Alarmglocken schrillen: EU will Ausbau der bäuerlichen Biomassenutzung stoppen
Das Absurde dabei: Atomenergie und Gas werden im gleichen Atemzug als grüne Technologie eingestuft. Präsident Franz Titschenbacher: Das ist eine umweltpolitische Bankrotterklärung durch die EU.
Mittwoch 14. September, Tag der Entscheidung!
Am kommenden Mittwoch, 14. September, schreiten die EU-Parlamentarier zu einer folgenschweren Abstimmung über die heimische Forstwirtschaft. Unterm Strich geht es dabei darum, dass die Waldbauern künftig kein Energieholz mehr für die Energiewende bereitstellen sollen und dass sie die bisherige diesbezügliche Nutzung mittelfristig sogar reduzieren müssen. Denn Holzbiomasse, die zukünftig vom Wald direkt ins Biomasseheizwerk geht oder für die Beheizung von bäuerlichen Wohnhäusern, Ställen oder Gebäuden verwendet wird, soll den Status als erneuerbarer Energieträger verlieren. Dazu Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher: „Wir sind strikt gegen diese Richtlinie. Das ist eine umweltpolitische Bankrotterklärung. Das ist unfassbar, es fehlt jeglicher Hausverstand.“ Und EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer ergänzt: „Biomasse deckt europaweit rund 60 Prozent der Erneuerbaren ab, ohne Biomasse geht es nicht. Der Kompromisstext, der uns jetzt vorliegt, kann so auf keinen Fall unterstützt werden und würde unsere Energiesouveränität konterkarieren. Ich arbeite auf Hochtouren, um auf europäischer Ebene noch Verbesserungen für die Nutzung von forstlicher Biomasse zu erreichen.“
EU vernachlässigt Transparenz
Völlig unverständlich ist der Landwirtschaftskammer, dass derartige Richtlinien intransparent und geheimnisvoll von statten gehen sollen. Denn die EU-Parlamentarier stimmen über die Energie Richtlinie RED III ab, über einen Rückbau der Wärmegewinnung aus Biomasse war bei den begleitenden Verhandlungen jedoch niemals die Rede – erst in letzter Sekunde wurde diese Thematik aufs Tapet gebracht.
Vertragsverletzungsverfahren droht
In diesem Zusammenhang droht Österreich sogar ein Vertragsverletzungsverfahren. Warum? Da Österreich in der Wärmeversorgung stark auf klimafreundliche Biomasse aus Holzreststoffen setzt – der Anteil liegt bei 54 Prozent – droht unserem Land womöglich ein EU-Vertragsverletzungsverfahren. Der Grund: Österreich würde ohne nachwachsende Reststoffe aus Holz für die Wärmegewinnung die EU-Klimaziele verfehlen.
Titschenbacher: Nein zu dieser schleichenden Enteignung der Waldbesitzer!
Konkret schaut der Richtlinienvorschlag so aus, dass die direkte Nutzung von Biomasse aus dem bäuerlichen Wald durch die Waldeigentümer eingefroren wird und bis 2030 auf eine von der EU-Kommission noch vorzuschlagende Grenze reduziert werden soll. Dazu Präsident Franz Titschenbacher: „Obwohl wir angesichts der massiven Energiekrise dringend mehr klimafreundliche Wärme aus Waldbiomasse benötigen, steht diese auf mehr als wackeligen Beinen. Geht die Abstimmung im EU-Parlament am Mittwoch negativ für die Waldbiomasse aus – allein aus dringend notwendigen Durchforstungsmaßnahmen schlummern in den steirischen Wäldern enorme Mengen an Waldbiomasse für die Wärmeerzeugung – dann steht die Weiterentwicklung der seit Jahrzehnten aufgebauten bäuerlichen Biomasse-Wärmenetze vor dem Ende.“ Titschenbacherbetont in aller Deutlichkeit: „Nein zu dieser schleichenden Enteignung der Waldbesitzer und bäuerlichen Heizwerksbetreiber! Wir wehren uns mit aller Kraft dagegen!“
Zahlen und Fakten
In der Steiermark versorgen 600 Biomasseheizwerke über 100.000 Haushalte mit Wärme auf Basis von Biomasse aus dem bäuerlichen Kleinwald. Sie leisten somit einen unverzichtbaren Beitrag zur sicheren, leistbaren und klimafreundlichen Energieversorgung der Steiermark. Insgesamt heizen in der Steiermark 230.000 Haushalte mit dem klimaneutralen Rohstoff Holz und mit biogenen Reststoffen aus dem Wald.