„Frost bleibt – wir wappnen uns“
Motivation, Optimismus und Schöpfergeist liegen in der Luft, wenn man den Obsthof Reiter in Gleisdorf betritt. Das ständige Auf und Ab der vergangenen Jahren hat die Familie nicht veranlasst aufzugeben, ganz im Gegenteil. Herausfordernde Zeiten haben sie zu neuen Ideen und kontinuierlicher Modernisierung am Hof getrieben. Auch die nächste Generation ist mit Sohn Adam als Hofübernehmer bereits gesichert.
2016 wurde der Hof durch die Frostereignisse im April gravierend getroffen. 100 Prozent Ernteausfall verzeichneten die Reiters damals. „Bald wurde uns bewusst, dass der Frost bleiben wird und wir Vorkehrungen für die Zukunft treffen müssen“, so Ursula Reiter. Heute ersetzt eine Frostschutzanlage die Paraffinkerzen von früher. Ein großer Teich als Wasserspeicher, eine bereits vorhandene Tröpfchenbewässerung, die derzeit gute Förderungslage von bis zu 65 Prozent und eine Portion Mut für eine solche Investition haben die Anlage möglich gemacht. Neben dem Preisdruck durch den Lebensmitteleinzelhandel, sieht die Familie auch die aktuelle Lage bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln als Problem an: „Wenn die Palette an Möglichkeiten immer kleiner wird, wird auch unser Handlungsspielraum im Pflanzenschutz kleiner.“
Nichtsdestotrotz blicken Ursula und Thomas mit Zuversicht in die Zukunft. „Die Steirer werden immer Obst essen wollen“, so ihre Motivation. Heutzutage sei es am wichtigsten, mit der Zeit zu gehen, den Austausch mit Gleichgesinnten zu pflegen, Neues auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen. „Nur weil etwas früher nicht funktioniert hat, muss das nicht heißen, dass es heute auch nicht funktioniert.“, reflektieren sie über einen misslungenen Versuch, heimische Tafeltrauben zu vermarkten. Als Landwirt müsse man immer mehr aus seiner Komfortzone treten und versuchen, zukünftige Marktentwicklungen abzuschätzen.
Frischer Wind
In den vergangenen 15 Jahren wurde am Hof Schritt für Schritt umgebaut und erneuert. Als Antrieb dafür nennen Ursula und Thomas Reiter den Ehrgeiz, ihrem Sohn Adam einen funktionsfähigen Betrieb übergeben zu wollen. „Wir dürfen nicht immer nur jammern, vor allem nicht vor der Jugend. Probleme müssen mit möglichen Lösungen betrachtet werden, sonst wird die Landwirtschaft für die Jugend unattraktiv und frustrierend!“, appelliert Ursula Reiter. Adam (15) ist als designierter Hofübernehmer bereits jetzt als Entscheidungsträger miteingebunden. Durch seine eigene Christbaumanlage obliegt ihm sogar ein Bereich am Betrieb.
Diversifizierung und regionale Vermarktung sind für Familie Reiter fester Bestandteil am Betrieb. Unterschiedlichste Obstsorten, auch in verarbeiteter Form, und ein Selbstbedienungsladen direkt am Hof, sind ihre Zukunft im Obstbau. Voller Tatendrang und Optimismus für die heimische Landwirtschaft.
2016 wurde der Hof durch die Frostereignisse im April gravierend getroffen. 100 Prozent Ernteausfall verzeichneten die Reiters damals. „Bald wurde uns bewusst, dass der Frost bleiben wird und wir Vorkehrungen für die Zukunft treffen müssen“, so Ursula Reiter. Heute ersetzt eine Frostschutzanlage die Paraffinkerzen von früher. Ein großer Teich als Wasserspeicher, eine bereits vorhandene Tröpfchenbewässerung, die derzeit gute Förderungslage von bis zu 65 Prozent und eine Portion Mut für eine solche Investition haben die Anlage möglich gemacht. Neben dem Preisdruck durch den Lebensmitteleinzelhandel, sieht die Familie auch die aktuelle Lage bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln als Problem an: „Wenn die Palette an Möglichkeiten immer kleiner wird, wird auch unser Handlungsspielraum im Pflanzenschutz kleiner.“
Nichtsdestotrotz blicken Ursula und Thomas mit Zuversicht in die Zukunft. „Die Steirer werden immer Obst essen wollen“, so ihre Motivation. Heutzutage sei es am wichtigsten, mit der Zeit zu gehen, den Austausch mit Gleichgesinnten zu pflegen, Neues auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen. „Nur weil etwas früher nicht funktioniert hat, muss das nicht heißen, dass es heute auch nicht funktioniert.“, reflektieren sie über einen misslungenen Versuch, heimische Tafeltrauben zu vermarkten. Als Landwirt müsse man immer mehr aus seiner Komfortzone treten und versuchen, zukünftige Marktentwicklungen abzuschätzen.
