Agrarinnovationspreis „Vifzack 2023“ in der Zielgeraden
Gleich zwölf landwirtschaftliche Betriebe aus der Steiermark, die besondere Ideen umgesetzt haben, stellen sich dieser Abstimmung. Gevotet kann online stmk.lko.at/vifzack oder mittels Unterschriften werden. Die Teilnehmer: Nino Sifkovits, Chianinahof, Dobl; Sigrid Straßegger, Eggersdorf bei Graz; Magnus Hörmann, Deutschfeistritz; Andrea Pauli, St. Marein bei Graz; Anton Donnerer, Pur-Naturhof, Eggersdorf bei Graz; Matthias Janisch und Denise Weber, Großsteinbach; Franz Matschinegg, Waldbach-Mönichwald; Franz Heil, Pöllau bei Hartberg; Andrea und Wolfgang Kogler, St. Lorenzen am, Wechsel; Alexandra und Philipp Steiner, Pölsta; Stefan Kirchengast, Schützing/Riegersburg; Doris und Helmut Schröck, Anger.
Frischer Wind
„Frischer Wind in der Landwirtschaft sichert die Zukunft vieler Höfe. Innovation ist kein Zufall, vielmehr ist der Weg von der ersten Idee bis zum Markterfolg ein spannendes und herausforderndes Wagnis“, freut sich Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher über die Innovationskraft auf den Bauernhöfen. Unterstützt wird dieser agrarische Innovationswettbewerb von der Steiermärkischen Sparkasse. Dazu Vorstandmitglied Oliver Kröpfl: „Die Steiermärkische Sparkasse unterstützt den Agrarinnovationspreis ‚Vifzack 2023‘, weil uns die Weiterentwicklung und der Fortbestand landwirtschaftlicher Betriebe ein wichtiges Anliegen ist. Innovationen sind kein Zufall, vielmehr sind sie umgesetzte Ideen, die aus Erfahrungen, Fachwissen und Zukunftserwartungen entwickelt werden, um die Erfolgschancen eines Betriebes abzusichern. In unserem GründerCenter steht ein erfahrenes Experten-Team mit umfassendem Service zur Verfügung, wenn es um die verlässliche Unterstützung bei der Umsetzung von innovativen Konzepten geht.“
Die zwölf Teilnehmner:
Nino Sifkovits züchtet die größte Rinderrasse der Welt. Vermarktet wird im Premium-Segment, Dobl
Nino Sifkovits Vater sollte zu seinem 50er einen Lebenstraum erfüllt bekommen –Chianinarinder. Es dauerte dann aber Jahre, bis man tatsächlich welche importieren konnte. Was als Hobby im Nebenerwerb begann, ist für Nino Sifkovits zum Vollerwerb geworden. Die Tiere der uralten italienische Rasse gelten als die größten Rinder und liefern hervorragendes Fleisch. Gepaart mit der Exklusivität (er ist der einzige Züchter in der Steiermark) positionierte der engagierte Jungbauer das Fleisch im Premium-Segment der gehobenen Gastronomie und anspruchsvollen Privat-Genießer. 25 Mutterkühe, drei Stiere und 25 Stück Nachzucht stehen am Hof in Dobl. Daneben mästet er eine Schweinekreuzung aus Iberico, Schwäbisch-Hällischem Schwein und Duroc und vermarktet dieses Fleisch genauso wie jenes seiner 100 Stück zählenden Schafherde der Rasse Ile de France. Mundpropaganda ist am wichtigsten, auch wenn der Chianinahof auf Instagram mit 25.000 Followern überaus erfolgreich ist.
Mit einer patentierten Form lässt Sigrid Straßegger Äpfel in Herzform wachsen, Eggersdorf bei Graz
amilie Straßegger aus Eggersdorf hat ein Herz für Äpfel – wortwörtlich. Sie haben eine patentierte Herzform entwickelt, in die die Äpfel hineinwachsen. „Das Geheimnis ist, die Äpfel unbeschadet aus der Form zu bekommen“, erklärt Sigrid Straßegger. Dieses Problem wurde in den vergangenen sechs Jahren gelöst. Die heurige Ernte schaut nicht nur wunderbar aus, sondern ist auch ganz einfach herauslösbar. „Die Formen kann man bei uns kaufen. So haben alle Obstbauern die Möglichkeit, ihre Wertschöpfung zu steigern“, so Straßegger. Sie soll mehr als zehn Jahre verwendbar sein. Die besonderen Äpfel werden für Hochzeiten, Veranstaltungen oder Werbegeschenke angeboten. Sie können auch per Laser mit einem Logo versehen werden – eine Idee, die die findige Familie schon vor 15 Jahren realisierte. Tochter Sigrid hat ihr eigenes Unternehmen mit diesen Werbeäpfeln aufgebaut. Die eigene Produktion auf vier Hektar Apfelkultur reicht dafür schon lange nicht mehr aus.
