Landwirtschaftskammer zeichnet die „Bäuerlichen Unternehmerinnen 2024“ aus
Mutmacherinnen für alle Bäuerinnen des Landes
Ihre Leistungen, ihr Können und ihre Kompetenzen für eine nachhaltige, zukunftsorientierte Landwirtschaft stellten die bäuerlichen Unternehmerinnen bei der Kür zur „Hofheldin 2024“ beeindruckend unter Beweis. „Sie sind bestens ausgebildete, innovative und entscheidungskräftige Frauen, die die Zukunft der Höfe und des ländlichen Raums prägen“, gratuliert Vizepräsidentin Maria Pein den Siegerinnen und Nominierten. „Die Hofheldinnen sind Mutmacherinnen und Vorbilder für die mehr als 30.000 steirischen Bäuerinnen, die bewusst ihre wichtige Rolle als moderne Frauen am Hof sichtbar machen – sei es als Quereinsteigerin, Innovatorin oder Betriebsführerin“, betont die Vizepräsidentin.
Herzliche Gratulation den Hofheldinnen des Jahres 2024
Die Kür der Hofheldin 2024 der Landwirtschaftskammer fiel auf die Obstbau-Wiedereinsteigerin Karin Absenger aus Heiligenkreuz/Waasen (Kategorie Urproduktion) und Michaela Stangl aus Paurach/Feldbach (Kategorie: Diversifizierung/Innovation), die mit drei Standbeinen ihren Obstbaubetrieb wieder in den Vollerwerb geführt hat. Milchbäuerin Margret Karelly aus Aflenz belegte den 2. Platz und die Quereinsteigerin Roswitha Marold aus Aigen/Ennstal, die einen Biobetrieb mit Angler Rotvieh betreibt, erreichte Platz 3 (jeweils in der Kategorie Urproduktion). Ebenfalls den verdienten 2. Platz erzielte Obstbau-Quereinsteigerin Daniela Eberl aus Albersdorf-Prebuch, Platz 3 ging an die Gänse- und Rinderbäuerin sowie Regionalmanagerin Claudia Kerschbaumer aus Wenigzell, der Tierwohl ein ganz besonderes Anliegen ist (jeweils in der Kategorie Diversifizierung/Innovation). Erstmals vergab die Landwirtschaftskammer auch den Sonderpreis „Die Soziale“, der an Maria Fink aus Neustift bei Sebersdorf (HF) ging, die jahrzehntelang ihre Tochter sowie Schwiegereltern pflegte beziehungsweise pflegt.
Das sind die nominierten und ausgezeichneten Hofheldinnen 2024:
Oliver Kröpfl: Fortbestand landwirtschaftlicher Betriebe ist wichtiges Anliegen
„Die Zukunft bewusst entwickeln und gestalten – das ist das Credo landwirtschaftlicher Unternehmerinnen von heute. Ob als innovative Trendsetterinnen, versierte Managerinnen oder mutige Einsteigerinnen, sie nehmen eine Schlüsselrolle im Wandel des ländlichen Raumes ein. Mit einem klaren Fokus auf Klimaschutz und Tierwohl setzen sie Maßstäbe für nachhaltige Landwirtschaft. Ihre Ideen und Handlungen prägen nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft. Gemeinsam schaffen sie eine lebenswerte, zukunftsorientierte Umwelt“, betont Dr. Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse. Die Steiermärkische Sparkasse unterstützt die Initiative Hofheldinnen 2024, weil dem Unternehmen die Weiterentwicklung und der Fortbestand landwirtschaftlicher Betriebe ein wichtiges Anliegen sind.
Landesbäuerin Viktoria Brandner: Bereits ein Drittel der Höfe in Frauenhand
„Die starke Kraft der Bäuerinnen zeigt sich nicht zuletzt darin, dass mittlerweile rund ein Drittel der Höfe von Frauen geführt werden“, freut sich Landesbäuerin Viktoria Brandner über das hohe Engagement der mehr als 30.000 Frauen in der steirischen Landwirtschaft.Damit dieser Trend weiterhin anhält, unterstützt die Landwirtschaftskammer durch zahlreiche Bildungs- und Beratungsangebote die unternehmerischen Fähigkeiten und Leistungen der Bäuerinnen.
