23.08.2019 |
von Dr. Marion Seiter
Vom Nutzen der Nützlinge - Teil 9
Diese ist der (vorerst) letzte Teil der Serie "Vom Nutzen der Nützlinge", die Sie ein ganzes Jahr lang im Ackerbau begleitet hat. Wir schließen mit der Kultur, mit der wir angefangen haben, dem Raps. Im Raps kommen Schädlinge, wie das Amen im Gebet, bereits im Herbst: Rapserdfloh, Kohlerdfloh, Rübsenblattwespe, Kleine Kohlfliege und Kohlgallenrüssler. Vor allem der Rapserdfloh macht uns zunehmend Sorgen.
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Der Schädling – Rapserdfloh (Psylloides chrysocephalus)
Der Rapserdfloh schlüpft im Juni/Juli aus dem Boden der noch nicht geernteten Rapsfelder, frisst sich am alten Raps satt und geht dann auf Sommerfrische. Die heißen Tage verbringt er klugerweise an kühlen, schattigen Plätzen an Wegrändern, Hecken und am Waldrand. Von dort aus wandert er auf die frisch gesäten, saftigen, jungen Rapsbestände ein, um zu fressen. Unter ungünstigen Wachstumsbedingungen (Trockenheit) können erwachsene Käfer junge Rapspflanzen ins Jenseits schicken. Den größten Schaden verursachen aber die Larven. Nach ausgiebigem Fraßgelage kommt es zur Paarung und die Weibchen legen die Eier pflanzennah in den Boden.
Die Larven bohren sich in den Stängelgrund der Blätter und in das Pflanzeninnere. Schon ist es geschehen, abertausende von Larven fressen versteckt in den Pflanzen und niemand sieht es. Wie soll man sie dann bekämpfen und wann?
Die Larven bohren sich in den Stängelgrund der Blätter und in das Pflanzeninnere. Schon ist es geschehen, abertausende von Larven fressen versteckt in den Pflanzen und niemand sieht es. Wie soll man sie dann bekämpfen und wann?
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Standardmäßig wird chemisch bekämpft.
Vielleicht auch gleich mit einer Kürzungsmaßnahme? Zur Verfügung stehen
ausschließlich Pyrethroide. Die resistenzgeplagten Pyrethroide sind in
Österreich noch wirksam, doch wie lange noch. Ausschlaggebend ist der
Bekämpfungszeitpunkt.
Je früher die Käfer einwandern (ab Anfang September), desto mehr Eier können sie legen und weil sie schon so früh dran sind, können sich daraus noch vor dem Frost (Jänner, Februar) genug hungrige Larven entwickeln, die dann in der Pflanze fressen. Genau diese richten den Hauptschaden an. Die Pflanzen werden geschwächt. Kommt der Frost, stirbt der Haupttrieb. Schwache Pflanzen gehen ein (Auswinterungsschaden), starke verzweigen sich und machen einen "Besenwuchs", der uns auch nicht glücklicher macht.
Der Rapserdfloh ist ein Kaltbrüter, d.h. er beginnt sich im Herbst fortzupflanzen. Er macht zwar eine kurze Pause während des Winters, legt aber im Frühling wieder frisch und froh weiter seine Eier ab. Diese Larven (Frühjahrslarven), die sich daraus entwickeln, richten aber keinen Schaden mehr an.
Ob die Larven aber nun tatsächlich schädigen, hängt immer auch vom Wetter ab. Bei frühem, starkem Befall mit ausreichend Frosttagen (20 bis 40 Tage) ist der Schaden hoch. Ist der Winter aber mild, übersteht die Rapspflanze den Larvenfraß ganz gut und es kommt zu keinen Ertragseinbußen.