Frischer Wind
In den vergangenen 15 Jahren wurde am Hof Schritt für Schritt umgebaut und erneuert. Als Antrieb dafür nennen Ursula und Thomas Reiter den Ehrgeiz, ihrem Sohn Adam einen funktionsfähigen Betrieb übergeben zu wollen. „Wir dürfen nicht immer nur jammern, vor allem nicht vor der Jugend. Probleme müssen mit möglichen Lösungen betrachtet werden, sonst wird die Landwirtschaft für die Jugend unattraktiv und frustrierend!“, appelliert Ursula Reiter. Adam (15) ist als designierter Hofübernehmer bereits jetzt als Entscheidungsträger miteingebunden. Durch seine eigene Christbaumanlage obliegt ihm sogar ein Bereich am Betrieb.
Diversifizierung und regionale Vermarktung sind für Familie Reiter fester Bestandteil am Betrieb. Unterschiedlichste Obstsorten, auch in verarbeiteter Form, und ein Selbstbedienungsladen direkt am Hof, sind ihre Zukunft im Obstbau. Voller Tatendrang und Optimismus für die heimische Landwirtschaft.
Steirischer Obstbau: Wandel mit Perspektiven
Nach Jahren mit Frostschäden, Dürre und extremen Wetterereignissen können die steirischen Apfelbauern heuer erstmals wieder eine halbwegs normale Ernte erwarten. Zwar waren die Witterungsextreme auch in diesem Jahr wieder sehr ausgeprägt, sodass wir auch heuer nur knapp einer Katastrophe durch Frost oder Dürre entkommen sind.
Lage angespannt
Trotz zeitweiliger Hitze- und Trockenperioden war das Wachstum zufriedenstellend, wenngleich die Früchte insgesamt etwas kleiner ausfallen, aber mit erstklassiger Qualität. Für viele Betriebe bedeutet dies die Hoffnung, endlich wieder ein gutes Einkommen zu erwirtschaften. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt. In den vergangenen Jahren haben die meisten Betriebe einfach zu wenig verdient und die Herausforderungen haben weiter zugenommen. Gleichzeitig ist anzumerken, dass jene Betriebe, die auch in den Frostjahren eine gute Ernte erzielt haben, durchaus ein gutes Einkommen erwirtschaften konnten. Überwiegend waren das jene Betriebe, die ausreichend Wasser zur Verfügung hatten.
Harte Realität
Extreme Wetterereignisse sind zur neuen Normalität geworden. Auch neue Pflanzenkrankheiten und Schädlinge stellen die Obstbaubetriebe vor immer größere Probleme. Stark steigende Produktionskosten und der Mangel an Erntehelfern verschärfen die Situation zusätzlich. Die Konsequenz ist deutlich sichtbar: Seit 2010 ist die steirische Apfelfläche bereits um rund ein Viertel geschrumpft, allein in den vergangenen sechs Jahren um etwa 1.000 Hektar. Besonders besorgniserregend ist, dass sich die Jugend vermehrt vom Obstbau abwendet. Nur mehr wenige schließen die Obstbau-Facharbeiterausbildung ab. Potenzielle Hofnachfolger werden außerlandwirtschaftlich tätig.
Investitionsrückstau
Mehr als die Hälfte der Betriebe hat laut einer vom Obstbauverband durchgeführten Umfrage im Jahr 2024 bereits den Ausstieg eingeleitet oder tätigen keine Ersatzinvestitionen mehr. Nur 17 Prozent geben an, noch aktiv in die Weiterentwicklung zu investieren. Bei diesen Betrieben geht es primär um Kulturschutzinvestitionen wie Wasserspeicher und Optimierung der Prozesse, aber nicht mehr um die Vergrößerung ihrer Betriebe. Demnach werden auch die frei werdenden Obstflächen nur mehr selten von anderen Betrieben übernommen. Dies deutet darauf hin, dass die Anbauflächen auch in den kommenden Jahren weiter zurückgehen. Dazu kommt die Sorge, dass die Klimaveränderung ungebremst weitergehen wird.
Stimmungsumschwung?
Wann dieser Abwärtstrend stoppt, hängt stark von den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie von der Eigeninitiative vieler Betriebe ab. Letztlich ist die Stimmung in der Branche entscheidend dafür, ob weiter investiert wird und ob sich die Jugend begeistern lässt.
