Feuchtes Heu und Stroh sind brandgefährlich
Ein heißer Herbst verlockt so manchen, noch einen Schnitt Heu zu machen. Aber Vorsicht! Längere, taureiche Nächte können das Erntegut brandgefährlich machen, wenn es mit zu hoher Restfeuchtigkeit eingebracht wird. „Wir beobachten wieder häufiger Selbstentzündungen von Heu – vermutlich durch Wetterkapriolen und eine durch den Klimawandel nach hinten in den Herbst verschobene Mahd“, vermutet Herbert Hasenbichler von der Landesstelle für Brandverhütung. Er und seine Mitarbeitenden kommen als Brandsachverständige an die rauchenden Ruinen. „Selbstentzündungen sind sehr gut erkennbar. Ausgehend vom Erwärmungsherd im Inneren des Heustocks, führen Brandkanäle an die Oberfläche“, schildert der Experte. Im Erntegut leben Bakterien, die von dessen Nährstoffen sowie von Feuchtigkeit leben. Werden diese aktiv, so entsteht Wärme. Kann die Wärme nicht entweichen, werden die Mikroorganismen aufgrund der höheren Temperatur noch aktiver, was zu einem weiteren Temperaturanstieg führt.
Risikofaktoren
Neben zu hoher Restfeuchte von über 20 Prozent, kann auch nachträglich eingetretenes Wasser zur Erwärmung führen. Dabei kann es schon ausreichen, wenn eine Fuhre zu feucht ist (Waldrand). Auch die Lagerhöhe spielt eine Rolle. Hasenbichler nennt eine Faustzahl: „Ab vier Meter Höhe entsteht durch das Eigengewicht genügend Druck, um die Bedingungen für eine Selbstentzündung zu schaffen.“ Einzelne verdichtete Stellen können aber auch bei niedrigeren Lagerhöhen problematisch werden. Ballen können sich ebenso selbst entzünden.
Sechs heikle Wochen
Die ersten sechs Wochen sind besonders kritisch. Während dieser Zeit ist die Temperatur regelmäßig mit Temperatursonden, die in die Tiefe des Heustocks reichen, zu kon-trollieren. Ein Heumesskalender hilft bei der Dokumentation. Temperaturen unter 50 Grad sind unbedenklich, darüber wird es brenzlig. Ab 60 Grad herrscht bereits Brandgefahr. „Ab 70 Grad ist die Feuerwehr zu rufen – Landwirte sind gesetzlich dazu verpflichtet“, klärt Hasenbichler auf.
Nicht nur Heu kann sich selbst entzünden
- Alle organischen Substanzen mit mikrobiellem Nährstoffangebot können sich bei entsprechender Feuchtigkeit bis zur Selbstentzündung erwärmen
- Gefährdet sind Heu, Stroh, Hackschnitzel, Sägemehl, Getreide, Saatgut etc.
- Feuchtigkeit, die nachträglich in Stroh und Co. gelangt (undichtes Dach, Kondenswasser etc.), kann ebenso ein Milieu für Mikroben schaffen und somit bis zur Selbstentzündung führen