Die Kammerführung zu Besuch in Liezen
Mit einem Krampuslauf startete der Standortdialog in Liezen. Nach dem traditionellen Spektakel kehrte beim Kirchenwirt in Aigen im Ennstal aber rasch wieder Ruhe ein – was nicht zuletzt an den hörenswerten Worten von Kammer-Präsident Andreas Steinegger und der Kammerführung sowie den interessanten Vorträgen der Kammerexperten lag. Viel Stoff also für die anschließende Diskussionsrunde zu der die Bäuerinnen und Bauern zahlreiche Themen, Anliegen und Fragen mitgebracht hatten. So ergaben sich zur Freude von Kammerobmann Peter Kettner angeregt-konstruktiven Gespräche, in denen es allen voran um so brisante Themen wie Prädatoren, insbesondere die Regelungen rund um den Wolf, sowie den Schutz des Eigentums ging. Debattiert wurde auch über die wachsende Zahl der Mountainbiker und die anhaltenden Probleme mit Hunden auf der Alm. Das Thema Ferienwohnungen im Freiland hat in Liezen besondere Brisanz und wurde dementsprechend intensiv diskutiert. Die Bäuerinnen und Bauern nützten die Anwesenheit von Präsident Steinegger außerdem, um sich aus erster Hand Informationen zum Mittelfristigen Finanzierungsrahmen der EU und den damit verbundenen Leistungsabgeltungen für die Bäuerinnen und Bauern geben zu lassen. Steinegger erläuterte den Sachverhalt, beantwortete zahlreiche Fragen und sorgte so für mehr Klarheit rund um diese komplexe Thematik. Ebenfalls zur Diskussion gestanden ist das Thema Vermessung beziehungsweise Grundsteuerkataster und Grenzkataster.
Ein alles in allem sehr interessanter, spannender Abend mit fachlich fundierten Diskussionen, resümierte Kammersekretär Herwig Stocker.
Digital und menschlich – fortschrittlich und bodenständig
Die Bäuerinnen und Bauern haben neben aktuellen Informationen auch viel Ermutigung aus den einleitenden Worten von Präsident Steinegger mitgenommen, der allen voran die große Bedeutung der Landwirtschaft für unsere Gesellschaft hervorhob: „Die Menschen in der Landwirtschaft sind der Herzschlag unseres Landes. Ich denke an all die Familien, die gemeinsam anpacken, an die jungen Bäuerinnen und Bauern, die mit Energie starten. An die älteren, die Erfahrung und Weitblick mitbringen und an die nächste Generation, die Höfe übernimmt und die Zukunft der Landwirtschaft gestaltet.“ Diese nächste Generation brauche aber auch Perspektiven und den Rückhalt der Gesellschaft. „Wir müssen also den Innovationsgeist mittragen, wir dürfen uns dem Fortschritt nicht verschließen. Die Landwirtschaft von morgen wird unabwendbar digitaler, vernetzter, vielfältiger sein“, blickte Steinegger in die Zukunft. Räumte gleichzeitig aber auch ein: „Wir dürfen uns der Technik dennoch nicht völlig ausliefern. Denn die Landwirtschaft von morgen wird trotz aller notwendiger Entwicklungen, wie etwa im Bereich der Digitalisierung, nur dann bestehen, wenn sie im Herzen bleibt, was sie immer war: ehrlich, bodenständig, menschlich.
Steinegger versicherte sich für die notwendigen Rahmenbedingungen einzusetzen – für eine Agrarpolitik, die Betriebe stärkt, für mehr regionale Wertschöpfung, faire Marktbedingungen und weniger Bürokratie. Und ganz besonders für mehr Wertschätzung für die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern: „Ihre Arbeit verdient Respekt – in Worten und Taten.“
Ohne starke Bäuerinnen würden Betriebe nicht funktionieren
Besonderen Respekt zollte der Kammer-Präsident der Arbeit der Bäuerinnen: „Sie sind das Rückgrat vieler Betriebe – Managerinnen, Mütter, Unternehmerinnen, Gastgeberinnen – oft alles zugleich. Ohne sie würde vieles, was wir Betrieb nennen, gar nicht funktionieren. Darum müssen wir noch stärker darauf achten, dass die Arbeit der Frauen sichtbar und anerkannt wird.
Landesbäuerin Viktoria Brantner hob dahingehend die Bedeutung der Bäuerinnenorganisation hervor und gab Einblick in die Errungenschaften für die Bäuerinnen und die vielen wichtigen Aktionen für die Landwirtschaft. Als Beispiel nannte sie den Aktionstag, bei dem immerhin knapp 9.000 Volksschulkinder erreicht werden. Und Brantner betonte einmal mehr die Notwendigkeit der sozialen Absicherung der Frauen auf den Höfen: „Es gibt leider nach wie vor zu viele Bäuerinnen, die nur mitversichert oder gar nicht versichert sind.“
Bedeutung des Grünlandes wächst
Auch LK-Abteilungsleiter Horst Jauschnegg hatte ermutigende Nachrichten dabei – er attestierte der Nutztierhaltung generell eine gute Zukunft: „Es wird wieder mehr Fleisch gegessen. Und aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen werden mehr Lebensmittel denn je gebraucht.“ Eine besondere Chance für die Rinderbauern sieht Jauschnegg in der steigenden Bedeutung des Grünlands: „Dieses Grünland kann nur über Wiederkäuer genutzt werden, um Lebensmittel zu erzeugen. Darum ist es wichtig, jetzt die Produktion nachhaltig zu intensivieren. Daher schaut die Landwirtschaftskammer besonders darauf, dass die produzierenden Landwirte gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit vorfinden.
Waldbewirtschafter können sich auf professionelle Unterstützung verlassen
Forstchef Stefan Zwettler gab einen Überblick über die Leistungen der Forstabteilung und hob vor allem die Herausforderungen des Klimawandels für die Forstwirtschaft sowie die Schulungen und Maßnahmen rund um klima- und zukunftsfitte Wälder hervor: „Es gab in den vergangenen Jahren viele zukunftsweisende Projekte, an denen wir mitgearbeitet haben – wie beispielsweise die „Dynamische Waldtypisierung. Den Waldbauern wurden auch moderne digital zu nutzende Waldwirtschaftspläne zur Verfügung gestellt.“ Und weiter: „Wir haben mit öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen, wie der Kommunikationsoffensive „Vielfalt braucht Bewirtschaftung“ oder den „Waldgeschichten“ die vielen Funktionen des Waldes und seine Bedeutung für die Menschen sowie für jeden einzelnen Waldbesitzer sichtbar gemacht.“
Ganz wichtig sei es dahingehend auch gewesen, den Wert der aktiven Waldbewirtschaftung zu verdeutlichen und mit entsprechenden Fakten zu untermauern, dass eine Außernutzungsstellung kontraproduktiv ist. Seine Zusage an die Forstwirtschaft: „Die Waldbewirtschafter können sich auch in Zukunft auf unsere professionelle Begleitung und Unterstützung verlassen.“ Dahingehend verwies er auf das Weiterbildungsprogramm der forstlichen Ausbildungsstätte Pichl. Unter anderem sollen jährlich mehr als 150 Forstfacharbeiter und 15 Meister der Forstwirtschaft für eine nachhaltige Forstwirtschaft ausgebildet werden.