Almwirtschaft unter geänderten Vorzeichen
Die Almsaison steht vor der Haustür. Nach dem heftig umstrittenen, nicht rechtskräftigen Tiroler Kuhurteil hat die Regierung bundesweite Regeln festgelegt. Ein besonderer Fokus liegt bei der Eigenverantwortung der Almbesucher. Auch der Klimawandel und die Wolfproblematik sind für die Almbauern herausfordernd.
Längere Vegetation
Generell zeigt sich: Die Jahresdurchschnittstemperatur steigt, der Sommer wird heißer, Herbst und Frühjahr sind sehr kurz und der Winter wird unregelmäßiger. Es wird wärmer und die Vegetationszeit länger. Das erkennt man im Frühjahr besonders auf den Almen: Schon wenige warme Tage reichen zur Schneeschmelze, die Almgräser und -kräuter wachsen dann umso schneller. Im Schnitt beginnt die Almsaison um zwei Wochen früher als vor 50 Jahren.
Die Almsaison im Herbst könnte auch länger dauern. Ob aber das Almfutter für die Tiere noch verwertbar ist, hängt von der Nutzung im Sommer ab. Wenn zu spät aufgetrieben wird, können die Tiere nicht alles abfressen, ein Teil der Alm wird „überständig“, der Bürstling kommt und lässt die Alm ab Ende August wertlos werden.
Die Almbauern können mit drei Hebeln ansetzen: Früher auftreiben, Tierzahl anpassen und Koppeln auf den Almen einrichten. Damit werden auch die Almen wirtschaftlich interessanter: Es wird weniger Heimfutter verbraucht und die Tiere nehmen besser zu. Knapp ein Viertel oder 328.000 Hektar der österreichischen Grünlandflächen sind Almen. Die Steiermark hat 37.000 Hektar Almfutterfläche, aber die Almflächen mit den Übergängen zu Wäldern und Felsen sind viel größer. Eine Reduktion auf die reine Futterfläche ist fördertechnisch wichtig, zeichnet aber kein realistisches Bild des Ausmaßes.
Klee, Gräser und Kräuter
Die Almflächen sind auch jene Flächen, wo der Mutterboden, das Klima und die Nutzung darüber entscheiden, was und wie viel wächst. Die Mischung von Gräsern, Kleearten und Kräutern ist auf den Almen einzigartig. Auf ihnen zeigt uns die Natur Nutzpflanzen, die im intensiver genutztem Grünland verschwunden sind. Die Tiere bekommen neben den Gräsern und Klee somit täglich eine Portion Heilkräuter.
Aktionsplan Almen
Der von der Regierung vorgestellte „Aktionsplan sichere Almen“ beinhaltet vier wesentliche Punkte (Ausgabe 1. Mai):
- Tierhalterhaftung im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) wird geändert. Die Gesetzesänderung ist in der Begutachtungsphase. uEmpfehlungen für Tierhalter: Beispielsweise Einzäunung von touristisch und verkehrsmäßig besonders stark frequentierten Stellen, gesonderte Verwahrung von besonders auffälligen Tieren bei wiederholt aggressivem Verhalten, Kontakt zu Wanderwegverantwortlichen und das Anbringen von Hinweistafeln bei Almen und Weiden mit Mutterkühen an markanten Stellen.
- Versicherungsschutz prüfen: Eigene landwirtschaftliche Betriebshaftpflicht und ob „Weißgrüne Freizeitpolizze“ für den Weg durch die Weide/Alm den Versicherungsschutz bietet.
- Verhaltensregeln für Wanderer, die bei Gerichtsverfahren und einer Nichteinhaltung ein Mitverschulden bewirken könnten.