Wertschöpfung am Hof behalten und den Menschen zeigen, dass hinter dem Fleisch ein bestens gehaltenes Tier steht, Deutschfeistritz
Magnus Hörmann in Deutschfeistritz ist und bleibt ein innovativer Geist. Das beweist er seit Jahren und man darf sich bei ihm immer wieder auf Neues freuen. Er setzt dabei ganz auf das Motto: „Wertschöpfung am eigenen Hof behalten!“. Deswegen ist seiner Lammzucht, derzeit hält er 70 Muttertiere, auch eine eigene Schlachtung angeschlossen. Das Fleisch wird direkt ab Hof verkauft beziehungsweise auch veredelt. Und: „Wir betreiben auch Gastronomie und sind ganz auf Eventlocation ausgerichtet“, gibt Hörmann Einblick in sein erfolgreiches Gesamtkonzept. Ob Lamm am Spieß oder Spanferkel, die Gäste, die auf Vorbestellung Führungen am Betrieb als auch Köstlichkeiten genießen können, schwärmen vom Angebot. Hörmann: „Es ist den Leuten wichtig zu sehen, dass sie kein anonymes Fleisch essen, dass hinter den Gerichten lebende Tiere stehen, die bestens gehalten wurden - was man auch schmeckt.“ Eichbergers‘ Grill & Events kommt für Feiern aber auch direkt in die Firma oder ins Haus.
Andrea Pauli setzt auf eine bunte Mischung an Innovationen – Motto: je bunter umso g‘sunder! St. Marein bei Graz
Andrea Paulis innovativer Ansatz liegt nicht nur in einem konkreten Produkt, es ist ihr Gesamtkonzept, mit dem sie sich als kleiner Nebenerwerbsbetrieb auf zeitgemäßem und erfolgreichem Kurs befindet. „Mir geht es um eine bunte Vielfalt und um hohe Qualität. Ich betreibe eine Lämmermast und einen kleinen Hofladen. Außerdem vermarkte ich Bruteier und Speiseeier von mehreren Hühnerrassen – Altsteirer, Marans, Schwedische Blumenhühner und Perlhühner.“ Motto: Je bunter, umso g‘sunder! Derzeit hat sie 150 Hühner und 30 Hähne sowie 2.000 Bruteier und 9.000 Speiseeier im Jahr. Ziel von Pauli ist es, mit diesen Standbeinen einen lukrativen sicheren Nebenerwerbsbetrieb führen zu können. Deshalb setzt sie auch stark auf fachliches Know-how und macht jetzt gerade den landwirtschaftlichen Meister. „Man muss immer dazulernen und neues Wissen erwerben. Deshalb sind Weiterbildungen für mich ganz etwas Wichtiges“, betont die engagierte Landwirtin.
Nach einem halben Jahr Schweineweide sind die Flächen bereit für den Anbau von Ackerkulturen, Eggersdorf bei Graz
Der Pur-Naturhof in Eggersdorf bei Graz hält seine Bio-Schweine das ganze Jahr im Freien. Ihre einfachen Ställe sind in die Hänge gebaut. Die 100 Schweine sind aber nicht bloß zum Wachsen da, sie müssen auch ackern, wie Anton Donnerer erklärt: „Jetzt weiden sie beispielsweise auf dem abgeernteten Dinkelacker, wühlen ihn um und düngen ihn. Im Frühjahr ebne ich den Acker mit dem Grubber nur mehr ein und baue eine Ackerbohne-Hafer-Mischung an.“ Der Rüssel wird quasi zum Pflug und spart Traktordiesel. Viel Bewegung braucht mehr Futter, bedeutet aber auch mehr Dünger. Auf einem Partnerbetrieb, dem Jaklhof, ist dieser Dünger sehr willkommen. Dort bereiten sie die Flächen für den Gemüseanbau vor. Die Schweine wachsen 14 Monate, bevor sie stressfrei am Hof geschlachtet und ohne Pökelsalz mit eigenen Gewürzmischungen verarbeitet werden. Die Kunden schätzen diese Haltung und sind dazu bereit, tiefer in die Tasche zu greifen.