Eine frühe Bekämpfung der Käfer ist nur dann sinnvoll, wenn die jungen Rapspflanzen bis zum 3-Blattstadium kümmern (schlechte Wachstumsbedingungen, Trockenheit) und extrem viele Käfer unterwegs sind. Versuche aus Deutschland (Conrad et al, 2019) zeigen, dass die Gelbschale ein gutes Werkzeug ist die Sachlage einschätzen zu können. Schwimmen mehr als 25 bis 35 Rapserdflohkäfer in drei Wochen vor Ende September in der Schale, soll trotzdem noch nicht bekämpft werden. Lieber noch etwas warten, denn die meisten Eier werden erst Mitte Oktober gelegt und bis dorthin wandern noch viele Tiere zu. Eine einzige Bekämpfung Ende September bzw. Anfang Oktober ist daher am effektivsten. Dies kommt der Wirksamkeit von Pyrethroiden entgegen, sie wirken bei kühler Witterung länger.
Je früher die Käfer einwandern (ab Anfang September), desto mehr Eier können sie legen und weil sie schon so früh dran sind, können sich daraus noch vor dem Frost (Jänner, Februar) genug hungrige Larven entwickeln, die dann in der Pflanze fressen. Genau diese richten den Hauptschaden an. Die Pflanzen werden geschwächt. Kommt der Frost, stirbt der Haupttrieb. Schwache Pflanzen gehen ein (Auswinterungsschaden), starke verzweigen sich und machen einen "Besenwuchs", der uns auch nicht glücklicher macht.
Der Rapserdfloh ist ein Kaltbrüter, d.h. er beginnt sich im Herbst fortzupflanzen. Er macht zwar eine kurze Pause während des Winters, legt aber im Frühling wieder frisch und froh weiter seine Eier ab. Diese Larven (Frühjahrslarven), die sich daraus entwickeln, richten aber keinen Schaden mehr an.
Ob die Larven aber nun tatsächlich schädigen, hängt immer auch vom Wetter ab. Bei frühem, starkem Befall mit ausreichend Frosttagen (20 bis 40 Tage) ist der Schaden hoch. Ist der Winter aber mild, übersteht die Rapspflanze den Larvenfraß ganz gut und es kommt zu keinen Ertragseinbußen.
Eine frühe Bekämpfung der Käfer ist nur dann sinnvoll, wenn die jungen Rapspflanzen bis zum 3-Blattstadium kümmern (schlechte Wachstumsbedingungen, Trockenheit) und extrem viele Käfer unterwegs sind. Versuche aus Deutschland (Conrad et al, 2019) zeigen, dass die Gelbschale ein gutes Werkzeug ist die Sachlage einschätzen zu können. Schwimmen mehr als 25 bis 35 Rapserdflohkäfer in drei Wochen vor Ende September in der Schale, soll trotzdem noch nicht bekämpft werden. Lieber noch etwas warten, denn die meisten Eier werden erst Mitte Oktober gelegt und bis dorthin wandern noch viele Tiere zu. Eine einzige Bekämpfung Ende September bzw. Anfang Oktober ist daher am effektivsten. Dies kommt der Wirksamkeit von Pyrethroiden entgegen, sie wirken bei kühler Witterung länger.
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Der Nützling - Schlupfwespe
Wir wissen, dass Schlupfwespen die wichtigsten Nützlinge im Raps sind. Sie sind genial, weil sie die Schädlinge finden, wenn sie sonst keiner sieht.
Tersilochus microgaster, so heißt jene Schlupfwespenart, die über den Erdfloh herfällt. Problem: Sie können uns jetzt nicht helfen. Sie liegen im Kokon in der Erde eines abgeernteten Rapsfeldes und warten. Erst im Frühling kommen sie von den Vorjahres-Rapsfeldern zugeflogen und legen mit ihrem Legestachel ihre Eier zielsicher durch das Pflanzengewebe hindurch in die Larven der Rapserdflöhe. So schaffen sie es lt. deutschen Untersuchungen zwischen 24 bis 44% der Larven abzutöten.
Schlupfwespen kommen aber nur dann, wenn nach Raps gegrubbert oder direkt gesät wird. Eine Pflugbearbeitung überleben die Tiere nicht. Auf die Nützlinge warten sie dann vergebens.
Tersilochus microgaster, so heißt jene Schlupfwespenart, die über den Erdfloh herfällt. Problem: Sie können uns jetzt nicht helfen. Sie liegen im Kokon in der Erde eines abgeernteten Rapsfeldes und warten. Erst im Frühling kommen sie von den Vorjahres-Rapsfeldern zugeflogen und legen mit ihrem Legestachel ihre Eier zielsicher durch das Pflanzengewebe hindurch in die Larven der Rapserdflöhe. So schaffen sie es lt. deutschen Untersuchungen zwischen 24 bis 44% der Larven abzutöten.
