Futterumstellungen im Herbst schonend durchführen

Die herbstliche Futterumstellung verlagert sich dadurch in den Oktober und fällt oftmals mit dem erstmaligen Einsatz von Maissilage zusammen. Diese Veränderungen sind für Wiederkäuer dramatisch und müssen deshalb intensiv begleitet werden. Jede neu gestaltete Ration bedeutet eine Änderung der Futterzusammensetzung und Nährstofflieferung in den Pansen. Die Umstellung von Grünfutter auf Silage- oder Heufütterung oder das Aufnehmen von Maissilage in die Ration wirken sich stärker als ein Wechsel auf einen anderen Schnitt aus. Aber sogar unterschiedliche Trockenmassegehalte bei Silage und natürlich die Kraftfuttermenge und Zusammensetzung können das komplizierte Gefüge im Pansen negativ beeinflussen.
Wird eine gleichbleibende Ration über längere Zeit verfüttert, sind die verschiedenen Mikroorganismen im Pansen optimal an das Futter angepasst. Sie bauen das Futter sehr rasch und effizient ab. Ändert man die Ration, müssen sich bestimmte Mikrobenstämme neu entwickeln oder auf eine optimale Menge vermehren. Es pendelt sich ein neues Gleichgewicht ein, was je nach Intensität der Futterumstellung von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen dauern kann. Große Änderungen beim Grobfutter wirken sich stärker aus, da sich faserabbauende Bakterien nur langsam etablieren können. Spezialisten für leicht lösliche Kohlenhydrate, wie z.B. Zucker und Stärke, können sich hingegen viel schneller entwickeln.
Stellt man die Ration zu rasch um, können die Futteraufnahme und Futterverwertung darunter leiden. Ein Mangel an strukturierter Faser aus Grobfutter kann zu einer Übersäuerung im Pansen (Pansenazidose) führen. Es können daraus Stoffwechselprobleme mit Leistungsabfall, Fruchtbarkeitsstörungen oder Organschäden resultieren.

Umstellung auf Gärfutter oder Heu
Obwohl der Pflanzenbestand im Grünfutter ähnlich dem der Silage ist, muss sich die Mikrobenmasse anpassen. Wird die Ration von Gras auf Grassilage umgestellt, müssen sich die Tiere vor allem an den neuen Geruch gewöhnen. Der scharfe Geruch der Gärsäuren hemmt die Futteraufnahme, weshalb die Tiere in der Umstellungszeit mehrmals pro Tag zur Futteraufnahme angeregt werden sollen. Durch oftmaliges Nachschieben des vorgelegten Futters und Überstreuen kleiner Kraftfuttermengen über die Silage kann man die Tiere wieder zum Fressplatz locken. Diese Umstellung soll bis zu 14 Tagen erfolgen, eine Lockfütterung kann auch in weiterer Folge die Futtertischfrequenz erhöhen.
Die Umstellung auf heubetonte oder sogar reine Heurationen bringt ebenso große Veränderungen in der Ration. Durch den Übergang von Grünfutter auf Heu sinkt der Wassergehalt im Futter von etwa 80 auf 10 - 15% ab. Eine optimale Wasserversorgung der gesamten Herde ist in dieser Phase besonders wichtig. Auch der Nährstoffgehalt und das Verhältnis von Energie zu Eiweiß im Futter können sich je nach der Konservierungsform deutlich verschieben. Vor allem bei Bodenheu muss man durch Ernteverluste mit niedrigen Nährstoff- und insbesondere Eiweißgehalten rechnen, außerdem verringern sich die Abbaurate im Pansen und die Verdaulichkeit insgesamt. Auch hier sollte die Ration über mindestens drei Wochen fließend umgestellt und durch eine leistungsangepasste Kraftfutterergänzung begleitet werden. In diesem Zusammenhang werden die Vorteile einer Grundfutteranalyse hinsichtlich einer gezielten Rationsgestaltung deutlich erkennbar.