Mit der Sojaart „Edamame“ haben Matthias Janisch und Denise Weber neue Wege eingeschlagen, Großsteinbach
Matthias Janisch und seine Freundin Denise Weber führen in Kroisbach bei Feistritz einen Gemüseanbaubetrieb mit Spezialisierung auf Sommer-Chinakohl und Käferbohnen. „Wir sind aber stets auf der Suche nach Neuem und haben es deshalb vor zwei Jahren einmal mit dem Anbau von Edamame versucht“, erzählt der innovative Landwirt von den Anfängen. So richtig in Angriff genommen wurde das Projekt jedoch im Vorjahr; da wurde verstärkt auf diese bekömmliche Soja-Unterart gesetzt. Und das mit Erfolg. Mittlerweile gibt es Edamame geröstet, eingestreut in Bruchschokolade und auch die erste Edamame-Nudelproduktion ist bereits vom Band. Zur Freude der beiden ist die Resonanz durchaus positiv: „Es braucht zwar anfangs etwas Aufklärung, aber dann kommt Edamame echt gut an.“ Vermarktet wird ab Hof und vor allem auch an die Gastronomie. Nachdem die Nachfrage stark steigt, wurde heuer bereits ein Hektar angebaut. Geplant: Edamame in Dosen!
Notfallanker, Franz Matschinegg, Waldbach-Mönichwald
Was Franz Matschinegg aus Waldbach widerfuhr, ist eines jeden Bergbauern Albtraum: Das Güllefass rutscht bergab weg und zieht den Traktor mit. Bei Matschinegg ging es glimpflich aus, doch kam er ins Grübeln. So entstand die Idee eines Notfallankers für die Fronthydraulik. Vier Dornen unter einem massiven Anbaubock bohren sich dank der drückenden Fronthydraulik einen halben Meter in den Boden. Die ersten Versuche, so etwas selbst zu bauen, scheiterten, erzählt Matschinegg: „Mit der Schlosserei Fally habe ich einen Profi gefunden, der mir das gebaut hat.“ Da es um Sicherheit geht, möchte der Erfinder betonen, dass sein System nur in Kombination mit Zwillingsreifen funktioniert, es für seinen kleinen Traktor entwickelt ist und daher nicht ohne weiteres für größere Traktoren kopierbar ist. Eine Schwachstelle ist etwa der Schnellverschluss der Unterlenker. Dennoch ist Matschinegg überzeugt, dass der Anker Leben retten kann. Ihm gibt der Notfallanker ein sicheres Gefühl.
Europaweit einzigartiger Betonhochsilo mit unten liegender Entnahme, Franz Heil, Pöllau bei Hartberg
Gasdichte Metallhochsilos mit untenliegender Entnahmefräse sind weltweit bewährt und bieten hohe Silagequalität. Aber diese stählernen Behälter sind sehr teuer. „Mit dem Baustoff Beton konnten wir die Anschaffungskosten damals halbieren“, rechnet Stiermäster Franz Heil aus Winzendorf vor. 2014 errichtete er den innovativen Silo. Der Haken: Der 22 Meter hohe und acht Meter breite Betonsilo durfte nur zwei Zentimeter Toleranz aufweisen – eine Herausforderung für Baufirmen. Zudem notwendig, damit das System funktioniert, ist eine spezielle Dreifachbeschichtung aus Polyester sowie eine weitere Glattbeschichtung, damit die Silage gut nachrutschen kann. Die untenliegende Entnahmefräse eines Schweizer Herstellers funktioniert seit acht Jahren ohne Totalausfall. Sie wird auch jährlich gewartet. Die Maissilage wird stationär in die Ration gemischt und mit einem kleinen, neun PS starken „Servierwagen“ vorgelegt. „Ich würde den Silo genau so wieder bauen“, gibt sich Heil überaus zufrieden.“
Am Höllerhof genießen die Jüngsten Vollpension und praxisnahe erlebnisreiche Einblicke in die Landwirtschaft, St. Lorenzen am Wechsel
Neben Milchvieh- und Waldwirtschaft haben sich Andrea und Wolfgang Kogler auf ihrem Höllerhof in St. Lorenzen am Wechsel mit der Gästebewirtschaftung ein starkes und zeitgemäßes Standbein geschaffen. Sie bieten ein ganz spezielles „Produkt“ im Rahmen von „Schule am Bauernhof“ an: Sie lassen Kinder hautnah das Leben Hof miterleben. „Von April bis Oktober haben wir laufend Kindergruppen am Betrieb, erst jetzt waren wieder rund 30 da. Sie schlafen und essen bei uns und leben am Hof mit“, erzählt Andrea Kogler von ihrem innovativen Ansatz Arbeit und Leben auf einem Bauernhof auf Vollpensionbasis zu vermitteln. Die Kinder melken mit der Melk-Liesl, helfen bei der Erdäpfelernte, machen Butter und Käse, grillen Würstel am Lagerfeuer usw. „Kinder sind die Konsumenten von morgen. Sie sollen einen möglichst echten Einblick in die Landwirtschaft bekommen“, betont die Seminarbäuerin. Die Gruppen bleiben von einer Nacht bis zu zwei Wochen.
