf wirksamen Handlungsempfehlungen sind: Jagdpächter informieren, vergrämen, Wiese absuchen, Kitzretter-Gerät befestigen und einschalten, von innen nach außen mähen (links). Hier kann der Ehrenkodex als PDF-Datei heruntergeladen werden: Download
Variante mit Drohne
Als Variante zum Absuchen der Wiese ist auf 60 Hektar Grünlandfläche in Graz eine Drohne als Kitzretter im Einsatz. Diese befliegt, ausgestattet mit einer Wärmebild-Kamera, die Wiese und lokalisiert mögliche Kitze. Diese Dienstleistung ist kostenlos und wird vom Veterinärmanagement der Stadt Graz gemeinsam mit dem Jagdschutzverein Graz sowie Jungjägern koordiniert und durchgeführt. Unter der Telefonnummer 0316/872-3256 meldet sich Tierarzt Klaus Hejny vom Grazer Veterinäramt, der die weiteren Schritte zur Kitzrettung einleitet. In diesem Zusammenhang betont Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau: „Die moderne Drohnentechnologie eröffnet uns völlig neue Möglichkeiten im Wildtiermanagement. Neben der Kitzrettung können wir damit auch Jungwild vor landwirtschaftlichen Arbeiten schützen, Brutplätze absichern, Wildtierbestände erfassen, Lebensräume kartieren, verendetes Wild rasch auffinden und sogar Forstschutzmaßnahmen kontrollieren.“ In Graz soll künftig eine weitere Drohne bereitstehen, heißt es vom Grazer Jagdschutzverein. Entscheidend für alle Aktivitäten der Kitzrettung ist der enge Schulterschluss von Landwirtschaft und Jagd, betont auch Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer. „Die Kitzrettung mit Drohnen schafft einen echten Mehrwert für den Schutz unserer Wildtiere und hilft gleichzeitig der heimischen Landwirtschaft“, so die Agrarlandesrätin. Nicht zu unterschätzen ist die Übertragung von Krankheiten auf Nutztiere durch Futter, das mit Kadaverresten von Wildtieren verschmutzt ist. Krankheiten wie Botulismus, Listeriose oder Salmonellose können einen erheblichen Schaden bei den Nutztieren anrichten. Tierschutz beginnt somit im doppelten Sinne auf der Wiese.
Kommentar von Rosemarie Wilhelm, Chefredakteurin der Landwirtschaftliche Mitteilungen
Gutes Futter ohne Kitztod: Die erste Mahd steht vor der Tür, viele Grünlandbauern machen sich bereits Gedanken, wie sie Kitze und Wildtiere vor dem Mähtod retten können. Niemand möchte beim Mähen ein Rehkitz verletzen oder gar töten. Gleichzeitig steht die Landwirtschaft unter Druck: Die Wetterbedingungen sind oft nicht ideal, Erntefenster und betriebliche Abläufe lassen meist wenig Spielraum. Ein immer wieder übersehener Aspekt ist die große Gefahr, die von kontaminiertem Futter ausgeht: Wird ein Kitz bei der Mahd getötet, so wird auch das Gras in der Umgebung mit den verwesenden organischen Resten der Wildtiere verschmutzt. Genau von diesem Futter geht für die Nutztiere eine erhebliche Gesundheitsgefahr aus, wenn sie dieses durch gefährliche Vergiftungserreger verunreinigte Gras oder Heu fressen. Somit ist die Kitzrettung nicht nur ein wichtiger Akt des Tierschutzes, sondern auch ein sehr wertvoller Beitrag zur Futterhygiene und Tiergesundheit. Und natürlich braucht es für eine erfolgreiche Rettung der Wildtiere vor dem Mähtod neben den Anstrengungen der Landwirtschaft vor allem auch ein gutes Zusammenspiel mit der Jägerschäft.