Mit ausreichendem Wasser, einer attraktiven Investitionsförderung und der Verlagerung des Obstbaus in die Gunstlagen dürften sich die Herausforderungen durch die Wetterextreme weitgehend lösen lassen. Politik, Handel und Umweltaktivisten haben in den vergangenen Jahrzehnten die Planungssicherheit geschwächt – viele Obstbauern fühlen sich heute nicht mehr ausreichend wertgeschätzt.
Pflanzenschutz, Handel
In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden Pflanzenschutzmittel kurzfristig verboten oder neue Vorschriften eingeführt. Dies führt zu einem Spannungsfeld zwischen steigenden Produktionskosten, mehr Bürokratie, fehlenden Produktionsmitteln und gleichzeitig hohen Erwartungen von Markt und Konsumenten. Zudem kommen Schlagwörter wie der „Green Deal“, die enorm verunsichern, weil es keine Klarheit gibt. Auch der Handel trägt seinen Teil bei: Aktionen mit billigem Importobst zur Hauptsaison oder eigenen Produktionsauflagen. Lippenbekenntnisse zur Regionalität und Partnerschaft reichen nicht aus – es braucht faire Handelsbeziehungen. Die ständige Skandalisierung durch Umweltaktivisten (Glyphosat, Pfas, Rückstände und anders mehr) belastet, obwohl die Fakten kein wirkliches Problem zeigen.
Konstante Qualität
Obstbaubetriebe, die langfristig investieren müssen, brauchen stabile und verlässliche Rahmenbedingungen und Wertschätzung. Für die Zukunftsfähigkeit ist der Konsum entscheidend. Aber nicht nur die anderen sind schuld und haben die Lösung in der Hand – nein auch die Branche muss ihren Beitrag leisten. Neben dem Preis ist vor allem die Qualität ein entscheidender Faktor. Konsumenten erwarten gleichbleibend hochwertige Äpfel. Enttäuschungen führen oft zu Kaufzurückhaltung – ein Problem angesichts des rückläufigen Apfelkonsums. Deshalb müssen die Obstbaubetriebe neben stabilen Produktionsmengen auch konstante Qualität sicherstellen und bei mangelnder innerer Qualität im Verkauf besonders vorsichtig sein. Zudem müssen für neue Sorten zusätzliche Kaufanreize gesetzt werden.
Kulturschutz
Stabile Erntemengen sind aber auch die Basis für eine verlässliche Partnerschaft mit dem Lebensmittelhandel. Nur wer Jahr für Jahr ausreichende Mengen in konstanter Qualität liefern kann, bleibt ein attraktiver Partner. Daher sind Investitionen in Kulturschutz und Bewässerung sowie Lagenbereinigungen unverzichtbar – die Versicherung von Ernteausfällen bietet dafür keine ausreichende Lösung. Konstante Erntemengen sind zusätzlich auch für die Betriebsorganisation von großer Bedeutung. Betriebe, die jedes Jahr verlässlich Saisonarbeitskräfte beschäftigen können, profitieren meist von deutlich motivierteren und erfahreneren Mitarbeitern.
Wissen und Kompetenz
Die steirischen Obstbauern sind leistungsbereit und sehr gut ausgebildet – sie sind in der Lage, schwierige Aufgaben zu lösen. Beratung, Versuchswesen und Interessenvertretung sind gut organisiert. Die Vermarktung erfolgt professionell und passt sich auch aufgrund von privatwirtschaftlichen Strukturen flexibel den Anforderungen an. Letztendlich können Obstbauern nicht alle Rahmenbedingungen selbst bestimmen – aber sie müssen durch Qualität, Innovation, Klimawandel-Anpassung und verlässliche Marktpartnerschaften die Grundlagen erhalten. Nur wenn Konsumenten zufriedengestellt, der Handel überzeugt und die Politik mit stabilen Regeln unterstützt, wird der steirische Obstbau auch in Zukunft ein Vorzeigemodell in der Landwirtschaft sein.
Lage angespannt
Trotz zeitweiliger Hitze- und Trockenperioden war das Wachstum zufriedenstellend, wenngleich die Früchte insgesamt etwas kleiner ausfallen, aber mit erstklassiger Qualität. Für viele Betriebe bedeutet dies die Hoffnung, endlich wieder ein gutes Einkommen zu erwirtschaften. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt. In den vergangenen Jahren haben die meisten Betriebe einfach zu wenig verdient und die Herausforderungen haben weiter zugenommen. Gleichzeitig ist anzumerken, dass jene Betriebe, die auch in den Frostjahren eine gute Ernte erzielt haben, durchaus ein gutes Einkommen erwirtschaften konnten. Überwiegend waren das jene Betriebe, die ausreichend Wasser zur Verfügung hatten.
