Bestäubung wird als selbstverständlich betrachtet

Den Anteil der Bestäubungsleistung, für den Insekten verantwortlich sind, kann man natürlich nicht ausschließlich der Honigbiene zuschreiben. Allerdings ist infolge der Bewirtschaftung eine optimale Bestäubung durch wild lebende Insekten in der Regel nicht möglich. Sie muss entweder mechanisch oder chemisch oder durch Erhöhung der Bestäuberdichte ergänzt werden. Dafür eignen sich – neben eigens für die Bestäubung vermehrten und käuflich zu erwerbenden Solitärbienen oder Hummelvölkern – vor allem Honigbienen, weil sie regional fast jederzeit und vergleichsweise kostengünstig verfügbar sind. Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich hat dafür mit der Bienenwanderbörse www.bienenwanderboerse.at ein in Österreich einzigartiges Service für die Vernetzung von Imkerei und Landwirtschaft geschaffen, über das landwirtschaftliche Flächen als Wanderstandorte an Imkereibetriebe vermittelt werden.
Wirtschaftlicher Wert
Bei manchen Kulturen werden Imkereibetriebe für das Bereitstellen von Bestäubungsvölkern bezahlt. Bestäubung hat also einen wirtschaftlichen Wert. Der Wert der landwirtschaftlichen Produktion, der auf Fremdbestäubung durch Insekten zurückzuführen ist, lag in Österreich im Jahr 2019 im Mittel bei rund 270 Millionen Euro, etwa neun Prozent des Wertes der gesamten pflanzlichen Produktion. Dabei hatte die Apfelproduktion mit durchschnittlich 28 Prozent in den Jahren 2012 bis 2019 den höchsten Anteil am Gesamtwert, gefolgt vom Ölkürbis mit einem Anteil von 19 Prozent.
Imkerliche Struktur
Dennoch sind die meisten landwirtschaftlichen Betriebe nicht auf den Zukauf von Bestäubungsleistung angewiesen. Der Grund dafür liegt in der Struktur der österreichischen Imkereiwirtschaft: Rein rechnerisch wurden im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2018 rund 2,7 Bienenvölker pro Hektar bestäubungsbedürftiger landwirtschaftlicher Nutzfläche gehalten. Dieser Wert liegt im Bereich dessen, was für viele Kulturen als Richtwert für eine optimale Bestäubung angegeben wird. Damit liegt Österreich EU-weit im Spitzenfeld. Es handelt sich dabei um einen Durchschnittswert, der viele Faktoren unberücksichtigt lässt. Aber er ist Indikator dafür, dass es in Österreich gelungen ist, durch gezielte Maßnahmen eine Struktur aus erwerbsorientierten imkerlichen Familienbetrieben und Freizeitimkern aufrecht zu erhalten, die für die vielzitierte „flächendeckende Bestäubung“ sorgen. Diese sollte man im Interesse der Landwirtschaft auch weiterhin fördern. Auch, indem man bei der Bewirtschaftung auf Bestäuber, Bienen und Imker Rücksicht nimmt.
Österreich gehört zur Spitze
- Bestäuberdichte. Mit durchschnittlich 2,7 Bienenvölkern pro Hektar bestäubungsbedürftiger landwirtschaftlicher Fläche liegt Österreich im EU-Vergleich auf Platz 4.
- Bestäubungswert. 2019 lag der Wert der Bestäubung landwirtschaftlicher Kulturen durch Insekten bei schätzungsweise 270 Millionen Euro. Das entspricht neun Prozent des Wertes der gesamten pflanzlichen Produktion und das achtfache des Wertes der Honigproduktion.
- Kleinstrukturierte Imkerei. In der Steiermark gibt es rund 4.250 Imker (Ö: 32.000) mit zirka 80.500 Völkern (Ö: 426.000).