Kräuter und Jungpflanzen im Trend

Die Steiermark ist das führende Bundesland Österreichs im Bereich Blumen- und Zierpflanzenproduktion. Immer wieder gab es Veränderungen – auch aktuell befinden sich viele steirische Gartenbaubetriebe in einem intensiven Wandel. Junge Nachfolgerinnen und Nachfolger übernehmen elterliche Unternehmen und setzen dabei neue Schwerpunkte. Mit frischen Ideen und viel Engagement gestalten sie die Zukunft des Gartenbaus – oft mit deutlich erweiterten Sortimenten und nachhaltigen Konzepten. Auf der anderen Seite gibt es leider auch Betriebe, für die die Suche nach Nachfolgern nicht einfach ist.
Vielfältiges Sortiment
Die einstige Massenproduktion von Beet- und Balkonpflanzen wird heute nur noch selten in ihrer ursprünglichen Form fortgeführt. Stattdessen findet ein Umdenken statt: Die Suche nach neuen, vielfältigen Sortimenten ist essenziell geworden. Die Anpassungsfähigkeit der Betriebe ist bemerkenswert: sie reagieren auf veränderte Kundenwünsche, klimatische Herausforderungen und Trends. So starteten viele Gärtnereien mit einem Zierpflanzen-Schwerpunkt und produzieren mehrjährige Sommer- und Herbststauden. Diese werden in zahlreichen Varianten kultiviert: von früh-, mittel- bis spätblühende und von sonnenliebenden bis hin zu schattenverträglichen Arten. Stauden erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, nicht zuletzt wegen ihres Beitrags zur Biodiversität.
Gewürz- und Heilkräuter
Einen regelrechten Aufschwung erleben in den vergangenen Jahren auch Kräuter- und Gemüsejungpflanzen. Nahezu jeder steirische Gartenbaubetrieb bietet heute eine große Auswahl an Gewürz- und Heilkräutern sowie robusten, abgehärteten Gemüsejungpflanzen an. Diese regional produzierten Pflanzen sind meist besser an die lokalen klimatischen Bedingungen angepasst als importierte Ware – ein klarer Vorteil für Hobbygärtner und die Umwelt.
Im Winter sind insbesondere die großen Gartenbaubetriebe aktiv, die häufig für kleinere Betriebe eine der strahlendsten Pflanzen mitproduzieren: den Weihnachtsstern. Er bildet den letzten großen Produktionsschwerpunkt des Jahres. Bereits seit einigen Tagen wachsen die ersten empfindlichen Jungpflanzen heran und werden bis zur Adventzeit mit großer Sorgfalt zu prächtigen Exemplaren kultiviert.
Im Winter sind insbesondere die großen Gartenbaubetriebe aktiv, die häufig für kleinere Betriebe eine der strahlendsten Pflanzen mitproduzieren: den Weihnachtsstern. Er bildet den letzten großen Produktionsschwerpunkt des Jahres. Bereits seit einigen Tagen wachsen die ersten empfindlichen Jungpflanzen heran und werden bis zur Adventzeit mit großer Sorgfalt zu prächtigen Exemplaren kultiviert.
Frischer Wind
Der Generationenwechsel im steirischen Gartenbau bringt somit nicht nur frischen Wind, sondern sichert auch die Zukunftsfähigkeit der Branche. Viele junge Unternehmer bringen verschiedene Ausbildungen mit – von Gartenbau bis Betriebswirtschaft – und führen die Betriebe mit einem modernen, oft stärker ökologisch geprägten Zugang weiter.
Sie setzen auf ressourcenschonende Produktionsweisen und bauen verstärkt auf direkte Kundenbindung – denn das ist eine der Stärken der Fachbetriebe: die optimale Beratung der Endkunden.
Sie setzen auf ressourcenschonende Produktionsweisen und bauen verstärkt auf direkte Kundenbindung – denn das ist eine der Stärken der Fachbetriebe: die optimale Beratung der Endkunden.
Künftige Fachkräfte für Gemüse- und Gartenbau
- Berufsschule:
In der dreijährigen Lehrzeit ist man pro Lehrjahr rund neun Wochen in der Berufsschule. Das Unterrichtsprogramm bietet eine breite Palette von A wie Abmoosen bis Z wie Zikaden. Am Stundenplan stehen Gegenstände wie Zierpflanzenbau, Gemüsebau oder Floristik. Theorie wird in der Lehrgärtnerei zur Praxis.