Almenland stellt Almbewirtschaftung in den Mittelpunkt
"Wir treiben auch heuer unsere Tiere mit großem Selbstbewusstsein auf die Alm. Wir pflegen damit ein besonderes Stück Natur- und Kulturgut, das die Bevölkerung für Erholungszwecke nutzen kann“, sagt Erwin Gruber, Obmann des Naturparks Almenland. Die 120 Almen im Teichalm-Sommeralmgebiet, die auf einer Seehöhe von 1.200 bis 1.500 Meter liegen, werden überwiegend mit Zuchtkalbinnen und Ochsen bestoßen. Insgesamt weiden 3.000 Rinder auf 3.700 Hektar. In den vergangenen Jahren haben die Almbesucher, insbesondere auch Wanderer mit Hunden, zugenommen. „Weil häufig Eigenverantwortung und Respekt gegenüber Almbesitzern, der Natur und Tieren fehlen, hat das Almenland Gegenmaßnahmen ergriffen. Denn Almbauern und Tourismusbetriebe brauchen einander“, so Gruber. Und weiter: „Wir rücken die Almbewirtschaftung stärker in den Mittelpunkt.“
Wichtige Aktivitäten
Der Naturpark Almenland leitet folgende Maßnahmen ein:
Almen mit Regeln
Für Obmann Erwin Gruber steht fest: „Naturnutzung – ja, aber mit klaren Regeln. Die Eigenverantwortung muss das Maß sein und die Bauern dürfen nicht in Haftung genommen werden. Noch ein Fall wie in Tirol und die Almbewirtschaftung stirbt.“
Schulen sind gefordert
Gruber richtet auch einen Appell an die Pflichtschulen: „Die Verhaltensregeln und vor allem der Respekt gegenüber den Almbesitzern und den Weidetieren auf der Alm sollten besprochen und dann bei Wandertagen auch praktisch vorgelebt werden.“
Wichtige Aktivitäten
Der Naturpark Almenland leitet folgende Maßnahmen ein:
- Weidegebiet – unbegleitete Weidetiere: Eine 16 Kilometer lange Landesstraße durchquert das Almenland. Hier wird mit einer bescheidmäßig verordneten Hinweistafel „Weidegebiet – unbegleitete Weidetiere“ besonders auf die frei laufenden Tiere hingewiesen. Damit ist der höchstmögliche Schutz für die Almbauern gegeben, weil die Verkehrsnutzer selbst haftbar sind.
- Verhaltensregeln für Wanderer: Bei den zentralen Parkplätzen, in den Gastronomiebetrieben und auf der Homepage des Tourismusverbandes wird besonders auf das richtige Verhalten hingewiesen (Tafel mit den Verhaltensregeln).
- Keine Hunde während der Weideperiode: Diese Bitte wird ausgesprochen, damit die Sicherheit der Wanderer und deren Hunde nicht bedroht wird.
- Geordnete Parkplätze. Das Almenland will das ungeregelte Parken von Autos entlang der Landesstraße, aber auch in Weideflächen und auf Wegen verhindern. Eine Parkordnung wird ausgearbeitet und eingezäunte Parkplätze werden überlegt.
- Wanderer werden gebeten, sich nur auf den ausgewiesenen und markierten Wanderwegen zu bewegen. Hinweistafeln sollen das sicherstellen. Dazu wird auch der Kontakt zu den Wanderwegverantwortlichen, wie dem Alpenverein, gesucht.
