Wolf bedroht Tiere sogar tagsüber in Hofnähe
Schon zu Beginn der Weidesaison hat der Wolf in der Steiermark zugeschlagen: Mehr als 20 bestätigte Risse, vorwiegend von Schafen und Lämmern in Voitsberg, Spielberg und Gaishorn, sind eine traurige Erstbilanz. Auch bei einem getöteten Kalb in Gaishorn verdichten sich die Hinweise, zumal nur 300 Meter entfernt ein Wolf zwei Lämmer nachweislich getötet hat. „Risse in unmittelbarer Hofnähe auch tagsüber zeigen, dass Wölfe offenbar ihre Scheu abgelegt haben und unberechenbar ihre Opfer überfallen“, sagt Peter Kettner, Kammerobmann im Bezirk Liezen. Und er betont: „Als Bauern sind wir ohnmächtig, weil der Wolf geschützt ist – wir können uns nicht wehren.“
Entnahme ermöglichen
Für Kammerpräsident Franz Titschenbacher ist die Situation für die heimischen Tierhalter und die Almwirtschaft untragbar. Er geht in die Offensive: „Wir brauchen gemeinsam mit dem Naturschutz für die Bauern praktikable Lösungen. Eine Entnahme von Problemwölfen muss ermöglicht werden“ (rechts). Im Schulterschluss mit dem Kammerpräsidenten steht auch für Agrarlandesrat Johann Seitinger fest: „Eine Bejagung des Wolfs in Siedlungs- und landwirtschaftlich genutzten Räumen muss ermöglicht werden.“ Der Wolf sei dort zu schützen, wo er für niemanden eine Bedrohung ist, aber dort zu bejagen, wo von ihm eine Gefährdung ausgehe.
Franz Titschenbacher, Kammerpräsident
Die Situation ist untragbar. Unsere Bauern brauchen praktikable Lösungen.
Johann Seitinger, Agrarlandesrat
Bejagung des Wolfs in Siedlungs- und agrarisch genutzten Räumen ist notwendig.
Peter Kettner, Kammerobmann Liezen
Der Wolf bedroht die Tiere auf den Almen sowie Heimweiden und gefährdet die Betriebe.
Schutzzäune, Hunde?
Wolfsschützer sehen Herdenschutzzäune als Allheilmittel für die Tiere. „Solche Empfehlungen gaukeln eine heile Welt vor, die von der landwirtschaftlichen Praxis sehr weit entfernt sind“, sagt Peter Kettner. Schafzuchtexperte Siegfried Illmayer bringt es auf den Punkt: „Schutzzäune sind teuer, das Instandhalten arbeitsintensiv und kostspielig. Auf Almen und in exponierten Lagen im benachteiligten Berggebiet sind wolfsichere Zäune technisch nicht machbar oder nur mit extremem Aufwand.“ In Tallagen mit entsprechender Topografie sind Schutzzäune noch eher möglich (siehe unten). „Außerdem werden die Gäste ausgesperrt – ein Problem für den Tourismus“, sagt Kettner. Und Herdenschutzhunde sind kein zentrales Thema. Illmayer: „Unsere Herden sind viel zu klein, es gibt kaum verfügbare, gut ausgebildete Herdenschutzhunde. In Tourismusgebieten sind sie praktisch nicht einsetzbar.“
POSITION DER KAMMER
Die Landwirtschaftskammer Steiermark nimmt zur Wolf-Problematik folgende klare Posititionen ein.
- Vergrämen von Wölfen: Dies muss möglich werden, wenn sich Wölfe in der Nähe von Weidegebieten sowie von bewohnten Gebieten aufhalten. Dazu ist eine Änderung diverser gesetzlicher Betimmungen notwendig.
- Wiederansiedlung von Wölfen wird abgelehnt: Die Landwirtschaftskammer lehnt die Wiederansiedelung von Beutegreifern wie beispielsweise Wölfen oder Goldschakalen ab. Die Bedrohung für tierhaltende Betriebe ist zu groß, denn Herdenschutzmaßnahmen sind großteils unmöglich beziehungsweise nur bedingt umsetzbar.
- Unterstützungen für Herdenschutzmaßnahmen: Für Betriebe, die Herdenschutzmaßnahmen umsetzen können, verlangt die Kammer eine entsprechende Unterstützung. Das Errichten und Instandhalten von Herdenschutzzäunen ist kosten- und zeitintensiv.
- Frühwarn-System einführen: Tierhaltende Betriebe müssen rasch und gut über die Präsenz von Beutegreifern informiert werden, um entsprechende Maßnahmen zum Schutz der Tiere einleiten zu können.
HERDENSCHUTZ-ZÄUNE SIND EINE HERAUSFORDERUNG
Wölfe scheuen Strom, deshalb sollten Schutzzäune ständig unter Strom stehen. Doch Aufwand, Arbeitsbelastung und Kosten sind enorm.