Platz 1 für Karin Absenger, Heiligenkreuz/Waasen, Kategorie Urproduktion. Motto der Obstbau-Wiedereinsteigerin: Das Feuer geht nicht aus – es gibt kein Muss, nur ein Wollen!
2016 hat die einstige Apfelkönigin den Betrieb, der wegen seiner einzigartigen Kessellage und geringer Spätfrost-Anfälligkeit prädestiniert für Obstbau ist, nach einem zehn-jährigen Intermezzo als Floristin und nach bestandener Abend-Matura im Haupterwerb übernommen. „Weil ich den Wert dieser Ressource wiedererkannt habe und den Hof nicht ungenutzt auslaufen lassen wollte.“ Es folgten Meister-Prüfung, „um mich fachlich auf den neuesten Stand zu bringen“ und der Bau eines eigenen CA-Lagers mit kontrollierter Atmosphäre samt Sortieranlage und der Hofladen „Apfeltraum“. Heute produziert die dreifache Mutter mit ihrer Schwester auf acht Hektar Äpfel, dazu ein Hektar Birnen und 0,5 Hektar Steinobst. Direktvermarktung, Werbung und das Entwickeln neuer Veredelungsprodukte liegen aber ganz in den Händen von Karin Absenger – und das wiederum liegt ihr im Blut. „Zu uns kommen Kunden aus der gesamten Region südlich von Graz, und es werden jährlich mehr.“ Der enge Kundenkontakt sei der wichtigste Gradmesser, um zu eruieren, was gewünscht und gerade gefragt sei. „Ich richte die Produktion auf die Nachfrage und meine Vermarktungswege aus und nicht umgekehrt.“ Aber noch wichtiger für sie sei der Mut, etwas durchzuziehen, von dem man überzeugt sei: „Das Feuer, das du selber hast, geht nicht aus, damit überhörst du so manche Zweifler.“ Dass Karin Absenger ihren Apfeltraum lebt, daran zweifelt ohnehin niemand.
Platz 2 für Margret Karelly, Aflenz, Kategorie Urproduktion. Motto der vom Schicksal geprüften Milchbäuerin mit 3 Kindern: Ich habe weitergemacht. Nicht weil ich musste – ich wollte!
Das Bauernhof-Leben von Margret Karelly verlief mit ihrer Familie und ihren Kühen in der fast schon kitschig schönen Umgebung bei Aflenz lange in geordneten Bahnen. „Bis zu dem Tag im Jahr 2013, als ich mit 33 Jahren und drei kleinen Kindern plötzlich als Witwe dastand.“ So wird jener Tag, an dem ihr Mann bei Forstarbeiten tödlich verunglückt ist, immer eine Zäsur im Leben der ausgebildeten Diplom-Krankenschwester und ihrer Kinder darstellen. Den Hof aufgeben? „Das kam für mich nicht infrage.“ Ihre 16 Milchkühe zeichnen sich durch hohe Lebensleistungen und Gesundheit bis ins hohe Alter aus – davon zeugen die Tafeln mehrerer 100.000-Liter-Kühe. Hier kommt das Krankenschwester-Gen durch. „Ich habe weitergemacht, weil ich wollte! Nicht weil ich musste“, sagt die Mittvierzigerin, die mittlerweile auch von den örtlichen Bauern zur Obfrau der Agrargemeinschaft Jauring (zu der 800 Hektar Wald gehören) und zur Kassiererin der Almgenossenschaft gekürt wurde. Ihr Wirken strahlt also weit über den eigenen Hof hinaus. Dass die Begeisterung für die Landwirtschaft auch ihre Tochter Anabell (ist aktuelle „Milchkönigin“) und ihren 17-jährigen Sohn Felix (Er will seit seiner Kindheit Bauer werden und hat schon konkrete Pläne.) erfasst hat, sei ebenfalls eine Folge davon, dass sie immer sage: „Sie können, aber sie müssen nicht mit der Landwirtschaft weitermachen.“
