Mit starken Wurzeln kraftvoll in die Zukunft
Ein paar Zahlen zeigen diesen tiefgreifenden
und im Eilzugstempo
verlaufenen Wandel durch Motorisierung
und Technisierung, Zuchtarbeit,
Düngemittel und Pflanzenschutz
auf: Während um die Gründungszeit
im Jahr 1929 noch jeder
zweite Steirer in der Landwirtschaft
tätig war, ist es heute nur noch einer
von 16. Damals gab es steiermarkweit
nur 21 Traktoren, aber fast
30.000 Pferde als Arbeitstiere. Heute
sind es mehr als 65.000 Traktoren
und rund 15.000 Pferde, die überwiegend
der Freizeitgestaltung dienen.
Die Milchleistung lag bei 768
Kilogramm, der Schnitt liegt derzeit
um etwa das Zehnfache höher.
Rund 2.500 Kilo Mais erntete man
damals pro Hektar, aktuell sind 17
Tonnen keine Seltenheit mehr.
Kammer-Präsident Franz Titschenbacher
nannte als große Herausforderungen
unserer Zeit den Klimawandel,
die Globalisierung, die
zunehmende Automatisierung und
Digitalisierung sowie die Verfügbarkeit
von Ressourcen wie Wasser.
„Wir unterstützen unsere Mitglieder
dabei, diese Herausforderungen
zu meistern und diese bestmöglich
für den betrieblichen Erfolg zu nutzen“,
hob Kammerdirektor Werner
Brugner hervor. Mit den – auch digitalen
– Bildungsangeboten sowie
der fachlich fundierten, unabhängigen
Beratung, werde man die Betriebe
auf diesem Weg begleiten.
Klare Zukunftspositionierung zum 90er der Landwirtschaftskammer
Der Blick nach vorne
prägte zu Jahresbeginn
das 90-jährige Bestandsjubiläum
der Kammer.
Im vollen Festsaal des Steiermarkhofes
in Graz stellte sich
LH Hermann Schützenhöfer
voll hinter die steirischen Bäuerinnen
und Bauern und ließ in
Richtung EU wissen: „Weniger
zahlen, aber mehr wollen, das
geht nicht.“
Vier-Augen-Gespräch
vorliegenden Entwurf zum EUAgrarbudget
den Bauern die
Existenz erheblich erschwert
werde. Schützenhöfer: „Deshalb
verwehre ich mich gegen
eine Budgetkürzung ab 2021.“
In einem Vier-Augen-Gespräch
habe er EU-Haushaltskommissar
Günther Öttinger deutlich
vermittelt, die kleinen und
mittleren bäuerlichen Betriebe
nicht zu gefährden.

Herausforderungen
„Der Wandel sei eine große
Konstante in der Landwirtschaft“,
sagte Kammerpräsident
Franz Titschenbacher mit
Blick auf die vergangenen 90
Jahre. Gegenwärtig seien der
Klimawandel, die Digitalisierung
und Automatisierung, die
Globalisierung sowie die Verfügbarkeit
von Wasser für die
Produktion die zentralen Herausforderungen.
Dazu hat die
Kammer eine klare Zukunftspositionierung
vorgenommen,
die Kammerdirektor Werner
Brugner den etwa 300 anwesenden
Verantwortungs- und
Entscheidungsträgern mit
großem Elan und hoher Überzeugungskraft
präsentierte.
Öl des 21. Jahrhunderts
„Die Datenhoheit ist das Öl
des 21. Jahrhunderts“, betonte
Brugner. Daher setze man im
Zuge der Digitalisierung und
des technischen Fortschrittes
darauf, dass die Daten in den
Händen der Bäuerinnen und
Bauern bleiben. Um die Innovationskraft
der Höfe weiter zu
forcieren, baue man die Innovationsberatung
aus.
Autoteile aus Holz
Auf einem bereits guten Weg
sei man bei der verstärkten Verwendung
des nachwachsenden
Rohstoffes Holz beim Bauen
und für die Wärmeerzeugung.
Brugner: „Holz wird auch
schon für Textilien verwendet,
künftig sollen auch Autoteile
und andere Industrieprodukte
daraus hergestellt werden.“
Projekt Steirerteich
Beispielhaft führte Brugner
auch das Projekt „Steirerteich“
an. Mit Bewässerungsprojekten
soll trotz Klimawandel eine sichere
Lebensmittelproduktion
ermöglicht werden. Der klimafitte
Ackerbau, neue trockenheitsresistentere
Züchtungen
oder die klimafitte Waldwirtschaft
seien weitere Aktivitäten,
sich dem Klimawandel
zu stellen.
Welt wird zum Dorf
Noch stärker werde man künftig
als Gegentrend zur Globalisierung
auf regionale und saisonale
Lebensmittel setzen.
Gleichzeitig versuche man die
Chancen des Online-Verkaufs
von Lebensmitteln voranzutreiben,
um einen fairen Preis
zu erzielen. Außerdem werde
man die Entwicklung trendiger
Lebensmittelangebote unterstützen,
die den Wünschen der
zunehmend urbaneren, gesundheits-,
ernährungs- und freizeitbewussteren
Bevölkerung
entsprechen.
„Mit unserer unabhängigen
Beratung und den zunehmend
auch digitalen Weiterbildungsmöglichkeiten
werden wir die
Bauern bestmöglich begleiten“,
betonte Brugner.
Weniger zahlen und mehr wollen, geht nicht
Er kämpfe gegen Kürzungen im
EU-Agrarbudget, sagte Landeshauptmann
Hermann Schützenhöfer bei seiner
Ansprache und betonte: „Von den
Bauern noch höhere Anforderungen zu
verlangen, aber weniger dafür zu zahlen,
das geht nicht.“ Er kritisierte die
angespannte Preissituation und dankte
der Bauernschaft für ihre großen Leistungen
als Lebensmittelproduzenten und
Landschaftspfleger.
Klimawandel
Landesrat Johann Seitinger
bezeichnete den Klimawandel als
„Generalangriff an die nächste Generation“.
Er zitierte Arnold Schwarzenegger:
„Wir sind die erste Generation, die
mit den brutalen Folgen des Klimawandels
konfrontiert ist – und wir sind die
letzte, die etwas dagegen tun kann.“
Lob vom Grazer Bürgermeister
Große
Wertschätzung kam von Bürgermeister
Siegfried Nagl für die Leistungen der
Bauern vom Winterdienst bis zur Lebensmittelherstellung.
Er regte die Fernseh-
Sendung „Bauer sucht Konsument“
an, bei der Menschen einmal einen ganzen
Tag am Hof arbeiten sollten.
Kampf um EU-Budget
„Wir kämpfen gegen
die Kürzung des EU-Agrarbudgets
ab 2021 und eine uneingeschränkte
Fortsetzung der bewährten ländlichen
Entwicklungsprogramme wie dem
Umweltprogramm und der Bergbauernunterstützung“,
betonte Franz Reisecker,
Vizepräsident der LK-Österreich.