Die Errichtung eines Herdenschutzzaunes scheint zumindest für einen Teil unserer Weidetierhalter eine der wenigen Möglichkeiten zu sein, ihre Herden zu schützen. Die Mindeststandards für Zäune sind im Merkblatt des Österreichzentrums Bär-Luchs-Wolf beschrieben.
Unter Strom stehen
Grundsätzlich gilt, dass nicht nur die Zaunhöhne das entscheidende Kriterium ist, sondern vor allem die Elektrifizierung des Zaunes. Bei Zäunen sind 90 Zentimeter als Mindeststandard definiert, wobei dies Weidenetze oder Zäune mit mindestens vier Litzen sein sollten. Wölfe scheuen Strom und überwinden angeblich (Ausnahme Problemwölfe) stromführende Zäune nicht. Sie versuchen eher, unter dem Zaun in die Herde einzudringen. Daher ist der Abstand der letzten Litze zum Boden von maximal 20 Zentimetern ein wichtiges Kriterium.
Gerade dieser geringe Abstand und das Verhindern von Schlupflöchern – beispielsweise in Form von Bodenunebenheiten – stellt die große Herausforderung bei der Errichtung eines Herdenschutz-Zaunes dar: So sind bei entsprechender Geländeform deutlich mehr Pfähle notwendig als üblich, um eben diese Unebenheiten auszuschalten.
Aber auch das Freihalten des Zaunes vor Bewuchs ist bei einem derart geringem Bodenabstand eine große Herausforderung und eine zusätzliche Arbeitsbelastung. Nachdem auch der gesamte Zaun ständig unter Strom stehen muss – nicht nur die derzeit beweidete Koppel – ist ein mehrmaliges Freimähen des Zaunes notwendig, um eine ausreichende Strom-versorgung zu gewährleisten. Laut Mindeststandards sollten es mindestens 3.500 Volt sein.
Viele Flächen – vor allem Almen und Flächen in exponierten Lagen im benachteiligten Berggebiet – werden somit nicht oder nur mit einem unverhältnismäßigen Aufwand mit einem Herdenschutzzaun zu schützen sein.
Betroffene Betriebe könnten jedoch allenfalls Flächen in Hofnähe beziehungsweise in einer möglichen Gunstlage nutzen, um zumindest eine Fläche entsprechend zu schützen. In diese könnten dann gegebenenfalls Tiere über einen gewissen Zeitraum gebracht werden können, wenn Gefahr droht!
Die Errichtung eines Herdenschutzzaunes scheint zumindest für einen Teil unserer Weidetierhalter eine der wenigen Möglichkeiten zu sein, ihre Herden zu schützen. Die Mindeststandards für Zäune sind im Merkblatt des Österreichzentrums Bär-Luchs-Wolf beschrieben.
Unter Strom stehen
Grundsätzlich gilt, dass nicht nur die Zaunhöhne das entscheidende Kriterium ist, sondern vor allem die Elektrifizierung des Zaunes. Bei Zäunen sind 90 Zentimeter als Mindeststandard definiert, wobei dies Weidenetze oder Zäune mit mindestens vier Litzen sein sollten. Wölfe scheuen Strom und überwinden angeblich (Ausnahme Problemwölfe) stromführende Zäune nicht. Sie versuchen eher, unter dem Zaun in die Herde einzudringen. Daher ist der Abstand der letzten Litze zum Boden von maximal 20 Zentimetern ein wichtiges Kriterium.
Gerade dieser geringe Abstand und das Verhindern von Schlupflöchern – beispielsweise in Form von Bodenunebenheiten – stellt die große Herausforderung bei der Errichtung eines Herdenschutz-Zaunes dar: So sind bei entsprechender Geländeform deutlich mehr Pfähle notwendig als üblich, um eben diese Unebenheiten auszuschalten.
Aber auch das Freihalten des Zaunes vor Bewuchs ist bei einem derart geringem Bodenabstand eine große Herausforderung und eine zusätzliche Arbeitsbelastung. Nachdem auch der gesamte Zaun ständig unter Strom stehen muss – nicht nur die derzeit beweidete Koppel – ist ein mehrmaliges Freimähen des Zaunes notwendig, um eine ausreichende Strom-versorgung zu gewährleisten. Laut Mindeststandards sollten es mindestens 3.500 Volt sein.
Viele Flächen – vor allem Almen und Flächen in exponierten Lagen im benachteiligten Berggebiet – werden somit nicht oder nur mit einem unverhältnismäßigen Aufwand mit einem Herdenschutzzaun zu schützen sein.
Betroffene Betriebe könnten jedoch allenfalls Flächen in Hofnähe beziehungsweise in einer möglichen Gunstlage nutzen, um zumindest eine Fläche entsprechend zu schützen. In diese könnten dann gegebenenfalls Tiere über einen gewissen Zeitraum gebracht werden können, wenn Gefahr droht!