06.08.2018 |
von Rosemarie Wilhelm
Durch Klimawandel früheste Kürbisernte
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Mehr Niederschläge
Im Gegensatz zu den trockenheitsgeplagten Bundesländern Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Ober- und Niederösterreich sind in der Steiermark südlich der Mur-Mürzfurche bisher im Schnitt um 20 Prozent mehr Niederschläge gefallen als in einem Normaljahr. Das bedeutet: Südlich der Mur-Mürzfurche war die Grünlandernte (Heu, Silage) bisher ausgezeichnet. Nördlich der Mur-Mürzfurche ist bis zu 20 Prozent weniger Regen gefallen. Das bedeutet, dass auf exponierten Hanglagen mit wenig Humusauflage Mindererträge bei der Heuernte zu erwarten sind.
Bauern spüren Klimawandel stark – Problem Niederschlagsverteilung und massive Hagelschläge
Da die Böden durch die ausreichenden Niederschläge im Frühjahr überwiegend gut mit Wasser versorgt sind, ist die derzeitige Hitzeperiode bisher für die Pflanzen noch weitgehend verkraftbar. Obwohl die Steiermark südlich der Mur-Mürzfurche um ein Fünftel mehr Niederschläge verzeichnen konnte, liegt das Problem bei der Verteilung. Die punktuellen Starkregen mit bis zu 112 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden (April 2018, Bezirk Leibnitz/Raum Ragnitz) haben im Frühjahr mehr als 1.000 Hektar Äcker arg in Mitleidenschaft gezogen. Die in immer kürzeren Abständen auftretenden intensiven, punktuellen Starkregen sowie die aktuelle Hitzeperiode mit immer mehr Tropentagen sind ein deutliches Zeichen des von den Menschen verursachten Klimawandels. Großen Schaden haben in der Steiermark verheerende Hagelschläge an landwirtschaftlichen Kulturen angerichtet. Bisher beträgt das Schadensausmaß bereits bei 13 Millionen Euro.
Ackerkulturen gedeihen gut
Wichtige Kulturen wie Mais, Kürbis, Soja oder Hirse gedeihen auf den steirischen Ackerflächen überwiegend gut. Erste Sorgenfalten bereiten aber vereinzelt die leichten, sandigen Schotterböden im Grazer und Leibnitzer Feld und im „Unteren Murtal“, wo auch die punktuellen Gewitterregen ausgeblieben sind.
Klimawandel: Kürbisernte so früh wie noch nie
Die durch den fortschreitenden Klimawandel gestiegenen Temperaturen führen dazu, dass die Kürbisernte in der Steiermark so früh wie noch nie beginnen wird. Die Pflanzenexperten aus der Landwirtschaftskammer rechnen damit, dass diese bereits ab Mitte August beginnen wird. Bisher war die Kürbisernte mit Ende August bereits als früh zu bezeichnen. Der steirische Ölkürbis ist derzeit bereits in einem derart fortgeschrittenen Entwicklungsstadium, dass die momentan hohen Temperaturen sich nicht mehr auf den Ertrag auswirken werden.
Mais vielversprechende Ernte erwartet. Vegetation hat stark aufgeholt
Die wichtigste steirische Kulturpflanze Mais braucht generell feuchtwarmes Wetter, die Witterungsbedingungen für das Maiswachstum sind derzeit optimal. Trotz verspäteten Anbaus im Frühjahr (aufgrund der anhaltenden Niederschläge) hat Mais den natürlichen Entwicklungsrückstand durch die warme und feuchte Witterung der vergangenen Wochen aufgeholt. Auf den sandig-schottrigen Böden, wo auch Gewitterregen fehlten, zeigt Mais erste Reaktionen auf die Hitze: Die Blätter rollen sich ein. So schützt sich die Pflanze vor der Hitze.
Soja und Hirse wachsen ausgezeichnet
Die Ackerflächen mit gentechnikfreien Soja haben sich in den vergangenen zwei Jahren auf mehr als 8.600 Hektar fast verdreifacht. Diese wichtige Kulturpflanze hat sich bisher sehr gut entwickelt. Ähnlich gut ist die Entwicklung auch bei Hirse. Man schaut optimistisch in die Zukunft. (Ausnahme: seichtgründige Schotterstandorte).
Äpfel: Trockenheit kein Thema, Vegetationsentwicklung um rund eine Woche voran
Auch für die heimischen Apfelbauern ist die Trockenheit ebenfalls kein Thema. Das Größenwachstum der Äpfel ist zufriedenstellend. Durch die vielen Sonnenstunden kann sich derzeit der Geschmack sehr gut ausbilden. Im Vergleich zu einem Normaljahr ist die Vegetationsentwicklung etwa um eine Woche gegenüber einem Normaljahr voran. Die Apfelernte der Hauptsorten Gala und Elstar wird in den südlichen Teilen des Anbaugebietes rund um den 20. August beginnen, schätzt Obstbauobmann Rupert Gsöls.
Wein: Reife der Trauben um mindestens zwei Wochen voran. Sehr frühes Weinjahr
„Gelassen sind derzeit auch die steirischen Weinbauern, was mögliche Auswirkungen von Trockenheit und Hitze betreffen“, sagt Weinbauchef Werner Luttenberger. Die Reife der Trauben sind gegenüber einem Normaljahr um mindestens zwei Wochen voran, so der Experte. Auch gegenüber dem Vorjahr ist die heurige Vegetationsentwicklung noch um rund eine Woche voran.
Die rote Hauptsorte Blauer Zweigelt zeigt bereits seit Ende Juli entsprechende Färbungen, was sonst in einem Normaljahr erst Mitte August der Fall ist. Sollte diese Entwicklung, so Luttenberger, ähnlich rasant voranschreiten, könnte die Lese der ersten Sorte Müller Thurgau, aus dem auch Sturm hergestellt wird, bereits in der ersten Septemberwoche beginnen. Mit Sicherheit gehört das Weinjahr 2018 zu einem der sehr frühen Jahre. Die Weinbauern hoffen, dass es im August und September zu keinen Wetterkapriolen mehr kommt.