- Gärtner im zweiten Bildungsweg:
Die berufsbegleitende Gärtnerausbildung bietet neue berufliche Chancen. In zwölf zwei- oder dreitägigen Modulen pro Schuljahr erlernen die Teilnehmer praxisnahes Wissen. Die Ausbildung dauert zwei Schuljahre. Das Abschlusszeugnis berechtigt zum Antritt zur Facharbeiter-Prüfung.
- Gemüsegärtner im zweiten Bildungsweg:
Bei zwölf meist zweitägigen Modulen in zwei Schuljahren wird praxisnahes Wissen über Anbau, Pflege und Vermarktung vermittelt. Unterrichtet wird von Fachleuten der Gartenbauschule und der Landwirtschaftskammer. Ideale Vorbereitung für den Gemüseanbau am eigenen Hof oder für Selbstständigkeit.
Für Engagierte öffnen sich stets neue Türen
Produktvielfalt ist die Zukunftschance der steirischen Gartenbaubetriebe, betont Obmann Ferdinand Lienhart.
- Stichwort Generationswechsel. Wohin geht die Reise?
Ferdinand Lienhart: Betriebsinhaber ohne Kinder tun sich relativ schwer, Nachfolger zu finden, da die aufzubringende Pacht und Kaution hoch sind. Ein Kauf der Liegenschaft ist beinahe unmöglich, weil die Gärtnereien aufgrund der Ausdehnung der Städte heute meist mitten in urbanen Gebieten liegen und die Grundstückspreise entsprechend hoch sind. Zudem spielen auch andere Themen eine Rolle. Haben Betriebsinhaber Kinder, so gelingt die Betriebsübergabe teilweise sehr gut. Schade ist allerdings, dass nicht alle Kinder am Gartenbau interessiert sind und andere Berufswege einschlagen. - Es gibt Nachwuchsprobleme?
Ja. Neben hohen Investitionen und der körperlich anstrengenden Arbeit sind auch die saisonalen Arbeitsspitzen herausfordernd. Sehr erfreulich ist jedoch, dass es im Bereich der Marktgärtnereien und der Freiland-Schnittblumenproduktion einige Betriebsneugründungen gibt. - Welche Kompetenzen benötigen die Betriebsgründer?
Einfallsreichtum, Mut und Durchhaltevermögen. Wird das konsequent weiterverfolgt, kann aus kleinen Anfängen Großes entstehen. Vieles entwickelt sich im Laufe der Zeit ungeplant. Aber wenn jemand engagiert arbeitet, öffnen sich stets neue Türen. Zu bedenken ist jedoch, dass bei jedem Produkt Übermengen anfallen können. Deren Absatz muss gesichert sein oder der wirtschaftliche Verlust eingeplant werden. Diesbezüglich kann ich Landesrätin Simone Schmiedtbauer nur zustimmen: Wir Bauern sind keine Prinzessinnen. Aufstehen, Schwert in die Hand nehmen und weiterkämpfen! - Wie sieht ein steirischer Gartenbaubetrieb in zehn Jahren aus?
Es wird ein Vielfaltsbetrieb sein. Der Wandel geht weiter, die Produktvielfalt wird unsere große Stärke sein. Vom Frühjahr bis zum Winter arbeiten die Gartenbaubetriebe intensiv daran, zu jeder Jahreszeit qualitativ hochwertige Ware anzubieten. Die Ansprüche der Endkunden an die Qualität von Gartenbauerzeugnissen sind sehr hoch – dies ist für uns jedoch kein Nachteil. Im Gegenteil: So können wir uns als Fachbetriebe klar vom branchenfremden Handel abheben. - Welche Pflanzen werden in Zukunft gefragt sein?
Insbesondere solche, die pflegeleicht sind. Die Pelargonie mit ihren viele Arten und Sorten wird genau diesen Anforderungen gerecht. Am Pflanzenmarkt arbeiten Züchter weltweit an neuen Sorten, die genau darauf abzielen. Wichtig ist dabei auch das Substrat, in das die Pflanzen gesetzt werden. Denn selbst die qualitativ hochwertigsten Pflanzen gedeihen nicht in minderwertigem Substrat. Deshalb setzen Gartenbaufachbetriebe auf optimales Substrat in der Produktion und beraten Endkunden gerne bei der richtigen Wahl.
Von internationalem Wissen profitieren
Der Besuch bayerischer Gartenbauschüler in der Gartenbauschule in Großwilfersdorf im Rahmen von Erasmus bot spannende Einblicke in eine praxisorientierte Gärtnerausbildung mit starkem ökologischem Fokus. Besonders beeindruckten Methoden wie Komposttee, Pflanzenkohle und effektive Mikroorganismen zur Förderung von Bodenleben und Pflanzengesundheit. Begriffe wie „Erkennerstraße“ und der Umgang mit Quereinsteigern weckten großes Interesse.