Platz 3 für Roswitha Marold, Aigen/Ennstal, Kategorie Urproduktion. Motto der Quereinsteigerin aus der Gastronomie: Dinge zu ändern, fordert Mut – und manchmal auch eine dicke Haut
„Red Hair, I don’t care“ steht auf einem der vielen Tattoos der jungen Bäuerin. Das Motto teilt sie mit Bahia, einer Kuh der Rasse Angler Rotvieh, der ganze Stolz von Roswitha Marold. „Wir haben bereits erste Nachzuchterfolge dieser seltenen Zweinutzungsrasse“, erzählt die dreifache Mutter. Das ist insofern ein Paradigmenwechsel, da die Herde am Plankhof bis vor wenigen Jahren ausschließlich aus Holstein-Kühen mit Spitzenleistungen bestand. „Doch mit den Kindern setzte auch bei meinem Mann und mir ein Umdenken ein.“ Der Betrieb wurde auf Bio umgestellt und statt kurzfristiger Höchstleistungen ist man nun auf lange Lebensdauer und möglichst nachhaltige, schuldenfreie Produktion fokussiert. Damit wären wir schon bei einem weiteren Motto von Roswitha Marold: „Du musst dein Ändern auch täglich leben.“ Eingetretene Pfade verlassen, das erfordere Mut, „aber auch eine dicke Haut“. Das Ändern auch leben – das hat die gelernte Gastronomie-Fachfrau schon vor 14 Jahren gemacht, als sie wegen der Liebe ins Ennstal gezogen ist. „Ich bin Quereinsteigerin, habe mir viel Wissen angeeignet und bin mit viel Herz bei der Sache. Ich denke, das ist in der Landwirtschaft das wichtigste.“ Viel Zeit und Muße investiert Roswitha Marold, die auch ausgebildete Shiatsu-Therapeutin ist, um die Produktion heimischer Lebensmittel zu erklären – etwa über Schule am Bauernhof, oder im direkten Gespräch mit Konsumenten.
Platz 1 für Michaela Stangl, Paurach/Feldbach, Kategorie Diversifizierung/Innovation. Motto der Einsteigerin in den Obstbau-Vollerwerb: Einfach tun – drei Standbeine statt bloß zu wachsen und alles wird selbst vermarktet
Es ist Berufung, dass die zweifache Mutter vor sechs Jahren wieder in den Vollerwerb eingestiegen ist. Mit drei Standbeinen: Der Obstproduktion, die zu 100 Prozent direkt vermarktet („Auf dem Bauernmarkt Feldbach bin ich selbst ein wandelndes Werbeschild.“) und großteils veredelt wird. Und mit der Edelbrennerei, die die ehemalige Apfelkönigin auch im Lohnverfahren für Dritte betreibt. Der volle Fokus gilt der Veredelung und Direktvermarktung. Motto: „Klein, fein, aber mein“, sagt Michaela Stangl, die bis zur Rückkehr zum Vollerwerb 2016 Teilzeit im Handel gearbeitet hat. Sie verpachtete einen Teil der Fläche, aber baute am heimischen Hof behutsam das Obst- und Produktsortiment – und damit auch den Kundenstock – möglichst breit aus. Das läuft so gut, dass sie ab 2026 die verpachteten Flächen wieder selbst bewirtschaften wird. Wichtig für Michaela Stangl: „Immer Platz für Neues lassen“ und lebenslanges Lernen (zum Beispiel ist sie Edelbrand-Sommelier). Die Gastgewerbe-Prüfung machte sie, weil Verkostungen am schön ausgebauten Verkaufsraum immer beliebter werden. „Ich versiegele keine neuen Flächen, sondern baue vorhandene Gebäude um.“ Mittlerweile greifen nicht nur die beiden Kinder gerne mit an, auch ihr Lebensgefährte und dessen beiden Söhne seien gern im Obstgarten.
Platz 2 für Daniela Eberl, Albersdorf-Prebuch, Kategorie Diversifizierung/Innovation. Motto der Quereinsteigerin im Obstbau: Es ist alles machbar, wenn man es gern tut – über sich hinauswachsen zum Beispiel!