Schlupfwespen kommen aber nur dann, wenn nach Raps gegrubbert oder direkt gesät wird. Eine Pflugbearbeitung überleben die Tiere nicht. Auf die Nützlinge warten sie dann vergebens.
Kohlerdflöhe (Phyllotreta undulata)
durchlöchern u.U.
die Blätter wie ein Sieb, das ist der Hauptschaden, den sie machen. Die
Larvenschäden sind zu vernachlässigen.
Die Kleine Kohlfliege (Delia brassicae)
kommt im Herbst schon in der dritten Generation. Sie legt die Eier an den Wurzelhals der jungen Rapspflanzen, die Maden fressen dann an den Wurzeln. Vor allem nach kalten Wintern sind die Schäden bedeutend. An den Fraßstellen kommt es zu Verpilzungen und die Wurzeln sind abgefroren. Gute Nachricht: Die Fliegen leben nur 8 bis 10 Tage, außerdem haben sie Feinde. Laufkäfer rauben ihre Eier, die Larven von Kurzflüglern parasitieren die Puppen der Kohlfliegen, die Käfer fressen die Fliegen. Können die natürlichen Feinde die Schadinsekten schon nicht zum Erliegen bringen, so hemmen sie sie wenigstens. In den letzten Jahren nimmt die Bedeutung des Schädlings zu. Die Kohlfliege wartet jetzt als Tönnchenpuppe in den abgeernteten Rapsfeldern. Die gelegentlichen Niederschläge ermöglichen es ihr, sich entsprechend zu entwickeln. Es wird daher heuer mit einem verstärkten Kohlfliegenauftreten gerechnet. Da die Fliege sehr flott ist, kann sie kaum mit chemischen Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden.
Der Kohlgallenrüssler (Ceutorhynchus pleurostigma)
war
in den letzten Jahren eher eine „Randerscheinung“. Im Vorjahr aber
traten einzelne Flächen mit Kohlgallenrüssler auf. Der Rüsselkäfer legt
seine Eier im Herbst an den Wurzelhals der Rapspflanzen. Jede Larve
verursacht eine Galle. Starker Befall kann bei jungen Pflanzen u.U. zu
Auswinterungsverlusten führen. Eine direkte Bekämpfung ist kaum möglich.
Chemische Beize
Dort wo eine Lücke ist, gehört sie gefüllt. Neonicotinoide Beizen sind weg, aber eine neue Beize ist da. Nun ist Lumiposa gebeiztes Saatgut erhältlich. Der Wirkstoff: Cyantraniliprole soll die Saat vor allem gegen den Fraß der Kohlfliege schützen. Die Beize ist nach Meinung von Fachleuten zu schwach für Rapserdfloh. Aufgrund der hohen Bienentoxizität wird empfohlen, vorsorglich so weit wie möglich Stäube durch Abrieb zu vermeiden (abdriftmindernde Sägeräte).
Fazit
Rapserdfloh
- Je früher die Käfer einwandern (ab Anfang September), desto mehr Eier und "schädliche" Larven können sich noch vor dem ersten Frost entwickeln.
- Die Gelbschale ist ein gutes Werkzeug, um den Besatz zu prüfen
- die Pflanzen bis zum 3-Blattstadium kümmern (Trockenheit, schlechte Wachstumsbedingungen) und viele Käfer da sind (10% Blattfraß).
- Sind mehr als 25 bis 35 Käfer in drei Wochen vor Ende September in der Schale, soll trotzdem noch nicht bekämpft werden.
- Eine Bekämpfung Ende September bzw. Anfang Oktober ist am effektivsten.
- Bei kühler Witterung wirken auch Pyrethroide länger.
- Schlupfwespen helfen im Herbst nicht, sie parasitieren den Rapserdfloh erst im Frühling.
- Nach Raps grubbern oder direkt säen, fördert Schlupfwespen.