Coronaturbulenzen am Schweinemarkt
Seit Ostern zunehmend Preisdruck
Mit Karfreitag und Ostermontag fielen in weiten Teilen Europas zwei umsatzträchtige Schlachttage weg. Die Aufarbeitung von Überhängen erfolgt in florierenden Zeiten normalerweise durch Überstundenleistung innerhalb weniger Tage. Bei der aktuell knappen Verfügbarkeit von Arbeitskräften in den Schlacht- und Zerlegebetrieben und wenig attraktiven Spannen in der Fleischbranche belasten Überhänge aber länger als üblich das Szenario, d.h. sie werden wochenlang mitgeschleppt. Am stärksten schmerzt der Wegfall der Gastronomie und des italienischen Marktes. Auch die Fleischindustrie hat nach den anfänglichen Hamsterkäufen der Konsumenten die Supermarktregale wieder befüllt und agiert inzwischen zurückhaltend. Nur der Lebensmittelhandel ist mit einem Plus von 20 - 30% beim Frischfleischabsatz zufrieden, kann den Ausfall der anderen Absatzsektoren aber nicht wettmachen.
Corona in Amerika demoliert Weltmarktpreise
Schon im Vorjahr lag das amerikanische Schweinepreisniveau um 50 bis 70 Cent/kg Schlachtgewicht unter dem EU-Niveau. Der amerikanische Mitbewerb in China war trotzdem nicht im Dumpingmodus, da seitens China ein Einfuhrschutzzoll von bis zu 72% eingehoben wurde, bedingt durch den Handelskrieg zwischen den USA und China. Durch die zwischenzeitliche Entspannung reduzierte China den Schutzzoll aber auf 33% was den amerikanischen Chinaexport bei Schweinefleisch im Jänner und Februar um gut 40% nach oben schnellen lies. Unter Normalbedingungen würde man annehmen, dass damit das Preisniveau auf Erzeugerebene in den USA anziehen würde. Leider ist von dieser Logik aktuell nichts zu sehen. Im Gegenteil, die US Erzeugerpreise sinken noch weiter, was nicht nur auf unser, sonders auch auf das Unverständnis der US-Schweinebauern stößt. Zum einen wirkt die Produktionssteigerung der letzten zwei Jahre in den USA, zum anderen der Ausfall von führenden Schlachtunternehmen, weil Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt sind. Und nicht zuletzt die Billigkontrakte aus der Terminmarktbörse in Chicago drücken auf den Markt. Gerade letzteren Faktor kritisieren US-Bauern inzwischen heftig und machen die Futures an der CME (=Chicago Mercantile Exchance) hauptverantwortlich für das preisliche Desaster.
Dieses aktuelle US-Szenario erlaubt nun den US-Exporteuren, mit Schleuderpreisen den chinesischen Markt aufzumischen. Als Folge davon sind die Geschäftsabschlüsse zwischen EU-Exporteuren und ihren chinesischen Partnern preislich nicht mehr mit dem Herbst 2019 zu vergleichen, wodurch aktuell auch eine mengenmäßige Drosselung entsteht.
Dieses aktuelle US-Szenario erlaubt nun den US-Exporteuren, mit Schleuderpreisen den chinesischen Markt aufzumischen. Als Folge davon sind die Geschäftsabschlüsse zwischen EU-Exporteuren und ihren chinesischen Partnern preislich nicht mehr mit dem Herbst 2019 zu vergleichen, wodurch aktuell auch eine mengenmäßige Drosselung entsteht.
Hoffen auf Sommer und Herbst
Auch wenn momentan, wie oben beschrieben, düstere Wolken am Schweinehimmel stehen, sollte man das Schweinejahr 2020 noch nicht gänzlich abschreiben. Unter der wünschenswerten Annahme, dass in Europa keine weiteren Länder von einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinpest heimgesucht werden, müsste sich aufgrund der 20 - 25%igen Reduktion des Weltschweinebestandes im bevorstehenden Sommer eine spürbare Knappheit bei Schweinefleisch mit entsprechend freundlichen Erzeugerpreisen ergeben. Die massiv eingeschränkte Mobilität der Bevölkerung wird auch den Sommertourismus auf den Kopf stellen. Dies wird besonders für die südeuropäischen Mittelmeerländer eine zusätzliche Belastung darstellen, während es mittel- und nordeuropäische Märkte begünstigen wird. Die sonst übliche Völkerwanderung vom Norden in den Süden wird ausbleiben und in den jeweiligen Ländern, darunter hoffentlich auch Österreich, wird der Binnenkonsum über den Vorjahreswerten liegen. Und sollte sich der Sommer mit anhaltend grillfreundlichem Wetter einstellen, so wäre auch dies ein hoffnungsvoller Aspekt.