Große Probleme beim Aufgang von Kürbissaatgut
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Ein im Boden liegendes Samenkorn ist Krankheiten ausgesetzt. Um Samen sowie Pflanzen in der Jugendphase zu schützen, wird Saatgut gebeizt. Auch die Samenschale dient als Schutz. Weil diese feste Samenschale beim Ölkürbis fehlt, ist ohne Beizung mit sehr schlechtem bis keinem Aufgang zu rechnen. Das Saatgut wurde bisher mit Maxim XL und in den vergangenen zehn Jahren auch zusätzlich mit Merpan 80 WDG (Wirkstoff Captan) gebeizt. Im Bioanbau wird Kupfer verwendet. Heuer wurde die beantragte Zulassung von Maxim XL im Ölkürbis leider nicht genehmigt. Ein Urteil des EU-Gerichtshofes vom 19. Jänner 2023, welches die Notfallzulassung von Neonicotinoiden für die Saatgutbehandlung bei Zuckerrübe untersagt, wurde leider so ausgelegt, dass dies auch für Produkte mit dem Wirkstoff Metalaxyl-M (Maxim XL) gilt, da auch dieser in der EU derzeit für das Freiland nicht genehmigt ist. Auf die Bedeutung von Maxim XL für den Ölkürbisanbau wurden die Entscheidungsträger mehrfach mit Nachdruck aufmerksam gemacht. Das Saatgut für den Anbau in diesem Jahr wurde ausschließlich mit Merpan 80 WDG gebeizt.
Schlechte Witterung
Die Witterung war heuer vielerorts durch Nässe und Kälte besonders ungünstig, weil feuchte Witterung generell Pilzkrankheiten fördert. Läuft die Pflanze nur langsam auf, ist sie der Gefahr auch noch länger ausgesetzt. Das Fehlen eines wichtigen Beizmittels trägt dann dazu bei, dass der Ölkürbis nicht aufläuft oder nur mit starken Ausfällen. Der Wirkstoff Captan alleine war gegen den Ansturm der Krankheiten zu schwach. Leider fehlten dazu die Erfahrungen, da bisher immer beide Produkte aufgebeizt wurden. Ein erneuter Anbau von Ölkürbis muss gut überlegt werden. Es fehlen die Erfahrungen, ob ein Wiederanbau mit Merpan 80 WDG gebeiztem Ölkürbis bei höheren Bodentemperaturen (mehr als 18 Grad Celsius) problemlos gelingt. Ein Anbau von Ölkürbis nach Ende Mai ist vermutlich auch zu spät, da im August die Blätter krankheitsbedingt absterben und die Vegetationsperiode zu kurz ist. Dies unterscheidet die Steiermark von anderen Bundesländern, in denen ein späterer Anbau vielleicht eher gelingen kann. Wird dennoch erneut angebaut, ist der Einsatz des Fungizides Propulse ratsam (es darf zweimal mit einem Liter je Hektar angewendet werden).
Neue Kultur anlegen
Werden nach einem Umbruch Mais, Hirse oder Soja angebaut, ist zu bedenken, dass beim Ölkürbis bereits Herbizide angewendet wurden. Auf jeden Fall sollte eine mischende Bodenbearbeitung auf zehn Zentimeter durchgeführt werden. Bei Hirse soll zwischen Pflanzenschutzmittelanwendung im Ölkürbis und Hirseanbau zusätzlich noch ein Abstand von mindestens drei Wochen eingehalten werden. Ein Restrisiko durch die bereits ausgebrachten Herbizide für diese Kulturen bleibt jedoch bestehen. Einschränkend für Mais ist, neben Fruchtfolgeauflagen, auch die Maiswurzelbohrer-Gefahr. Durch den Narbenfraß der Käfer kann es massive Ertragsauswirkungen geben. Eine Blütenbehandlung kann erforderlich sein. Und es fallen auf jeden Fall Mehrkosten an.
Immer weniger Pflanzenschutzmittel
Dass weniger verfügbare Pflanzenschutzmittel die Landwirtschaft vor enorme Herausforderungen stellen, darauf wurde vielfach hingewiesen. Vor allem auch bei der aktuellen Diskussion um eine mögliche neue Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR). Dass die Gefahren von Wirkstoffverboten real sind, zeigt sich nun leider dramatisch. Leidtragende ist in erster Linie die Landwirtschaft, in der Folge auch die Konsumenten: für eine sichere Versorgung mit heimischen Lebensmitteln führt kein Weg an einem effizienten Pflanzenschutz vorbei.