„Ich bin zwar auf einem sehr kleinen Bauernhof aufgewachsen, aber bis ich 26 Jahre alt war, konnte ich mir nicht vorstellen, Bäuerin zu werden. Und bin niemals einen Traktor gefahren.“ Doch dann kam das Jahr 2017. Da hat die Diplom-Sozialbetreuerin ihren heutigen Mann Richard kennengelernt. Wenige Jahre später wurde sie nicht nur zum dritten Mal Mama, sondern auch Seminarbäuerin und alleinige Betriebsführerin am Hof ihres Mannes in Albersdorf-Prebuch im Herzen der Apfelstraße. Ja, man kann ruhig sagen: Sie ist als Quereinsteigerin von Saison zur Saison in den Bäuerinnenberuf hineingewachsen. Oder wie Daniela Eberl, die mit drei kleinen Kindern die Facharbeiterausbildung und den Traktorführerschein gemacht hat, selbst sagt: „Ich habe meine Berufung gefunden.“ Zum Beispiel als Seminarbäuerin: „Im Zuge dieser Ausbildung wurde mir so richtig bewusst, dass ich eigentlich eine Botschafterin der regionalen, saisonalen heimischen Landwirtschaft bin.“ Gemeinsam mit ihrem Mann, der für Safthandel und Büroarbeit zuständig ist, hat sie den bestehenden kleinen Hofladen zu einer „Schmankerlwerkstatt“ ausgebaut. Nach Spezialkursen (zum Beispiel für Food Photography) hat Daniela Eberl nun auch einen Online-Shop aufgezogen, ihre Produkte werden sogar in Deutschland bestellt.
Platz 3 für Claudia Kerschbaumer, Wenigzell, Kategorie Diversifizierung/Innovation. Motto der Bäuerin und Regionalmanagerin: Wir machen es anders, sonst gibt es keine Weiterentwicklung und der Hof soll kein Hobby sein
Die studierte Gesundheitsmanagerin und ihr Mann Philipp (er ist AHS-Lehrer) führen den gemeinsamen Hof mit Gänsen und 30 Rindern der Rassen „Murbodner“ und „Ennstaler Bergschecken“ weit abseits vom „Das-hamma-immer-scho-so-gmocht“. Vor drei Jahren haben sie den Betrieb mit 15 Hektar Grün- und Ackerland und sieben Hektar Wald im Nebenerwerb übernommen und auf Bio umgestellt. „Es braucht natürlich Mut zu sagen: Wir machen es anders. Wir wollten nicht ins Mehr-Mehr-Mehr. Da bleibt am Ende nur mehr Arbeit.“ Dass sie einige Jahre in der Stadt gelebt habe, sei kein Nachteil. „Man kommt mit anderen Eindrücken und Ideen zurück.“ Wobei sie klarstellt: „Der Hof muss schon etwas abwerfen. Nur als Hobby wollen wir die viele Arbeit nicht machen. Hobbys hätten wir genug.“ Ihr Vorteil sei, dass keine großen Investitionen nötig waren und man eine Kundenschicht anspricht, der Tierwohl, Klimaschutz und Qualität etwas wert sind. Derzeit entsteht am Waldrand eine Agri-PV-Anlage, die bald Strom liefert und den Weidegänsen Schatten spenden wird. Online (vomjogl.at) und in sozialen Medien gibt sie modernen kurzweiligen Einblick ins Hofleben. „So können wir zeigen, wie viele Arbeitsschritte für eine hochwertige regionale Mahlzeit nötig sind.“ Ihr Ziel ist es, ein regionales Netzwerk aus kleinen, innovativen Bauern zu schaffen. Die ersten sind schon an Bord. Befund: Der Unternehmergeist dieser Hofheldin ist ansteckend.
Erstmals Sonderpreis „Die Soziale“
Auf Initiative von Vizepräsidentin Maria Pein vergibt die Landwirtschaftskammer erstmals den Sonderpreis „Die Soziale“. „Bäuerinnen sind nicht nur Heldinnen, wenn es um die wirtschaftliche Führung des Hofes geht, sie sind auch wahre Heldinnen, wenn es um die Familie geht. Bäuerinnen sind auch Erzieherinnen, Krankenschwestern, soziale Verbinderinnen und Pflegerinnen“, sagt die Vizepräsidentin. Stellvertretend für alle Bäuerinnen, und das sind etwa 90 Prozent, erhält Maria Fink die Hofheldinnen-Auszeichnung „Die Soziale“ für ihre jahrzehntelange Pflege ihrer Schwiegereltern sowie ihrer heute 38-jährigen Tochter Sandra. Eine kräftezehrende, selten mit Dank und Anerkennung belohnte Arbeit vieler Bäuerinnen, die unser Sozialsystem im Stillen aufrechterhält und auf den Höfen fast noch immer eine Selbstverständlichkeit ist.
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