Steirischer Agrarpreis für innovative Landwirtschaft: Beim Rauch raucht's auf

Weingut Rauch lässt den Tabakanbau mit Zigarren auferstehen
Sechs Jahre hat es vom ersten Versuchsanbau bis zum Start im Fachhandel gedauert, doch ab sofort kann man die mit dem Namen „Ostarrichi“ getaufte Zigarre in Österreichs Trafiken bestellen. Es ist die erste Zigarre, die vom Tabakbauer selbst veredelt wird. Deshalb musste Johannes Rauch auch bei den österreichischen Behörden Pionierarbeit leisten, um offizielle Genehmigungen zu bekommen. Er ist aktuell auch der Einzige in Österreich, der diese hat.
Know-how war noch da
Für den Anbau und die Trocknung kann Rauch auf das Wissen der Familie zurückgreifen, die bis 1980 Tabak anbaute. Schwieriger war die Sache bei der Herstellung der Zigarren. Mithilfe von Fachliteratur und im Selbstversuch erlernten Johannes und seine Tante Rosi, wie man Zigarren dreht. Die beiden stellen die Ostarrichi aus 100 Prozent eigenem Tabak in Handarbeit her. 1.000 Stück will Rauch jährlich verkaufen. Damit sollen Zigarrenliebhaber dem Regional-Trend entsprechend bedient werden.
Streng kontrolliert
Streng kontrolliert. Anbau, Verarbeitung und Verkauf werden vom österreichischen Zoll, Finanzamt und der Tabakmonopolverwaltung streng kontrolliert. Ähnlich einer Verschlussbrennerei muss Rauch exakte Aufzeichnungen über den Prozess führen. Abfälle der Produktion werden beispielsweise unter Aufsicht der Behörde vernichtet. Anbau und Trocknung sind landwirtschaftliche Urproduktion. Für die Verarbeitung gründete Rauch einen Gewerbebetrieb.
Drei Viertel Abgaben
30 Euro kostet eine Ostarrichi-Zigarre. Drei Viertel davon machen die Abgaben aus. Mit dem verbleibenden Viertel sind die Produktionskosten abzudecken. Der Tabakanbau nimmt rund 0,3 Hektar ein. Nach der Ernte werden die Blätter ein Jahr getrocknet, bevor sie zu Zigarren veredelt werden. Diese reifen für ein weiteres Jahr, bevor sie verkauft werden. Der Hauptbetriebszweig von Familie Rauch ist und bleibt der Qualitätswein, wiewohl die Edelbrandproduktion ausgebaut wird.
Platz 2: Weinbergschnecken aus dem Vulkanland
Pamela Mayer-Prutsch, Lisa Mayer und Alexander Absenger wollen Schnecken zurück in unsere Küche bringen. Sie bauen die Marke „Vulkanland Schneck“ im Nebenerwerb auf und haben auf einem 2.200 Quadratmeter großen Familiengrundstück eine Schneckenfarm angelegt. Heuer haben sie 70.000 Stück versorgt. Verkauft werden sie vorgekocht und tiefgekühlt von einer bis zehn Portionen. Eine Portion besteht aus einem halben Dutzend, also sechs Stück des Muskelfleisches. Sie werden aber auch im Wein-Gemüse-Sud angeboten. Aus der Schneckenleber will man künftig Pastete machen.
Platz 3: Hofveitl-Automarten an drei Standorten in und um Graz
Vor drei Jahren stellte der Eier-Direktvermarktungsbetrieb das erste Gerät auf, mittlerweile sind zwei noch größere dazugekommen. Befüllt sind sie mit regionalen Produkten. Eier, Nudeln und Kernöl steuert er selbst bei. Milch, Joghurt, Würstel, Aufstriche, Eiweißbrot, Obst und Gemüse kommen von fünf Partnerbetrieben. Diese bestimmen ihre Verkaufspreise selbst, Initiator Hans-Peter Schlegl aus Haselsdorf-Tobelbad behält sich einen Anteil für die Beschickung der Automaten ein. Dafür hat er gemeinsam mit seinem Vater die „Hofveitl KG“ gegründet.
22.761 Online- und Offline-Stimmen
Den „Steirischen Agrarpreis für innovative Landwirtschaft – Vifzack“ vergab die Landwirtschaftskammer zum zweiten Mal. 13 von einer Fachjury ausgewählte Kandidatinnen und Kandidaten stellten sich, nachdem sie im Fachmedium „Landwirtschaftliche Mitteilungen“ vorgestellt wurden, einem spannenden dreiwöchigen Online- und Offline-Voting. Von den insgesamt 22.761 abgegeben Stimmen gingen 9.030 (39%) an den Sieger Johannes Rauch (Tel. 0664/2808437), 7.789 (35%) an Lisa Mayer und Pamela Mayer-Prutsch (Tel. 0664/6558824) und 1.798 (8%) an Hans-Peter Schlegl (Tel. 03136/61406).