Harte Realität
Extreme Wetterereignisse sind zur neuen Normalität geworden. Auch neue Pflanzenkrankheiten und Schädlinge stellen die Obstbaubetriebe vor immer größere Probleme. Stark steigende Produktionskosten und der Mangel an Erntehelfern verschärfen die Situation zusätzlich. Die Konsequenz ist deutlich sichtbar: Seit 2010 ist die steirische Apfelfläche bereits um rund ein Viertel geschrumpft, allein in den vergangenen sechs Jahren um etwa 1.000 Hektar. Besonders besorgniserregend ist, dass sich die Jugend vermehrt vom Obstbau abwendet. Nur mehr wenige schließen die Obstbau-Facharbeiterausbildung ab. Potenzielle Hofnachfolger werden außerlandwirtschaftlich tätig.
Investitionsrückstau
Mehr als die Hälfte der Betriebe hat laut einer vom Obstbauverband durchgeführten Umfrage im Jahr 2024 bereits den Ausstieg eingeleitet oder tätigen keine Ersatzinvestitionen mehr. Nur 17 Prozent geben an, noch aktiv in die Weiterentwicklung zu investieren. Bei diesen Betrieben geht es primär um Kulturschutzinvestitionen wie Wasserspeicher und Optimierung der Prozesse, aber nicht mehr um die Vergrößerung ihrer Betriebe. Demnach werden auch die frei werdenden Obstflächen nur mehr selten von anderen Betrieben übernommen. Dies deutet darauf hin, dass die Anbauflächen auch in den kommenden Jahren weiter zurückgehen. Dazu kommt die Sorge, dass die Klimaveränderung ungebremst weitergehen wird.
Stimmungsumschwung?
Wann dieser Abwärtstrend stoppt, hängt stark von den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie von der Eigeninitiative vieler Betriebe ab. Letztlich ist die Stimmung in der Branche entscheidend dafür, ob weiter investiert wird und ob sich die Jugend begeistern lässt.
Mit ausreichendem Wasser, einer attraktiven Investitionsförderung und der Verlagerung des Obstbaus in die Gunstlagen dürften sich die Herausforderungen durch die Wetterextreme weitgehend lösen lassen. Politik, Handel und Umweltaktivisten haben in den vergangenen Jahrzehnten die Planungssicherheit geschwächt – viele Obstbauern fühlen sich heute nicht mehr ausreichend wertgeschätzt.
Pflanzenschutz, Handel
In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden Pflanzenschutzmittel kurzfristig verboten oder neue Vorschriften eingeführt. Dies führt zu einem Spannungsfeld zwischen steigenden Produktionskosten, mehr Bürokratie, fehlenden Produktionsmitteln und gleichzeitig hohen Erwartungen von Markt und Konsumenten. Zudem kommen Schlagwörter wie der „Green Deal“, die enorm verunsichern, weil es keine Klarheit gibt. Auch der Handel trägt seinen Teil bei: Aktionen mit billigem Importobst zur Hauptsaison oder eigenen Produktionsauflagen. Lippenbekenntnisse zur Regionalität und Partnerschaft reichen nicht aus – es braucht faire Handelsbeziehungen. Die ständige Skandalisierung durch Umweltaktivisten (Glyphosat, Pfas, Rückstände und anders mehr) belastet, obwohl die Fakten kein wirkliches Problem zeigen.
Konstante Qualität
Obstbaubetriebe, die langfristig investieren müssen, brauchen stabile und verlässliche Rahmenbedingungen und Wertschätzung. Für die Zukunftsfähigkeit ist der Konsum entscheidend. Aber nicht nur die anderen sind schuld und haben die Lösung in der Hand – nein auch die Branche muss ihren Beitrag leisten. Neben dem Preis ist vor allem die Qualität ein entscheidender Faktor. Konsumenten erwarten gleichbleibend hochwertige Äpfel. Enttäuschungen führen oft zu Kaufzurückhaltung – ein Problem angesichts des rückläufigen Apfelkonsums. Deshalb müssen die Obstbaubetriebe neben stabilen Produktionsmengen auch konstante Qualität sicherstellen und bei mangelnder innerer Qualität im Verkauf besonders vorsichtig sein. Zudem müssen für neue Sorten zusätzliche Kaufanreize gesetzt werden.