Almen mit Regeln
Für Obmann Erwin Gruber steht fest: „Naturnutzung – ja, aber mit klaren Regeln. Die Eigenverantwortung muss das Maß sein und die Bauern dürfen nicht in Haftung genommen werden. Noch ein Fall wie in Tirol und die Almbewirtschaftung stirbt.“
Schulen sind gefordert
Gruber richtet auch einen Appell an die Pflichtschulen: „Die Verhaltensregeln und vor allem der Respekt gegenüber den Almbesitzern und den Weidetieren auf der Alm sollten besprochen und dann bei Wandertagen auch praktisch vorgelebt werden.“
Kostenlose Almtafeln ab Mitte Juni
Die Landwirtschaftskammer Österreich und die Almwirtschaft Österreich machen es möglich: In der Steiermark werden 1.500 neue Weidevieh-Warntafeln kostenlos an Alm- und Weidebetriebe verteilt. Diese einmalige Aktion soll mithelfen, die Situation der Almbauern nach dem Kuhurteil von Tirol zu verbessern. Die neuen Almtafeln sind für jene Almen vorgesehen, auf denen Mutterkühe weiden. Die bisher eingesetzten Warntafeln können bleiben. Wenn zusätzlich Warntafeln notwendig sind, sollten die neuen Tafeln verwendet werden. Der Text auf den Warntafeln ist auch in englischer Sprache abgedruckt.
uVerteilt werden die Tafeln über die Bezirkskammern. Pro Alm können ab Mitte Juni maximal zwei Gratis-Tafeln abgeholt werden. Der Steirische Almwirtschaftsverein wird Tafeln beim Almtag am 29. Juni in Hirschegg-Salzstiegel zur Abholung auflegen.
Abholen
In der zuständigen Bezirkskammer können ab Mitte Juni pro Alm maximal zwei neue Tafeln abgeholt werden. Sie liegen auch beim Almtag am 29. Juni auf.
Abholen
In der zuständigen Bezirkskammer können ab Mitte Juni pro Alm maximal zwei neue Tafeln abgeholt werden. Sie liegen auch beim Almtag am 29. Juni auf.
Auf der Breitlahnalm sind die Gäste herzlich willkommen
Rund 90 Rinder weiden von Juni bis September auf der Breitlahnalm. Die Breitlahnalm, auf der die Bauern ein Einforstungsrecht haben, liegt in den Schladminger Tauern im Naturpark Sölktäler. Die über eine Mautstraße gut erreichbare Alm mit der Zaunerhütte liegt auf etwa 1.100 Meter Seehöhe. Familie Ebenschweiger, vulgo Zauner, kommt mit elf Milchkühen auf die Alm, wo die gesamte Milch verarbeitet wird.
Reparaturarbeiten
Auf der Alm beginnen Mitte Mai die Vorbereitungsarbeiten. Dabei werden die Zäune repariert und die Stallungen in Schuss gebracht. Heuer rechnen die Bauern mit mehr Arbeit, weil die extremen Schneemassen viele Zäune beschädigt haben. In den Heimbetrieben werden die Tiere auf das Almklima eingestellt und an die kühlen Nachttemperaturen gewöhnt. Dazu bleiben die Tiere zwei bis drei Wochen lang Tag und Nacht im Freien. Damit werden sie auch an den Stacheldraht- und Elektrozaun gewöhnt. Sie lernen den Elektrozaun zu respektieren. Franz Ebenschweiger: „Das Almvieh muss fit gemacht werden. Nur gesunde Tiere, die gut vorbereitet werden, überstehen den Almsommer gut. So werden die Klauen der Rinder und Schafe geschnitten und die Schafe geschoren. Die gute Vorbereitung ist der halbe Erfolg.“ Die Alm lebt auch davon, dass Gäste kommen, in der Zaunerhütte schlafen und Produkte kaufen. Seit Generationen wird auf der Breitlahnalm der Ennstaler Steirerkas hergestellt. Die Sennerin Martina Ebenschweiger serviert den eigenen Steirerkas mit Almbutter, Bauernbrot und köstlicher Buttermilch sowie die originalen Steirerkrapfen. Martina Ebenschweiger: „Gäste sind bei uns willkommen und viele Wanderer kehren hier ein. Viele kommen auch wegen unserer köstlichen Almbutter und wegen dem Ennstaler Steirerkas. Einige Wanderer sind mit Hund unterwegs, und hier bemerken wir immer häufiger, dass die Hundesackerl auf den Wegen liegen bleiben. Das wird immer schwieriger.“
Almurteil und Wölfe
„Das Almurteil und die Wölfe – diese zwei aktuellen Themen beschäftigen die Almbauern“, so Martina und Franz Ebenschweiger. Sie betonen: „Die Stimmung unter den Almbauern bezüglich der Folgen des Kuhurteils von Tirol ist noch etwas angespannt. Alle wollen abwarten, was wirklich passieren wird. Die vorgeschlagenen Maßnahmen werden als durchwegs positiv gesehen, weil auf der Breitlahnalm Almwirtschaft und Tourismus harmonieren.“ Aktuell ein größeres Thema sind die Wölfe. Nachdem im Murtal auf einer Heimweide Schafe gerissen wurden, haben „hier alle Angst, dass die Wölfe auch ins Ennstal kommen könnten“, so Franz Ebenschweiger. Es sei unmöglich die Schafe auf der weitläufigen Hochalm zu schützen. Für die Rinder werden die Wölfe nicht so gefährlich angesehen, weil sie sich zu wehren wissen.
