Kulturland gehört in Bauernhand
Wir sprachen mit Präsident Franz Titschenbacher über aktuelle Herausforderungen, die künftige EU-Agrarpolitik und über eine sichere Lebensmittelversorgung.
Wir sprachen mit Präsident Franz Titschenbacher über aktuelle Herausforderungen, die künftige EU-Agrarpolitik und über eine sichere Lebensmittelversorgung.
Franz Titschenbacher: Die Preismisere trifft die Schweinemäster und Ferkelhalter besonders hart, aber auch die Rinder- und Geflügelhalter. Diese Sparten brauchen dringend direkte Hilfen, ähnlich dem Umsatzersatz für die Gastronomie. Auch der Lebensmittelhandel hat Verantwortung, bessere Preise zu zahlen, die direkt bei den Bauern ankommen (unten). Deutsche Handelsketten zeigen es vor: Lidl-Deutschland hat umgehend die Einkaufspreise für Schweinefleisch erhöht, der Mehrerlös kommt direkt zu den Bauern. Und: Andere Ketten haben rasch nachgezogen. Dasselbe verlange ich vom heimischen Lebensmittelhandel. Auch die Umsatzsteuer für Betriebsmittel gehört herabgesetzt.
Franz Titschenbacher: Die Preismisere trifft die Schweinemäster und Ferkelhalter besonders hart, aber auch die Rinder- und Geflügelhalter. Diese Sparten brauchen dringend direkte Hilfen, ähnlich dem Umsatzersatz für die Gastronomie. Auch
Titschenbacher: Ja, natürlich. Auch wenn manche der privaten Lagerhaltung skeptisch gegenüberstehen, halte ich es doch für richtig, dass diesbezügliche Vorbereitungen in der EU getroffen werden.
Gleichzeitig hat die AMA das Marketing-Budget für die Fleischwerbung bis Jänner auf 2,1 Millionen Euro aufgestockt, um mit gezielter Fleischwerbung den Absatz anzukurbeln. In der Steiermark haben wir die Initiative „Weihnachtsbraten to go“ mit den AMA-Genuss-Regions-Wirten ins Leben gerufen, die heimische Fleischspeisen zum Mitnehmen anbieten.
Die Verhandlungen zu den neuen EU-Programmen laufen. Wo liegen die Herausforderungen?
Titschenbacher: Obwohl der Landwirtschaft ein kräftiges Minus bei den Agrargeldern drohte, konnte Österreich für die Bauern sogar etwas mehr Mittel herausverhandeln. Das haben wir unserem Bundeskanzler Sebastian Kurz zu verdanken. Und unsere Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger hat es geschafft, dass Umweltleistungen der Säule 2 künftig auch in der Säule 1 anerkannt werden. Und: Ich bin auch froh, dass es weiterhin verschieden hohe Flächenprämien geben wird. Damit konnten wir vorprogrammierte Verwerfungen im Vorfeld verhindern.
Das Qplus-Rind-Programm für Mäster und Mutterkuhbetriebe wird auf die Kälbermast erweitert und der De-minimis-Sockelförderbetrag wird auf 1.000 bis 2.400 Euro erhöht – gestaffelt nach Betriebsgröße.
Das Qplus-Rind-Programm für Mäster und Mutterkuhbetriebe wird auf die Kälbermast erweitert und der De-minimis-Sockelförderbetrag wird auf 1.000 bis 2.400 Euro erhöht – gestaffelt nach Betriebsgröße.
Wie weit sind die anderen Programme schon ausverhandelt?
Titschenbacher: Es ist noch zu früh, um Konkretes sagen zu können. Fest steht aber und darauf beharre ich: Die künftigen EU-Programme für die Direkt- und Ausgleichszahlungen – wie das Umweltprogramm und die Bergbauernausgleichszulage – müssen für unsere Betriebe wirtschaftlich machbar und praxistauglich sein. Der modulartige Aufbau von Säule 1 und 2 muss praxisgerecht für die Betriebe einschließlich der Biobetriebe gestaltet werden. Denn die große Vielfalt der steirischen Betriebe soll erhalten bleiben.
Um die Versorgung zu sichern, fordern Sie bessere Rahmenbedingungen. Welche?
Titschenbacher: Auf uns Bauern ist in schwierigen Zeiten Verlass, daher darf uns die Lebensmittelproduktion nicht schwer gemacht werden. Wir brauchen ein praxistaugliches Bau- und Raumordnungsgesetz, Vereinfachungen beim Wasserzugang sowie Entschädigungen für besondere Leistungen beim Umwelt-, Natur- und Grundwasserschutz (Vertragswasserschutz). Baugenehmigungen müssen leichter und schneller gehen. Und: Kulturland gehört in Bauernhand – eine Almbewirtschaftung ist nur möglich, wenn Raubtiere, wie Problemwölfe, entnommen werden.
Themenwechsel: Die Waldbesitzer kämpfen gegen unrealistische Forderungen von NG0’s ...
Titschenbacher: ... wir müssen uns gegen großflächige Bewirtschaftungseinschränkungen und die Außernutzung-Stellung von bewirtschafteten Wäldern wehren: In der Gemeinde, in den Bezirken, in Land und Bund und vor allem in Brüssel, wo Greenpeace und der WWF erheblichen Einfluss haben. Wir müssen aktiv dagegen auftreten. In Brüssel ist EU-Parlamentarierin Simone Schmiedtbauer eine starke Stimme für uns.
Titschenbacher: ... wir müssen uns gegen großflächige Bewirtschaftungseinschränkungen und die Außernutzung-Stellung von bewirtschafteten Wäldern wehren: In der Gemeinde, in den Bezirken, in Land und Bund und vor allem in Brüssel, wo Greenpe
Titschenbacher: Gemeinsam mit den Waldbesitzern passiert sehr viel, um die Wälder artenreich und klimafit zu erhalten. Der vom Landwirtschaftsministerium bereitgestellte Waldfonds unterstützt die steirischen Waldbauern in den nächsten Jahren bei der Wiederaufforstung artenreicher Wälder, der Waldpflege und Durchforstung mit rund 27 Millionen Euro. Bei erhöhten Standardkostensätzen können diese Maßnahmen in den nächsten Jahren auf 160.000 Hektar umgesetzt werden. Durch den Waldfonds werden auch eine Holzbauoffensive gestartet sowie die Forschungen zur Holzgas- und -dieselerzeugung ermöglicht.
Titschenbacher: Gemeinsam mit den Waldbesitzern passiert sehr viel, um die Wälder artenreich und klimafit zu erhalten. Der vom Landwirtschaftsministerium bereitgestellte Waldfonds unterstützt die steirischen Waldbauern in den nächsten Jahre
Titschenbacher: 100 Prozent Ökostrom bis 2030 sind mit einem vernünftigen Erneuerbaren Ausbaugesetz möglich. Wir kämpfen dafür, dass es in diesem Gesetz zu Lösungen für grünes Gas, für faire Marktprämien und zu einer Überführung der bestehenden Biowärme-, KWK- und Biogasanlagen kommt.
Am 24. Jänner sind Kammerwahlen. Coronabedingt nicht einfach?
Titschenbacher: Die Sozialpartner wählen alle fünf Jahre ihre Vertreter. Coronabedingt ist der Zeitpunkt herausfordernd. Ich ersuche aber vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. Die Briefwahl ist eine ideale Möglichkeit.