Nachlese zur Weizenernte 2017
Lange Trockenheit mit vielen 30°C-Tagen ließen die Ertragserwartungen schon im Mai dahinschmelzen. Andererseits führten niedrigere Erträge zu hohen Proteinwerten. Überraschend wenig Auswirkungen hatte die Witterung auf die Kornausbildung des Weizens. Folgender Artikel lässt das vergangene Jahr Revue passieren und informiert über die Aussagekraft des Hektolitergewichtes.
Starker Frost reduzierte Krankheitsdruck
Der Jänner 2017 brachte in Niederösterreich eine Reihe sehr kalter Nächte. So fiel im Waldviertel die Lufttemperatur stellenweise unter -20 °C. Weiter östlich erreichten die Tiefsttemperaturen „nur“ -10 bis -18 °C. Somit war der Jänner 2017 der Kälteste der letzten 30 Jahre. Interessanterweise kam es aber zu keinen nennenswerten Ausfällen bei Getreide, obwohl Temperaturen unter -15°C bereits kritisch zu sehen sind.
Der Jänner 2017 zeigte sich nicht nur sehr kalt, sondern auch sehr trocken. So fielen an der Wetterstation Leiser Berge im Weinviertel lediglich 4 Millimeter an Niederschlägen. Betrachtet man ganz Österreich, so lag das Niederschlagsdefizit im Jänner 2017 sogar bei 40 % des langjährigen Mittels.
An ein Wachstum in den Wintermonaten war auch beim robusten Weizen nicht zu denken. Schwache, spät angebaute Bestände konnten nichts aufholen; weitere Bestockungstriebe konnten nicht angelegt werden. So mancher spät angebauter Weizen erblickte sogar erst Anfang März das Tageslicht. Die Folge waren somit eher dünne dafür aber recht standfeste Weizenbestände.
Neben der guten Standfestigkeit war aber auch die Gesundheit ein angenehmer Nebeneffekt. Gelbrost aber auch Septoria tritici waren 2017 leicht in den Griff zu bekommen. Beide Krankheiten treten vor allem nach milden Wintern und feucht-kühler Witterung auf. Bei Frost sterben viele Sporen ab, bei sehr strengen Wintern sogar das überwinternde Pilzmyzel.
Hitze ungewöhnlich früh und extrem
Bereits ab Mitte Mai 2017 wurden zum ersten Mal Temperaturen über 30°C gemessen. Gegen Ende des Monats kletterte das Thermometer sogar auf über 33°C, was für diesen Monat ungewöhnlich ist. Was zu denken gibt: In den Siebziger- und Achtzigerjahren wurden in Österreich im Mai kein einziges Mal Temperaturen über 33 °C gemessen!!!
Extrem war auch die Hitzewelle in der zweiten Junihälfte. An mehreren Wetterstationen der ZAMG wurde an zehn Tagen hintereinander über 30 °C gemessen. Die höchsten Junitemperaturen wurden mit 35,8 °C am 22. Juni in Krems gemessen.
In vielen Regionen Niederösterreichs herrschte im Mai und Juni eine ungewöhnlich lange Trockenheit. Der Mai 2017 zeigte ein Niederschlagsdefizit von 40 %. Aber auch der Juni war im Norden und Osten Niederösterreichs mit 55 % weniger Niederschlag der trockenste seit 67 Jahren.
Hitzeperioden, Wassermangel und dünne Getreidebestände reduzierten 2017 bereits sehr früh die Ernteerwartungen. So waren Erträge von rund 1,0 t/ha in den trockensten Regionen Niederösterreichs keine Seltenheit. Dafür kletterten die Proteinwerte in fast unglaubliche Höhen. Vereinzelt wurde von Proteinmessungen von über 20 % berichtet. Etwas knapp zeigten sich gebietsweise die erzielten Hektolitergewichte.
Was sagt das Hektolitergewicht aus?
Bei Getreidehändlern, Mühlen aber auch in der lebensmittelverarbeitenden Industrie ist das Hektolitergewicht eine wichtige Maßeinheit. Die Analyse kann einfach, schnell und kostengünstig durchgeführt werden. Dabei wird ein Getreideprober, der ein Volumen von Œ l, 1 l oder 20 l haben kann, gefüllt und das Gewicht mithilfe einer Waage ermittelt. Die gewogenen Werte müssen anschließend mithilfe einer Tabelle korrigiert werden, welche das Volumen des jeweiligen Probers berücksichtigt.
Durch die Messung des Hektolitergewichts erfolgt auch eine grobe Einschätzung der angelieferten Ware. Eine Aussage über die Getreidequalität ist jedoch nur bedingt möglich, da dieses von vielen Faktoren abhängt (Kornform, Feuchtigkeit, Verschmutzung usw.). Auch kann das Hektolitergewicht nur wenig über die Backqualität oder die Mehlausbeute aussagen. Oftmals ist ein Zusammenhang nur bei Extremwerten gesichert nachweisbar.
Von der Tendenz her verspricht natürlich ein höheres Hektolitergewicht eine bessere Qualität. Auch zeigen Qualitätsweizensorten höhere Hektolitergewichte als z.B.: Sorten geringerer Qualität. Im Getreidebau werden hohe Hektolitergewichte vor allem in Jahren mit optimalen Abreifebedingungen erzielt (gleichmäßige Wasserversorgung des Weizens, kein Lagergetreide, niedriger Krankheitsdruck, trockenes Erntewetter).
Bei Weizen variiert das Hektolitergewicht zwischen 72 und 83 kg/hl. In Anbau-Lieferverträgen für Premium- und Qualitätsweizen wird als Basiswert oft 80 kg (mind. 76 kg) gefordert. Mahlweizenkontrakte enthalten als Basiswert meist 79 kg (mind. 76 kg), für Ethanolweizen werden oft 76 kg als „Basis-Hektolitergewicht“ verlangt. Bei Unterschreitung der Basis wird je Minderhektolitergewicht zumeist ein Preisabschlag (etwa 1 €/t) vorgenommen.
Hektolitergewicht sinkt durch:
- Erhöhte Kornfeuchte
- Mehrmalige Quellung des Korns
- Früh lagerndes Getreide
- Großes langes Korn
- hoher Schalenanteil
- mehlig-weicher Mehlkern
- Schmachtkorn
- Bruchkorn
- Schädlingsfraß
- Auswuchs
- Leichter Besatz (z.B.: Stroh, Spreu,…)
Hektolitergewicht erhöht sich durch:
- Niedrige Kornfeuchte
- Reinigung des Getreides (Entfernung von Strohanteilen)
- Schweren Besatz (z.B.: Sand,..)
- Kleines rundes Korn
- dünne Schale und glasig, harter Mehlkern
- Gesundes Korn (z.B.: kein Fusariumbefall) ohne Kornbruch