Reparaturarbeiten
Auf der Alm beginnen Mitte Mai die Vorbereitungsarbeiten. Dabei werden die Zäune repariert und die Stallungen in Schuss gebracht. Heuer rechnen die Bauern mit mehr Arbeit, weil die extremen Schneemassen viele Zäune beschädigt haben. In den Heimbetrieben werden die Tiere auf das Almklima eingestellt und an die kühlen Nachttemperaturen gewöhnt. Dazu bleiben die Tiere zwei bis drei Wochen lang Tag und Nacht im Freien. Damit werden sie auch an den Stacheldraht- und Elektrozaun gewöhnt. Sie lernen den Elektrozaun zu respektieren. Franz Ebenschweiger: „Das Almvieh muss fit gemacht werden. Nur gesunde Tiere, die gut vorbereitet werden, überstehen den Almsommer gut. So werden die Klauen der Rinder und Schafe geschnitten und die Schafe geschoren. Die gute Vorbereitung ist der halbe Erfolg.“ Die Alm lebt auch davon, dass Gäste kommen, in der Zaunerhütte schlafen und Produkte kaufen. Seit Generationen wird auf der Breitlahnalm der Ennstaler Steirerkas hergestellt. Die Sennerin Martina Ebenschweiger serviert den eigenen Steirerkas mit Almbutter, Bauernbrot und köstlicher Buttermilch sowie die originalen Steirerkrapfen. Martina Ebenschweiger: „Gäste sind bei uns willkommen und viele Wanderer kehren hier ein. Viele kommen auch wegen unserer köstlichen Almbutter und wegen dem Ennstaler Steirerkas. Einige Wanderer sind mit Hund unterwegs, und hier bemerken wir immer häufiger, dass die Hundesackerl auf den Wegen liegen bleiben. Das wird immer schwieriger.“
Almurteil und Wölfe
„Das Almurteil und die Wölfe – diese zwei aktuellen Themen beschäftigen die Almbauern“, so Martina und Franz Ebenschweiger. Sie betonen: „Die Stimmung unter den Almbauern bezüglich der Folgen des Kuhurteils von Tirol ist noch etwas angespannt. Alle wollen abwarten, was wirklich passieren wird. Die vorgeschlagenen Maßnahmen werden als durchwegs positiv gesehen, weil auf der Breitlahnalm Almwirtschaft und Tourismus harmonieren.“ Aktuell ein größeres Thema sind die Wölfe. Nachdem im Murtal auf einer Heimweide Schafe gerissen wurden, haben „hier alle Angst, dass die Wölfe auch ins Ennstal kommen könnten“, so Franz Ebenschweiger. Es sei unmöglich die Schafe auf der weitläufigen Hochalm zu schützen. Für die Rinder werden die Wölfe nicht so gefährlich angesehen, weil sie sich zu wehren wissen.