Die berufliche Ausbildung an der Gartenbaufachschule Großwilfersdorf und an der Schule in Veitshöchheim in der Region Unterfranken in Bayern unterscheidet sich: Die Aufnahme von Quereinsteigern, die Lernkontrolle der Schüler am Abend und der Begriff der Erkennerstraße haben das Interesse der Schüler aus Bayern in Deutschland besonders geweckt. Die herzliche Betreuung und der fachliche Austausch machten den Aufenthalt zu einer wertvollen Erfahrung – ganz im Sinne des Erasmus-Gedankens.
Die berufliche Ausbildung an der Gartenbaufachschule Großwilfersdorf und an der Schule in Veitshöchheim in der Region Unterfranken in Bayern unterscheidet sich: Die Aufnahme von Quereinsteigern, die Lernkontrolle der Schüler am Abend und der Begriff der Erkennerstraße haben das Interesse der Schüler aus Bayern in Deutschland besonders geweckt. Die herzliche Betreuung und der fachliche Austausch machten den Aufenthalt zu einer wertvollen Erfahrung – ganz im Sinne des Erasmus-Gedankens.
- Nicole Schwab arbeitet im Botanischen Garten in Graz:
Während meines Erasmus-Praktikums in Costa Rica lebte und arbeitete ich drei Wochen in der Tropenstation „La Gamba“. Dort tauchte ich tief in die mittelamerikanische Kultur ein, arbeitete mit Einheimischen und Österreichern zusammen und lernte lokale Lebensweisen kennen. Durch die extremen klimatischen Bedingungen ist der Gartenbau sehr dynamisch. Der Fortschritt bei Nachhaltigkeit und Technik verläuft nur langsam. Die herzliche Gastfreundschaft, das einfache Leben und die kulturellen Unterschiede haben mich beeindruckt und geprägt.
- Baran Sapri ist Praktikantin aus Niedersachsen:
Erasmus ist für mich mehr als nur ein Praktikum – es ist ein Abenteuer! Ich freue mich riesig, für eine Zeit in Österreich zu leben, neue Leute kennenzulernen und in zwei spannenden Bereichen mitzuarbeiten: Großküche und Gärtnerei. Ich liebe es, praktisch zu arbeiten und Neues zu lernen – ob im Team unter Zeitdruck oder draußen in der Natur. Der Auslandsaufenthalt ist für mich die Chance, über mich hinauszuwachsen, selbstständiger zu werden und Erfahrungen zu sammeln, die mich beruflich und persönlich weiterbringen.
- Alexander Wieser, arbeitet im Botanischen Garten in Graz:
Ich habe ein Erasmus-Praktikum in Deutschland bei der Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin gemacht. Dort war ich in der Vermehrung und sogar auch im Verkauf tätig. Das hat mir wirklich große Freude bereitet. Besonders beeindruckt hat mich die große Sortimentsvielfalt und die professionell strukturierte Arbeitsweise im deutschen Gartenbau, die deutlich größer organisiert ist als ich es bei uns gewohnt bin. Ich konnte viel über Staudenvermehrung, Kundenberatung und nachhaltige Gartenpraxis lernen. Für mich war das sehr interessant.
- Lena Mosbacher, Gartenbaufacharbeiterin in St. Barbara i.M.:
Ich war dank des EU-Förderprogramms Erasmus drei Wochen auf Teneriffa. Gemeinsam mit Schülern der Weinbauschule Silberberg arbeitete ich auf einem Weingut in „la Orotava“. Wegen der großen Hitze begannen wir früh und hörten mittags auf – mit vielen Pausen. Mein Spanisch war dabei sehr hilfreich, da in Teneriffa kaum jemand Englisch sprach. In der Freizeit erkundeten wir mit einem Mietauto fast die ganze Insel. Die beeindruckende Landschaft, Flora und Fauna haben mir besonders gut gefallen.
- Niklas Hadeler aus Oldenburg ist Praktikant in Großwilfersdorf:
Ich mache ein Praktikum in der Schulküche und Gärtnerei der Gartenbauschule Großwilfersdorf – der perfekte Ort, um meine Leidenschaft fürs Kochen und Gärtnern zu verbinden. Besonders spannend fand ich die kreative Tellerdekoration für das Galadinner der Absolventen-Abschlussfeier mit Pflanzen aus dem Schulgarten. Ich habe gelernt, flexibel zu sein, mit Teigen umzugehen und habe sogar etwas von der steirischen Sprache aufgeschnappt. Jetzt freue ich mich auf neue Erfahrungen in der Großwilfersdorfer Gärtnerei.