Alexandra und Philipp Steiner führen die Vergangenheit erfolgreich in die Zukunft – gemeinsam mit der gesamten Familie, Pölstal
Die Innovation von Alexandra und Philipp Steiner, die in Pölstal den Adelwöhrerhof führen ist, dass sie am Weg in die Zukunft auch ganz stark das Vergangene mitnehmen. Damit entsprechen sie ganz dem Zeitgeist, „denn die Kombination von Tradition und Moderne schlägt bei den Urlaub am Bauernhof-Gästen voll ein“, freut sich Alexandra Steiner, dass sich die Entscheidung, den alten Bauernhof umzubauen, als überaus erfolgreich erweist. Ebenso wie der Hofladen, wo neben eigenen Produkten wie Kräuter, Eis, Honig auch Austernpilze vom Schwager, Brot und Gebäck von der Schwägerin sowie Produkte von Bauern aus der Region verkauft werden. Innovation Nummer zwei: Das einstige Pflegeheim wurde in ein Pflegehotel mit Restaurant und Hofcafé umgebaut: „Das betreiben mein Schwager mit seiner Frau und meinen Schwiegereltern“, erzählt die dreifache Mutter. Und betont: „Jeder setzt seine Stärken ein, so kommt es zu effizienten Energien und jeder fühlt sich wohl mit dem, was er macht.“
Aus Neugier und Experimentierfreude baut Stefan Kirchengast einen neuen Betriebszweig auf, Schützing/Riegersburg
Neben preisgekrönten Edelbränden hat sich Bio-Obstbauer Stefan Kirchengast aus Schützing dem Bier angenommen: „In unserer Gegend wächst wilder Hopfen. Ich wollte unbedingt mal ausprobieren, wie ein Bier damit schmeckt.“ 2019 wurde erstmals zur Probe gebraut. Im darauffolgenden Jahr kamen Pale Ale und Porter sowie ausgefallene Kreationen wie Fruchtbier mit schwarzen Ribiseln oder Pale Ale mit Holunderblüten in den Hofladen. „Noch braue ich mit einer 50-Liter-Anlage, aber wir bauen gerade einen alten Stall um. Dann braue ich mit einem 200-Liter-Kessel“, erklärt Kirchengast. Acht Sorten bilden das Standard-Sortiment. Ausprobiert hat er schon viel mehr. Als Quereinsteiger braut er nicht Biere nach, sondern experimentiert mit Zutaten der Region. Übrigens: Künftig will er Kulturhopfen nach Möglichkeit selbst kultivieren und die Braugerste in der Region beziehen. Noch kauft er das Malz zu. Außerdem sollen die Biere in Zukunft, wie auch das Obst, biologisch produziert werden.
Doris und Helmut Schröck machen aus der Wolle ihrer Schafe hochwertigen Dünger – praktische Schafwollpellets, Anger
Doris und Helmut Schröck aus Anger haben aus einem Nebenprodukt ein neues „Standbein“ geschaffen. Und das kam so: „Wir züchten Hochlandrinder und die alte Rasse Krainer Steinschafe – und vermarkten das Fleisch. Weil wir wussten, dass Schafwolle früher schon als Dünger verwendet und dazu eingegraben wurde, haben wir dieses alte Wissen wieder belebt und modifiziert. Wir haben Schafwoll-Pellets entwickelt,“ erzählt Doris Schröck davon, dass altes Wissen nun zu einer neuen Nische am Betrieb werden soll. Die Pellets können dann ab Hof, aber auch online bezogen werden. „Sie sind ein idealer Langzeitdünger, ein hervorragender Wasserspeicher und sind reich an Stickstoff“, setzt die Bäuerin ihre Pellets natürlich auch am eignen Hof mit Begeisterung ein. Das innovative Paar holt sich zudem immer wieder freiwillige Helfer auf den Hof, vorwiegend Leute aus der Stadt, die am Betrieb mitarbeiten und so direkten Einblick in die landwirtschaftliche Arbeit erhalten.