17.05.2018 |
von DI Josef Krogger
Hitze und Vollmast - ein gefährliches Paar
Die Vollmast der Fichte schwächt die Bäume grundsätzlich. In Kombination mit einer sehr raschen Hitzeentwicklung werden Fichten zusätzlich gestresst.
Die Fichtenborkenkäfer beginnen ihren Flug im Frühjahr ab Temperaturen von 16 Grad Celsius. Sie bevorzugen geschwächte Bäume und legen ihre Eier unter der Rinde ab. Der geschwächte oder kränkelnde Baum sendet spezifische Duftstoffe aus, die die Borkenkäfer (männliche Pionierkäfer) anlocken. Diese senden Sexualduftstoffe aus und locken die weiblichen Käfer an. Die Entwicklungsdauer von der Eiablage bis zum Ausflug der Jungkäfer der ersten Generation dauert witterungsabhängig zwischen 6 bis 8 (10) Wochen. Können in diesem Zeitraum befallene Stämme rechtzeitig abtransportiert und im Sägewerk entrindet werden, wird eine Massenvermehrung verhindert. Aus einem Brutpaar können sich 50 bis 80 Jungkäfer entwickeln. Ein einziger fängischer Baum kann von mehr als 1.000 Weibchen belegt werden. Zusätzlich werden Geschwisterbruten angelegt. Daraus wird die explosionsartige Massenvermehrung über die Sommermonate deutlich. Jeder einzelne Baum zählt. Die erfolgreiche Bekämpfung des Frühjahresbefalls ist für eine Massenvermehrung entscheidend.
Stehendbefall
Jetzt können frisch befallene Bäume am Bohrmehlauswurf an der Stammrinde oder an Nadelvergilbungen erkannt werden. Die sorgfältige Aufarbeitung dieser sichtbar gewordenen Käferbäume muss unverzüglich erfolgen. Die Vernichtung dieses Brutmaterials kann durch Häckseln oder Mulchen erfolgen. Beim Verbrennen ist besonders auf die erhöhte Waldbrandgefahr zu achten und überdies muss dies der örtlichen Feuerwehr gemeldet werden.
Wird diese zwingende Maßnahme zu spät gesetzt, können die Borkenkäfer ausfliegen und ein Vielfaches an Schaden anrichten.
Natürliche Feinde
Der Ameisenbuntkäfer reagiert als gefräßiger Räuber auf dieselben Duftstoffe, die ein geschwächter Baum aussendet. Er erwartet die Borkenkäfer am Brutplatz und vertilgt sowohl Larven als auch Käfer. Nicht zu unterschätzen sind Vögel, die Larven in großer Zahl fressen. Insektizide vernichten leider neben den Schädlingen auch die Räuber und hemmen damit die Vermehrung der Räuber.
Eine wirksame Bekämpfung der Käferpopulationen mit Lockstofffallen ist leider nicht möglich. Der durch Wind vertragene Lockstoff könnte sogar mehr Befall im angrenzenden Bestand verursachen. Die Lockstofffallen dienen nur der Überwachung und um Schwärmzeiten festzustellen.
Was kann jeder Waldbesitzer tun, um eine Massenvermehrung zu verhindern?
- Sorgfältige Kontrolle aller Bestände, besonders wo Einzelwürfe aufgetreten sind
- Sorgfältige Kontrolle des noch lagernden Rundholzes, der Schlagrückstände und der Energieholzlager
- Befallenes Material sofort aufarbeiten und aus dem Wald abtransportieren.
- Vernichtung der Käferpopulationen durch Abbrennen oder Verhacken des bruttauglichen Materiales (Besonders auf Waldbrandgefahr achten!)
- Jetzt beginnt mit der warmen Witterung der Käferflug. Befall von stehenden Bäumen kann am Bohrmehlauswurf am Stammfuß oder an Rindenschuppen erkannt werden. Die Bestände müssen sorgfältig nach diesen Erkennungszeichen abgesucht werden.
- Fangbäume nur in Absprache mit BFI auslegen
- FÖRDERMÖGLICHKEITEN für Bekämpfungsmaßnahmen können über die BFI beantragt werden.
Erkennungsmerkmal:
- Dürrer Wipfelbereich oder starke Kronenverlichtung
- Bei sorgfältiger Kontrolle der Stammrinde und des Stammfußes kann das ausgeworfene Bohrmehl deutlich gesehen werden.
- Trockene, grüne Nadeln am Waldboden sind ein weiteres untrügliches Zeichen für Käferbefall.
Bekämpfungsmaßnahmen
Neben der sofortigen Aufarbeitung und Abfrachtung aus dem Wald können befallene Stämme mit Insektiziden behandelt werden. Dabei ist aber auf die relativ kurze Wirkungsdauer von wenigen Wochen und auf die sorgfältige und umweltschonende Ausbringung zu achten. Am Markt werden auch mit Wirkstoffen verwobene Netze angeboten, mit denen lagerndes Holz verpackt werden kann, um ein Ausfliegen auf angrenzende Waldbestände zu verhindern. Die klassischen Lockstofffallen dienen eher der Überwachung der Schwärmzeiten als der flächigen Bekämpfung. Diese Lockstoffe dürfen auch nicht zu nahe am Waldbestand aufgestellt werden, damit kein Befall an stehenden Bäumen verursacht wird.