Leitpflanzen geben den Startschuss für die Mahd
Auch wenn 2025 bisher hinsichtlich Vegetation ein frühes Jahr ist, sollte sich der Schnittzeitpunkt an der Entwicklung der Leitarten orientieren. Danach kann man die „Reife“ des Bestandes zur jeweiligen Nutzungsart (Weide, Silage, Heu) am Feld feststellen. Die Silierreife ist erreicht, wenn die Hälfte des Bestandes der Leitgräser und Leguminosen Rispen oder Knospen zeigen. Davor kann beweidet, danach Heu produziert werden. Grundsätzlich folgen die Grünlandpflanzen denselben bekannten Entwicklungsstadien wie Ackerkulturen. Echte Dauergrünlandpflanzen bilden neben Blühtrieben auch Blatttriebe, die nicht zur Blüte gelangen, was für die Grünlandwirtschaft wünschenswert ist. Beim ersten Aufwuchs jedoch wollen die allermeisten Arten so viele Samen wie möglich produzieren, wodurch der Anteil an Blühtrieben hoch ist. Die Folgeaufwüchse sind dann wesentlich blattreicher (außer bei bestimmten Arten wie Bastard-Raygras und Goldhafer).
Leitpflanzen
Als Leitgras für intensive Wiesen unter 600 Meter Seehöhe gilt das Knaulgras, für Bergwiesen Goldhafer. Für Kleegras sind die Leguminosen Rotklee und Luzerne als Leitarten definiert. In einem Schnittzeitpunktversuch auf einer montanen Goldhaferwiese erhöhte sich der Energiegehalt des Futters bei zwei Wochen früherer Mahd (von zwei auf drei Schnitte) um 0,12 MJ Nettoenergie Laktation je Kilogramm Trockenmasse (NEL/kg TM) und der Eiweißgehalt (Rohprotein – RP) um 13 Gramm je Kilo Trockenmasse. Die Rohfaser verringerte sich dagegen um 8 Gramm je Kilo Trockenmasse. Bei weiteren zwei Wochen früherem ersten Schnitt (von drei auf vier Schnitte jährlich) wurde die Entwicklung noch deutlicher: plus 0,2 MJ NEL, plus 24 Gramm Rohprotein und minus 20 Gramm Rohfaser je Kilogramm Trockenmasse. Hier lag die Entwicklung des Leitgrases Goldhafer beim ersten Aufwuchs im Rispenschieben.
Spektrum erweitern
Die immer deutlichere Änderung in der Grünlandwirtschaft führt auch dazu, dass diese traditionelle Leitpflanzenbestimmung zur Wahl des richtigen Schnittzeitpunktes bei vielen Beständen, wo Knaulgras und Goldhafer nicht präsent sind, nicht gut funktioniert. Andere Pflanzen nehmen den Platz ein – etwa „wenn der Löwenzahn verblüht ist“. Zumindest das Knaulgras aber sollte in intensiveren Wiesen im österreichischen Grünland nicht fehlen. Die Wetterlagen in den vergangenen zwei Frühjahren zwangen viele Grünlandbetriebe außerdem dazu, eher früher zu mähen. Einige Arten können auch aufgrund ihrer sehr frühen Entwicklung zu einer frühen Nutzung animieren (unten). Dennoch sollte man vor einem frühen Schnitt die Bestände genau auf die dominierenden Arten, also jene Arten mit dem größten Deckungsanteil im Bestand, kontrollieren.
Wolfgang Angeringer
Wolfgang Angeringer
Leitpflanzen für die Bestimmung des optimalen Schnittzeitpunktes
- Knaulgras:
Unter 600 Meter Seehöhe gilt das Knaulgras als klassische Leitpflanze für die Bestimmung des Schnittzeitpunktes. Das Bild oben zeigt Knaulgras zum Ende des Rispenschiebens, Beginn der Blüte – dem spätesten Zeitpunkt, um hochwertiges Futter zu gewinnen.
- Goldhafer:
Im Berggebiet über 600 Meter Seehöhe gilt Goldhafer als klassische Leitpflanze. Dieser kann aufgrund der Klimaveränderung und geänderten Nutzung verdrängt werden. Im Bild oben: Goldhafer im Rispenschieben des ersten Aufwuchses am 9. Mai.
- Gemeine Rispe:
Sie bildet nur zum ersten Aufwuchs aufrechte Halme, die sehr früh ab April erscheinen. Danach bleibt sie bodennah und bildet einen Grasfilz. Im Bild oben: Gemeine Rispe am 6. Mai, 600 Meter Seehöhe, bereits lagernd.
- Wiesen-Fuchsschwanz:
Das Bild oben zeigt Wiesen-Fuchsschwanz in Blüte beim ersten Aufwuchs, 7. Mai, 1.000 Meter Seehöhe. Die Folgeaufwüchse sind sehr blatt- und ertragreich. Auf feuchten Standorten ein gutes Futtergras.
- Englisches Raygras:
Englisches Raygras und Rotklee im Schossen, 3. April, 400 Meter Seehöhe. Gutes Energie- und Eiweißfutter, Weidefutter mit 6 bis 6,5 MJ NEL und 19 Prozent Rohprotein. Rotklee ist die klassische Leitpflanze für Kleegras.