Aufnahme von Maissilage
Eine gute Maissilage liefert vorrangig Energie. Der Proteingehalt und die Strukturwirkung sind jedoch gering. Nimmt man Maissilage in die Ration auf, muss die Futterumstellung sehr langsam erfolgen. Ein separater, kleiner Silo ist dabei von Vorteil, um einen ausreichenden Vorschub von mindestens 1,5 Meter in der Woche zu erreichen. Futtererwärmungen am Anschnitt lassen sich damit besser verhindern.
Die Phase der Futterumstellung sollte zumindest 14 - 21 Tage dauern, um Stoffwechselprobleme zu vermeiden. Eine Woche nach Umstellungsbeginn auf Maissilage kann man das Energiekraftfutter langsam reduzieren. Dadurch verhindert man eine Energieüberversorgung und verbessert die Grundfutteraufnahme. Die Milchinhaltstoffe Fett, Eiweiß und Milchharnstoff können in dieser Phase stark schwanken und dienen nur eingeschränkt als Orientierungshilfe. Stellt man die Ration zu schnell um, ist auf jeden Fall mit einem Einbruch der Mikrobenleistung im Pansen zu rechnen. Einer verringerten Milchmenge und niedrigen Inhaltstoffen darf man aber keinesfalls mit überhöhten Kraftfuttergaben begegnen. Durch die eingeschränkte Grobfutterverwertung steigt ohnehin der Kraftfutteranteil und somit die Gefahr einer Pansenazidose. Eine zufriedenstellende Aussage liefern die Milchinhaltsstoffe erst zwei Wochen nach Ende der Rationsumstellung. Die Aufnahme einer neuen Komponente in die Ration verlangt meist eine Änderung der Energie- und Proteinanteile im Kraftfutter.
Wird nur eine neue Charge der gleichen Kraftfutterart verabreicht, ist keine Umstellungsfrist zu beachten. Trotzdem sollte man kontrollieren, ob die Tiere das Kraftfutter voll akzeptieren.
Der hoch entwickelte Geschmackssinn der Kuh erkennt jede geschmackliche Veränderung. Kommt eine Komponente hinzu, ist eine Gewöhnungsphase von mehreren Tagen notwendig.
Tipps zur Tierbeobachtung
- Futterselektion: Bei trockenen Rationen sieht man häufig, dass die Kühe durch Futterschieben das nach unten rieselnde Kraftfutter selektiv aufnehmen. Bei Mischrationen kann durch Wasserzugabe in den Mischwagen der Trockenmassegehalt reduziert werden. Das Kraftfutter haftet dadurch besser an der Silage, mehliges Kraftfutter bringt Vorteile gegenüber pelletiertem.
- Wiederkautätigkeit: Drei Stunden nach der Hauptfütterung sollen drei Viertel der Kühe wiederkauen, mit mindestens 50 Schlägen pro Bissen.
- Pansenfüllung: Die Ausprägung der Hungergrube zeigt Futteraufnahme und Akzeptanz, eine schlechte Pansenfüllung zeigt sich auch bei einer Pansenazidose.
- Kotbeschaffenheit: Plötzlicher Durchfall kann unter anderem durch Pansenübersäuerung, Eiweißüberschuss, Fasermangel oder Futterverpilzung ausgelöst werden. Eine Kotsiebung zeigt unverdaute Futterpartikel.
- Milchmenge: Gravierende Fehler in der Fütterung führen rasch zu einem Milchleistungsrückgang. Leichte Fehler führen oft unbemerkt zu einem Leistungsabfall.
- Milchinhaltsstoffe: Bei fließender Rationsumstellung werden die Milchinhaltsstoffe wenig schwanken. Bei einer zu raschen Futterumstellung dürfen die Inhaltsstoffe nicht zur Kraftfutterzuteilung herangezogen werden.
- Jede Rationsumstellung benötigt Zeit. Der Pansen der Kuh ist ein sehr komplexes System, das vorsichtig zu einem neuen Gleichgewicht geführt werden muss. Die erforderliche Umstellungszeit richtet sich nach dem Rationsanteil der geänderten Futterkomponente. Große Fütterungsfehler zeigen sich sofort, kleine Fehler in der Rationsgestaltung werden meist nicht erkannt, vermindern aber langfristig Tiergesundheit und Leistung.