Kulturschutz
Stabile Erntemengen sind aber auch die Basis für eine verlässliche Partnerschaft mit dem Lebensmittelhandel. Nur wer Jahr für Jahr ausreichende Mengen in konstanter Qualität liefern kann, bleibt ein attraktiver Partner. Daher sind Investitionen in Kulturschutz und Bewässerung sowie Lagenbereinigungen unverzichtbar – die Versicherung von Ernteausfällen bietet dafür keine ausreichende Lösung. Konstante Erntemengen sind zusätzlich auch für die Betriebsorganisation von großer Bedeutung. Betriebe, die jedes Jahr verlässlich Saisonarbeitskräfte beschäftigen können, profitieren meist von deutlich motivierteren und erfahreneren Mitarbeitern.
Wissen und Kompetenz
Die steirischen Obstbauern sind leistungsbereit und sehr gut ausgebildet – sie sind in der Lage, schwierige Aufgaben zu lösen. Beratung, Versuchswesen und Interessenvertretung sind gut organisiert. Die Vermarktung erfolgt professionell und passt sich auch aufgrund von privatwirtschaftlichen Strukturen flexibel den Anforderungen an. Letztendlich können Obstbauern nicht alle Rahmenbedingungen selbst bestimmen – aber sie müssen durch Qualität, Innovation, Klimawandel-Anpassung und verlässliche Marktpartnerschaften die Grundlagen erhalten. Nur wenn Konsumenten zufriedengestellt, der Handel überzeugt und die Politik mit stabilen Regeln unterstützt, wird der steirische Obstbau auch in Zukunft ein Vorzeigemodell in der Landwirtschaft sein.
Pflanzenschutz: Bei Zulassung krankt es
- Immer weniger Wirkstoffe sind in Österreich zugelassen. Sie haben dazu die Debatte ins Rollen gebracht ...
MANFRED KOHLFÜRST: ... wir haben ein Problem bei der Zulassung. Es könnten in Europa zugelassene Wirkstoffe von den Mitgliedsstaaten gegenseitig anerkannt und somit auch in Österreich erlaubt werden. Zudem verlieren wir generell in Europa Wirkstoffe.
- Warum?
Ursache ist die EU-Verordnung 1107/2009, die den Wechsel von einer risikobasierten zu einer gefahrenbasierten Bewertung einleitete. Seitdem hat kein insektizider Wirkstoff mehr eine uneingeschränkte Freilandzulassung für den Obstbau erhalten – mit teils existenzbedrohenden Folgen für viele Betriebe. Bei der Zulassung hat man nicht den Schädling im Fokus, sondern die Gefahr der Anwendung – also alle Organismen, die mitgeschädigt werden könnten. Das hat auch nichts mit eventuellen Pflanzenschutzmittel-Rückständen auf den erzeugten Produkten zu tun, bei denen wir ohnehin weit unter den sehr niedrig gesetzten Grenzwerten liegen.
- Was ist dringend zu tun?
Erstens: Österreich muss endlich auch alle in Europa zugelassenen Wirkstoffe erlauben, um den ungleichen Wettbewerb zu egalisieren. Zweitens: Wir brauchen in Europa wieder neue Wirkstoffe für die konventionelle und biologische Landwirtschaft. Ansonsten verlieren wir die Produktion in Europa – von den Acker- bis zu den Spezialkulturen.
- Luxemburg zeigt vor, wie einfach die Zulassung sein kann ...
... Luxemburg nutzt das Werkzeug der gegenseitigen Wirkstoff-Anerkennung im vereinfachten Verfahren. Das geht unbürokratisch mit einem Antrag ohne erneute Überprüfung und kostet nicht viel. Auch Brüssel hat uns gesagt, dass Österreich bei der Zulassung nur gültiges EU-Recht umsetzen braucht.
- Ist Österreich hier päpstlicher als der Papst?
Ja, weil unsere Behörde selbst beim Antrag auf gegenseitige Anerkennung die Wirkstoffe noch einmal prüft, was nicht notwendig ist. Das verzögert die Verfahren und macht sie auch erheblich teurer. Wir könnten es viel billiger, einfacher und schneller haben – oft innerhalb einer Woche.
- Ihre nächsten Schritte?
Die Gespräche mit dem Ministerium und den zuständigen Behörden laufen weiter, aber zögerlich. Generell ist auch ein Umdenken bei der Bevölkerung notwendig. Nämlich, dass es Pflanzenschutz braucht – das versuchen wir bei allen öffentlichen Auftritten zu vermitteln.
- Themenwechsel: Ihre Apfelmarkt-Prognose?
Stimmen die Prognosfruit-Zahlen, so gibt es keine Rekordernte. Wir sind in einen leeren Markt gestartet, hatten bei Sommerobst gute Preise. Es gibt keine Anzeichen für einen Marktdruck, auch der Exportmarkt bietet Möglichkeiten.