Der Helm hat mir mein Leben gerettet
Sie hatten einen Forstunfall. Was ist konkret vorgefallen?
JOSEF WINTER: Ich habe in unserem Wald, in sehr steilem Gelände, kaputte Eschen herausgeschnitten. Ich wusste, dass die Esche brechen wird. Daher war der Plan, den Baum nur anzuschneiden und mit der Seilwinde umzuziehen. Ich bin im steilen Gelände gehockt und habe begonnen, die rund 15 bis 20 Meter hohe Esche, die etwa auf zehn Metern Höhe eine Astgabel hatte, anzuschneiden. Mein Vater hat mir dabei geholfen. Und da ist es zu diesem Forstunfall gekommen.
Wie ist es passiert?
Es hat sich aus einer Höhe von etwa zehn bis 15 Metern ein Ast, mit geschätzten 100 Kilo, gelöst – und der hat mich genau am Kopf getroffen. Mein Helm ist dabei zerbrochen. Ich hatte einen Schock, habe gemerkt, dass es blutet. Ich habe sofort zum Handy gegriffen, meinen Nachbarn angerufen und gebeten, dass er mich abholen soll. Ich bin dann noch etwa 100 Meter nach oben gegangen. Dann wurde mir schwindlig. Mein Vater hat das von oben – es war ein Überhang – erst gar nicht mitbekommen. Aber auch er hatte dann einen Schock.
Wie ist die Rettungskette angelaufen?
Es ging alles sehr schnell. Mein Nachbar hat mich zum Haus gebracht. Meine Tochter hatte die Rettung alarmiert. Mit Blaulicht ging es ins Krankenhaus – ich habe enorm viel geblutet. Da war zunächst nicht einmal das Röntgen möglich. Die Blutung wurde gestoppt, ich wurde genäht. Es musste dann in einem anderen Spital begutachtet werden, ob es zu Gehirnverletzungen gekommen war. Auf das Ergebnis zu warten, das war eine sehr grausliche Stunde.
Wie lange haben Sie an Ihren Verletzungen laboriert?
Nach drei Tagen bin ich aus dem Krankenhaus entlassen worden. Dann habe ich mich einer Physiotherapie unterzogen – das hat zum Glück meine Schwester, eine Physiotherapeutin, machen können. Nach drei Wochen bin ich das erste Mal wieder in den Stall gegangen. Ein halbes Jahr später war ich dann erstmals auch wieder im Wald zum Holzarbeiten.
Was geht einem da durch den Kopf?
Am Anfang war ich echt zornig und dachte: Wie kann mir so etwas passieren? Ich bin gelernter Zimmerer, ich habe einen Forstkurs in der Forstlichen Aubildungsstätte Pichl gemacht – ich bin also keiner, der nicht weiß, wie es geht. Aber letztlich war ich dankbar, dass alles glimpflich ausgegangen ist. Ich hätte auch tot sein können.
Welche Lehren haben Sie aus diesem Forstunfall gezogen?
Viele! Man erkennt vor allem, wie schnell etwas passieren kann. Das lässt einen das Leben generell mehr schätzen – man jammert nicht wegen jeder Kleinigkeit. Es ist mir auch bewusst, wie wichtig es ist, grundlegend fit und gesund zu sein, das hat viel an Problemen abgefedert.
Ich gehe jetzt mit großem Respekt in den Wald, schaue mir die Bäume ganz genau an und bin bestens ausgerüstet – auch mit einer Totmann-App am Handy.
Ich gehe jetzt mit großem Respekt in den Wald, schaue mir die Bäume ganz genau an und bin bestens ausgerüstet – auch mit einer Totmann-App am Handy.
Welche dringende Empfehlung haben Sie für alle, die Forstarbeiten durchführen?
Nicht bei der Ausrüstung sparen! Ein 30-Euro-Helm hätte mich nicht gerettet. Sich unbedingt Zeit lassen – nach zwei bis drei Stunden ist die Konzentration dahin. Ich arbeite daher immer in zwei Etappen zu etwa zwei Stunden. Auch möglichst nicht alleine in den Wald gehen. Und: grundsätzlich auf Gesundheit und Fitness achten – das ist goldwert, wenn wirklich einmal etwas passiert.